Es sind alles Liebeserklärungen

Herr P. wurde gefragt, warum er unentwegt Seen fotografiert und seine Bilder in den sozialen Netzwerken teilt. Will er da wen neidisch machen?
„Nein,“ so erklärt er, „das sind Liebeserklärungen. Ich mache ich nicht, um irgendwen neidisch zu machen nach dem Motto: Schaut her, wie schön es hier ist, wo ich gerade bin – und Du bist da nicht! Du kannst das nicht genießen. Denn“, so fügt er hinzu, „es gibt fast überall schöne Flecken, man muss nur die Augen aufmachen.“

Auch weist er jede gesteigerte Sucht nach Anerkennung und Lob für seine Bilder von sich. „Klar freut mich ein Like oder ein Kommentar.“
Da ist er dann schon ein wenig stolz auf das Bild.
Manchmal aber nagt es allerdings: doch ein wenig: „Wenn mir einer sagt, was für tolle Bilder die Kamera macht, antworte ich standardmäßig, dass das nicht die Kamera war, sondern ich habe das Bild gemacht. Und wenn jemand sagt, wie schön ein Foto geworden ist und ob ich das gemacht habe, finde ich das ziemlich daneben. Weil das nämlich zum einen bedeutet, dass mir derjenige möglicherweise nicht zutraut, schöne Fotos zu machen, andererseits aber doch, solche aus dem Netz oder sonst woher abzugreifen und als meine auszugeben, oder sie zumindest ohne Quelle zu benutzen. Das geht dann schon etwas gegen die Ehre!“

Also:
Ich liebe diese Seen, ich liebe die Momente dort, all die Bilder sind Liebeserklärungen an die Seen, egal, ob ich dort „nur“ spazieren gehe und fotografiere, oder in ihnen schwimme. Ich bin den Seen dankbar für diese vielen wunderbaren Momente, für die Erfahrungen, die sie mir bereiten. Die Seen sind schön, mächtig, gewaltig und stark, dann wieder sanft, einladend, liebevoll. Sie nehmen mich auf, tragen mich. Sie bereiten mir Vergnügen und kosten mich Kraft, sie fordern mich und erfreuen mich. Ich begegne ihnen mit Respekt und fühle mich gut in ihnen aufgehoben.

Dafür liebe ich sie. Davon möchte ich erzählen, das möchte ich in meinen Bildern zeigen und andere ermutigen, ähnliche Erfahrungen zu machen. Also rauszugehen: An Seen und Weiher, Flüsse, Bäche und Kanäle. Zum Sitzen und Schauen, Staunen und Schweigen, Genießen und Fotografieren, Flanieren und Schwadronieren. Oder auch zum Schwimmen.

Gern zeige ich aus genau diesen Gründen Seenbilder in der Facebook Gruppen Traumhaftes Bayern – Dreamlike Bavaria  und je nach Lage auch in Münchner Buidl und Perspektiven – und jetzt auch in der Gruppe Hier in Oberbayern  auch einer Fotocommunity, in der es unter anderem darum geht, Ecken von Bayern zu zeigen, die abseits vom Schuss sind: Aber eben authentisch.
Dazu gehören vor allem die Seen, an denen sich eben nicht das ganze Jahr über Touris tummeln und immer wieder die gleichen Motive hochladen. Königssee, Hintersee, Forggensee, Alpsee, Walchensee… es wiederholt sich arg. Den Feringasee, wie hier im Beitrag als Motiv, hingegen zeigt kaum einer.
Jedes Kiesloch hat seinen Charme und seine zauberhaften Momente, vor allem, wenn die Sonne tief steht.

Warum aber sieht man auf den Bildern immer so wenig Menschen. Verfälscht das nicht die Wirklichkeit? Denn so einsam, so idyllisch wie er die Seen zeigt sind sie meistens nicht. So leer, so friedlich, so ruhig ist es dort nie – oder nur selten.
Allerdings frage ich mich oft, warum ich wildfremde Menschen am See denn fotografieren soll, ob der See allein denn nicht genug Bildmotiv ist. Bekanntlich ist es nicht unbedingt einfach, Leute zu fotografieren, ohne dass die das bemerken und sich dagegen verwehren. Oder sie um Zustimmung zu bitten. Womit das einmal mehr das Thema Street Photography angeschnitten ist. Was ist noch durch Panoramafreiheit gedeckt? Was ist, wenn man die fotografierte Person gar nicht identifizieren kann?
Darf man dann, kann man dann, soll man dann?
Manchmal schon.
Denn manchmal macht auch ein Mensch am See das Bild besonders spannend, gibt ihm eine andere Bedeutung oder erzählt eine Geschichte, all das, was ein personenloses identisches Foto nicht könnte.

Und eine Liebeserklärung an die Seen ist es trotzdem. In diesem Fall geht sie an den Feringasee bei Unterföhring, östlich von München. So richtig schön ist es da eigentlich nicht, wenn man ehrlich ist. Aber mit ein wenig Geschick und dem Glück des richtigen Augenblicks gelingen auch hier ein paar Bilder für eine meiner Liebeserklärungen.

 

 


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1 Antwort

  1. BrigitteE sagt:

    Gut geschrieben!
    LG Brigitte

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