Ein Forst ist kein Wald – jedenfalls nicht wirklich

Dass ein Forst nicht wirklich ein Wald ist, mag eine steile These sein. Das merkt man spätestens dann, wenn im Nachbarlandkreis hochemotional darüber gestritten wird, ob mitten im Ebersberger Forst (!) ein Windrad errichtet werden soll. Erwartungsgemäß trumpfen die Gegner mit dem Argument auf, der schöne Wald würde so zerstört, ein wunderbares Stück Natur.

Im Forst

Nun ist bei Nahem betrachtet der Ebersberger Forst allerdings kein richtiger Wald im klassischen Sinn sondern waldwirtschaftliches Nutzgebiet, ein zu großen Teilen aus Fichten bestehender Holzlieferant mit wie in solchen Stangerlwäldern üblich, spärlicher sonstiger Flora und auch nur überschaubarer Fauna.
Artenvielfalt jedenfalls geht anders. Das hindert die Waldromantiker aber nicht daran, auch diesen Forst als eine Art Nationalheiligtum zu verklären, die Deutschen und ihre Liebe zum Wald (oder das, was sie dafür halten), ist eben ein ganz besonderes Kapitel.

Im Forst

Auch der Wald hinter unserem Haus besteht zu großen Teilen aus wenig Wald dafür umso mehr Forst, was dem Eigentümer zwar die Freude am Jagern bereitet, aber derzeit vor allem viel Geld für sinnvolles Aufforsten nach Sturmschäden kostet. Denn die Fichten knicken einfach ein, wenn die Stürme über den Wald hinwegfegen. Am Ende wird der Waldeigentümer dennoch seinen Schnitt machen, als Privatbanker hat er das sicher durchkalkuliert.

Im Forst

Weniger Waldversierte witterten mächtig Ungemach, als vor ein paar Jahren nach dem Verkauf des Waldes die Wege instand gesetzt wurden und Lichtungen geschlagen wurden. Tatsächlich kam kurzzeitig das hahnebüchene Gerücht auf, hier würde ein Windrad aufgestellt. Wer einmal den Antransport eines Windrads gesehen hat (habe ich auf Euböa), dem sollte der Verstand eigentlich sagen, welch Unfug allein die Idee ist. Die Enge der Wege, die Kurven – vollkommen unmöglich auch nur ein einziges Rotorblatt in den Wald zu karren.
Die Kolportage dazu allerdings war schnell geschehen. Welch Dummzeugs, aber bei einer bestimmten Klientel hüllt sich eben der Verstand in Dauerschweigen, vielleicht, weil er einfach verkümmert ist.

Im Forst

Dass die Lichtungen dem Jäger dienen, denn alsbald darauf standen dort Hochsitze und Futterraufen, lenkte die Empörung schließlich in eine andere Richtung: Von gemeiner Hinterhältigkeit gegenüber dem Schalenwild war die Rede, denn natürlich erregt die Jagd die Gemüter – es sei denn, es geht gegen den Wolf, der ja bekanntlich das Böse schlechthin verkörpert. Da kann nicht schnell genug der Ruf nach der Flinte erschallen. Schon damit man unbehelligt und bar jeder Gefahr durch den Wald ausschreiten kann.

Im Forst

Nicht so die armen, bemitleidenswerten Rehe, die erst an die Futterplätze gelockt werden und wenn sie sich daran gewöhnt haben mit einem formidablen Blattschuss erst ins Jenseits und dann in die Tiefkühltruhe des Weidmanns befördert werden.

Im Forst

Vielleicht ist das (m)eine schwarzweiße Sicht der Welt, ich bin auch nicht sonderlich waldversiert, aber allzu viel gehäuft Dummheit macht mich bisweilen recht fassungslos.

Im Forst

Als im Weiher die neun Stockenten von einen auf dem anderen Tag verschwunden waren, wurde auch sofort das nahe Ende der Waldidylle herbeispekuliert. Vollkommen wurscht, dass einige Tage später alle Enten wieder da waren und seitdem quitschquackfidel wieder ihre Runden drehen und damit sämtlichen Verschwörungsmutmaßungen, jetzt werde auch der idyllische Teich trockengelegt, den Boden entzogen.

Unterwegs im Forst

Aber so ist das nun mal mit dem doitschen Wald. Auch, wenn er nur aus Stangen besteht…

Unterwegs im Forst

Nun muss ich natürlich zugeben, dass mir selbst ein Forst, der nur wenig mit einem Wald gemein hat, hinterm Haus allemal lieber ist als ein Gewerbegebiet.

Und wissen Sie, wem das ganze Gerede, Gewese und Getue vollkommen egal ist?

Genau.

Unterwegs im Forst


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