Die Stippvisite am Erlensee

„Erlebnisgaststätte Erlensee“ – das hätte Warnung genug sein müssen. Ist es aber nicht. Der Erlensee bei Schechen nördlich von Rosenheim ist ein etwas größerer beinselter Badeteich, an dessen Nordufer sich besagte Gaststätte befindet und direkt daneben ein Campingplatz.

Das Terrain will ich, da ich sowieso dort vorbeikomme, kurz inspizieren und prüfen, ob ich im Sommer hier mal schwimmen werde.
Die Stippvisite allerdings soll mir nicht nur einen ersten Eindruck verschaffen sondern mir vor allem ein paar Winterbilder von Seen bescheren, von denen ich im Moment jede Menge brauche.
Schon beim Abbiegen auf das Gelände habe ich das erste „Erlebnis“: Parken nur für Gaststättenbesucher steht hier auf dem einen Schild, ein paar Meter weiter weist ein anderes Schild darauf hin, dass dies der Parkplatz nur für Campingplatzbesucher ist. Was, wenn man sich weder noch zum Parken qualifiziert?
Irgendwo dazwischen will ich mein Auto abstellen, werde aber nachdrücklich aufgefordert, hier nicht zu parken. „Ich muss jetzt hier saubermachen,“ vertreibt mich ein Mann auf einem kleinen Traktor, der über das Gelände fährt und die beim letzten Sturm abgebrochenen Äste zusammenschiebt. Das sehe ich ein.
Ok – parke ich eben doch auf der Fläche der Erlebnisgaststätte, zur Not kann ich mich ja, wenn der Wirt unflätig werden sollte, auf den Mann berufen, dass er mir das so angeschafft hat.

Ein Spaziergang soll mich um den Badeteich führen. Als erstes lerne ich, dass einige Bänke nicht für Bade- sondern nur für Restaurantgäste gedacht sind, angeschraubte Schildchen weisen darauf hin. Dann, dass dieser Uferbereich nur für Camper reserviert ist, dazu, dass man hier und dort nicht durchgehen darf und so weiter und so weiter.
Gerade, dass man einigermaßen ungeregelt frei atmen kann und darf. Fotografieren darf man vielleicht auch nicht, was mir aber scheißegal ist. Und ich latsche auch direkt an den Wohnwagen vorbei um den See herum.
Darf ich das? Ist mir ebenfalls egal. Ich tu es einfach.
Argwöhnisch beäugen mich ein paar Leute, die vor einem Wohnwagen geschäftig tun. Noch argwöhnischer werden sie, als ich die Kamera hochnehme. Da ich aber lieber über den See als über den Campingplatz fotografiere, sprechen sie mich nicht an. Trotzdem spüre ich ihren stechenden Blick im Nacken und weiß, dass sie jetzt jeden meiner Schritte mit den Augen verfolgen werden. Wozu sonst schließlich steht ihr Wohnwagen in erster Reihe?

Vielleicht sind sie aber auch nur so abweisend, weil ich es unterlassen habe, ihnen im Vorbeigehen ein freundliches „Servus“ über die 155m hoch akkurat geschnittene Hecke zuzurufen. So etwas Unverschämtes, Ungehöriges, Ungezogenes aber auch!

Ich bin nicht der Einzige, der am Camper:innen-Ufer entlang läuft. Erstaunlich viele Leute führen ihre Hunde hier spazieren. Unangeleint ist so mancher Vierbeiner, und dass, wo doch extra einige Schilder darauf hinweisen, dass Hunde an der Leine geführt werden müssen. Immerhin dürfen sie mitgebracht werden. Das ist auch nicht überall erlaubt.

So viele reglemtierende Schilder wie rings um den Erlensee habe ich selten gesehen. Aber vielleicht muss das so sein, weil der Teich im Sommer von Menschen mit unterschiedlichsten Interessenslagen schier überflutet wird. Und da will der Wirt seiner Klientel Parkplätze und Sitzbänke ebenso freihalten wie die Dauercampenden ihren Uferbereich für ihr Handtuch.
Kann man ja auch verstehen.
Wenn sich keiner an die Regeln hält, welch Chaos würde sonst herrschen? Wo soll der schnitzelbefüllte Gast hernach in der Sonne sitzen, wo Camping Uschi und Heinz Ewermann nach verrichtetem Tagewerk ihre Liege am See aufstellen?
Und vor allem: WO PARKEN?

Wer das nämlich falsch macht, der wird bestimmt schnell sein blaues Wunder erleben. Ist ja schließlich eine Erlebnisgastätte. Mir wird ganz schwummrig bei dem Gedanken, wie es hier wohl in der Hauptsaison zugeht.

Als ich genug Bilder habe, trolle ich mich zum Auto. Der Typ mit seinem Minitraktor hat natürlich noch nichts sauber gemacht. Er kurvt ganz woanders herum.
Meine Stippvisite macht mir klar: Zum Erlensee werde ich ganz sicher nicht gesondert hinfahren. Aber sollte ich vielleicht mal, wenn ich auf dem Weg von irgendwo nach irgendwo bin, wieder dort an der B15 vorbeikommen, halte ich vielleicht ja auf ein Schwimmründchen, schon um die Zahl der beschwommenen Gewässer in Oberbayern um eins nach oben zu treiben. Allerdings müsste ich bis dahin in Erfahrung gebracht haben, wo ich als popeliger Seebesucher ohne Camping- oder Restaurantsbesuchslegimitation parken darf; und wo ich meine Tasche hinstellen, wo ins Wasser und wo ich mich anschließend in der Sonne aufwärmen darf. Vielleicht nehme ich dann einen Gartenzwerg mit, der fehlt da nämlich noch.

Oder das Aufstellen von Zwergen ist auch verboten. Möglich wäre das.


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1 Antwort

  1. Das Restaurant am Erlensee ist bei Urlaubern eine Legende. Keine Ahnung wieso, als Rosenheimerin bin ich nie da gewesen. In der Hauptsaison ist es so voll, dass es aus allen Nähten platzt. Für mich schauen die Gerichte auf der Karte jetzt nicht unfassbar einladend aus, aber anscheinend treffen die den Geschmack einer großen Anzahl Besucher.

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