Auch beim Boostern – die Diskriminierung alter weißer Männer schreitet voran…

Diskriminierung

Adriaen Brouwer: „Der Chirurg“, gemalt ca. 1633

Die Diskriminierung alter weißer Männer schreitet voran – ein Beispiel aus dem Alltag, am eigenen Leibe erlebt. Es geht ums Boostern.

Nein, sich boostern zu lassen ist nicht weiter schwierig. Wenn man es denn will
Und ja:
Ich wollte es.

Es ist ein gewisser organisatorischer Aufwand möglich – zugegeben. Denn nicht alle Impfzentren bieten die Termine so an, wie man sie vielleicht hätte; Nämlich „zwischen den Jahren“ und damit für mich im Urlaub.
Da muss man eben flexibel sein, ein halbes oder ganzes Stündchen früher oder später. Dann findet sich auch was. Fertig.
Verständlicherweise ist das Impfzentrum in Poing voller Eltern mit ihren Kindern, da Kinder endlich geimpft werden können und das am besten so schnell wie möglich, vor allem aber in den Ferien. Ganze Familien sind gekommen – wie im Sommer in den Poinger Wildpark.
Und schon sind wir mitten im Thema. Der Impfarzt nämlich, nachdem er sich von einer Mutter mit einem etwa sechs Jahre alten Mädchen verabschiedet, mich begrüßt und mir einen Platz angeboten hat, schüttelt sein in Weisheit ergrautes Haar und meint: „Na, das wird dann aber jetzt keine Kinderimpfung!“
„Ja, sage ich“, so schaut’s aus.
„Dann gibt’s auch keine Gummibärchen!“
Zack – erste Diskriminierung. Allein wegen des Alters. Alter weißer Mann eben. Da hat man es heutzutage echt schwer.

Ich nicke betrübt und vermeide den Hinweis, dass man andernorts sogar eine Gratis-Bratwurst beim Impfen  bekommt. Dabei kracht auch mir der Bauch bis nah an die Peinlichkeitsgrenze. Es geht auf die Mittagszeit zu, das Frühstück liegt schon etwas länger zurück.

„Obacht“, ermahne ich den Arzt, der meinen angefledderten Impfausweis auseinanderfaltet. Der immerhin ist aus meiner Zivildienstzeit, nachdem ich das Original irgendwann verloren hatte. Damit hat aber auch dieser mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel.
„Das ist ein historisches Dokument.“

„Keine Sorge“, erwidert der Doc. „Aber das sind wir beide doch auch: Historische Dokumente.“
Zack – zweite Diskriminierung.

Die Spritze ist schnell gesetzt, der Impfstoff verabreicht. Jetzt geht es mir wie meinem guten Freund Alex, der mir unlängst am Telefon sagte, sein Impfpass sei wie ein Panini-Album. Nur eben voll. Ganz genau wie bei mir. Drei Impfungen, drei unterschiedliche Impfstoffe. Perfekt.
Ok –  mir fehlen noch Sputnik und Johnson & Johnson. Aber das ist wie die Special Glitzer Edition von Panini, an die Sticker kommt man normalerweise nicht dran und es gibt auch keine Felder im Panini-Album dafür..
Gegen die DiskriminierungDer Doc klebt das Pflaster auf meinen geboosterten Oberarm.
„Wie jetzt? Kein Star Wars Pflaster? Nicht mal ein Bärchen-Pflaster?“ Ich bin enttäuscht.
Zack – dritte Diskriminierung.

Er schaut mich irritiert an – entweder, weil er im ersten Moment nicht weiß, was ich von ihm will oder weil er mich für vollkommen verblödet hält. Dann schnallt er es, noch bevor ich ihm mit dem Matthäus Evangelium kommen muss: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.“ (18,3).

Er greift in eine Schublade. „Bitte schön! Dann bekommen Sie eben doch Gummibärchen!“
Höflich und nur so semi-ehrlich wehre ich ab.  Schließlich gehöre ich auch zu der Kategorie Menschen, die nach dem Friseur-Besuch in die große Dose mit den Gummibärlis greift und zufällig auch immer gleich zwei Tüten in der Hand hat. Manchmal auch drei. Stammkunden dürfen das.

Schnell sind die Weingummis in der Jackentasche verstaut.

Erst im Nachsorgebereich betrachte ich meine Beute näher. Na also -geht doch. Man muss nur den Mund aufmachen und sich gegen die Diskriminierung wehren. Und wenn der schon mal auf ist – also der Mund – gleich rein mit den Gummibärchen.

So nämlich!
Und nicht anders.

Also Leute: Lasst Euch boostern. Und greift die Gummibärchen ab!


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3 Antworten

  1. Juckplotz sagt:

    Nicht nur in Bayern, auch Baden-Württemberg gibt es diese Diskriminierung ;-)
    Meine Ärztin sagte zu mir, bevor sie zugestochen hat: „Ganz tief einatmen und wieder ausatmen“…. Als ich sie fragte, warum dies nötig sei, sagte sie „Zur Ablenkung, Kinder bekommen einen Luftballon zum Aufblasen; so konzentriert man sich nicht auf den Pieks“
    Klasse, ich bekam keinen Luftballon

  2. Angelika Jell sagt:

    Oh wie gemein, ich hab mir extra die grauen Haare überfärbt und keine Gummibärchen bekommen.. aber dafür ein Pflaster mit Glücksklee drauf 😃

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