Der Tourist am Ammersee
Lustig ist sie, die Seefahrt, und schön. So will es zumindest der singende Volksmund wissen.
Und wissen Sie was? Er hat recht.
Das ist einer der Gründe, warum es mich immer wieder nicht nur zum Schwimmen in sondern auch zum Bootsfahren auf die Seen zieht. Kaum ein Urlaub, in dem wir uns nicht quietschvergnügt über Seen und Flüsse, gelegentlich auch übers Meer schippern lassen. Denn neben all der Lustig- und Schönheit gibt es, auch das weiß das Kinderlied, viel zu sehen.
Wen wundert’s, wenn auf den Ausflugsschiffen auf den bayerischen Seen immer viele see- und sehbegierige Menschen zusammenkommen?
Nun ist das so eine Sache mit den Schifffahrten zwischen Ammer- und Chiemsee: Die ist ja eigentlich in erster Linie für Urlauber und Tagesausflügler gedacht, daher komme ich hierzulande eher selten dazu, es sei denn, ich will – wie auf dem Ammersee – ein Stück fahren und zum Ausgangspunkt zurückschwimmen oder am Chiemsee, um mal wieder auf eine der Inseln zu kommen, denn auch die kann man umschwimmen zumindest die Fraueninsel oder als Startpunkt zum Langstreckenschwimmen nutzen.
Sehr ungewöhnlich, dass ich wie ein Tourist einfach nur auf Deck sitze, mich umhertuckern lasse und schaue.
Einer dieser seltenen Momente allerdings war vor Kurzem die Fahrt auf dem Ammersee. Von Utting nach Herrsching, weiter nach Dießen, wieder nach Herrsching und zurück nach Utting. Macht zweieinhalb Stunden Bootsfahrt, 18,60 € und die üblichen drölfzigtausend Fotos auf der Speicherkarte meiner Kamera. Eine kleine Auswahl zeige ich heute hier.
Ansonsten: Keine besonderen Vorkommnisse, keine Renate an Bord, nur wenige Gesprächsfetzen dringen an mein Ohr. Einmal berlinert ein Tourist in einer Gruppe zu seiner Begleitung, offenbar Hiesige, wie schön sie es hier doch hätten.
Ja, denke ich und mir fällt die Geschichte von dem Wanderer im Fünf-Seen-Land (wahlweise auch Berchtesgadener Land, Wendelstein, Zugspitze, Mittenwald, Chiemgau…) ein, der eine Bank erblickt, auf der er rasten könnte. Dort sitzt bereits ein alter Mann. Der Wanderer fragt, ob er Platz nehmen könne. „Freilich“, bedeutet ihm lächelnd der Alte. „Nur zu“. Die beiden Männer kommen ins Gespräch, der Wanderer erkennt irgendwann, dass er neben dem Herrgott höchstpersönlich sitzt.
Im Anflug von Wagemut fragt er ihn, was er hier mache.
Worauf der Herrgott antwortet: „Home Office!“
Damit wäre wohl alles gesagt.
Denn diese Ruhe, die sich an einem Herbstnachmittag über den See legt, ist wirklich paradiesisch.
Viele Segelboote dümpeln an den Bojen unter der Persenning…
…aber einige sind noch bei lauem Wind unterwegs. In nicht allzu großer Ferne grüßen die Alpen, davor die Riesenlauscher von Raisting, die ich im Frühjahr besucht habe.
Nur einmal bläst der Kapitän scharf in sein Horn, als ein Segler den Fahrtweg sehr knapp kreuzt. Der aber gibt sich denkbar unbeeindruckt, bleibt auf Kurs und zieht dicht vor dem Bug des Ausflugsboots vorbei.
2017 war ich zum letzten Mal im Ammersee schwimmen, blogseidank lässt sich das immer sehr genau recherchieren. Zeit wird’s, den See wieder auf die Liste zu nehmen.
Für 2022.
Jetzt genieße ich ihn einfach nur von seiner Oberfläche aus…
Wie so’n Tourist. Aber letzten Endes bin ich ja auch einer.
Vielen Dank fürs Lesen.
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