Zum World Drowning Prevention Day: Bojenschwimmen? Besser ist das

Die Vorteile liegen auf der Hand. Bojenschwimmen ist nicht etwa ein Zeichen eigener Unsicherheit und vielleicht Angst. Bojenschwimmen ist in vielen Fällen im Gegenteil ein Zeichen der Vernunft.

Drei gute Gründe sprechen für mich eindeutig dafür und anlässlich des heutigen World Drowning Prevention Days möchte ich diese noch einmal zur Sprache bringen. Das alles ist nicht neu, das alles sollte Freiwasserschwimmer*innen hinlänglich bekannt sein.

Für mich ist Bojenschwimmen immer dann angesagt, wenn ich mich weiter als vielleicht zweihundert Meter vom Ufer entferne, also bei größeren Seen und Weihern, wenn immer ich längere Strecken plane, also zum Beispiel auch parallel zum Ufer an einem See zu schwimmen, oder wenn es mir im Wasser zu wimmelig wird, also zum Beispiel viele Ruder- und Schlauchboote oder die mittlerweile omnipräsenten SUPs auf dem Wasser sind. Dort, wo gesegelt, Tretboot gefahren wird oder gar Motorboote unterwegs sind, ist das ohnehin selbstverständlich.
Und ich freue mich, dass ich immer mehr Menschen mit Bojen im Wasser sehe. Besonders aber begeistert mich, dass die Zahl der älteren Leute, die gar nicht mal so weit schwimmen, massiv gestiegen ist. Viele haben statt einer Boje eine Schwimmnudel, ein Stück davon oder ein Schwimmbrett, dass sie sich an den Bauch binden, aber eben auch Bojen. Ich finde das gut und ich stelle fest: Es sind überwiegend Frauen.
Als Erklärung zimmere ich mir zusammen, dass viele Frauen in dieser Generation nicht allzu gut schwimmen gelernt haben, gleichzeitig aber haben Frauen offenbar auch gar kein Problem damit, mit einer Boje oder einem Bojenersatz auf Nummer sicher zu gehen. Nicht selten sind diese Frauen übrigens in Begleitung ihrer Männer, die aber dann ohne Boje.

Warum?
Schämen die Männer sich? Meinen sie, eine Boje sei ein für jeden sichtbares Zeichen von Unsicherheit, Angst oder mangelnder Fähigkeit zu schwimmen? Ist das diese männliche Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten, von denen man meint, sie zu besitzen? Können oder wollen sie nicht zugeben, dass sie besser auf Nummer Sicher gehen statt zu demonstrieren, alles im Griff zu haben?
Es ist so absurd, da doch die mit Abstand meisten Badeunfälle Männer betreffen, Männer über 50 und dann vor allem in Freigewässern.
Und wenn ich die vielen Meldungen der letzten Wochen lese, dann waren enorm viele Männer über 70 Jahren unter den Toten. Vielleicht hätte hier der eine oder andere Badeunfall verhindert werden können. Ich weiß es nicht.

Die drei guten Gründe, gerne noch einmal dargelegt:

1. Die eigene Sicherheit

Ja, eine Boje ist keine Schwimmhilfe, sie rettet mich nicht zuverlässig, aber ich habe doch die Chance, bei einem kleineren Schwächeanfall mich an die Boje zu klammern, auch bei einem Krampf oder einfach nur, um zu verschnaufen.

2. Ich bin viel sichtbarer

Wer schon mal mit einem Ruderboot oder einem SUP kollidiert hat, weiß, wie schmerzhaft das sein kann – und wie gefährlich, wenn einem ein Ruderer den Riemen samt Ruderblatt um die Ohren klatscht. Schwimmer*innen sind offenbar im Wasser nur schlecht auszumachen und nicht überall sind die Territorien sauber abgesteckt, dass einen weder ein Surfer noch ein Jet-Ski-Fahrer auf dem Meer über den Haufen brettert.

Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass mir von einem Boot aus plötzlich Leute irgendetwas zugerufen haben, die mich im Wasser entdeckt haben – und immer hatte ich eine Boje im Schlepptau. Nur darum haben sie mich überhaupt gesehen. Das sagt eigentlich schon alles.

Auch vom Ufer aus sind Schwimmer*innen mit Boje weithin sichtbar. Wer also seine Sachen am Ufer lässt, muss mit Boje nicht unbedingt fürchten, dass seine Tasche gefunden und in Fehleinschätzung der Situation der Notruf getätigt wird. Gerade erst hat eine Schwimmerin im Alpsee für einen Hubschraubereinsatz gesorgt, obwohl sie nur ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt war.

3. Platz für den Autoschlüssel

Viele Schwimmer*innen machen sich fortwährend Gedanken über ihr Hab und Gut, das sie am Ufer zurücklassen. Bojen haben i.d.R. ein Fach, sodass ich alles im Auto verstauen und den Autoschlüssel mitnehmen kann. Das kann manchmal sehr hilfreich sein. Für mich zählt dabei nicht unbedingt, dass ich Angst habe, ich könnte bestohlen werden.
Außer meinem Handtuch, das mir am Starnberger See (ausgerechnet dort) geklaut wurde, ist noch nie etwas weggekommen. Ich weiß, das ist keine Garantie. Viel wichtiger aber ist, dass ich meine Garderobe an Tagen, an denen es regnen könnte, nicht unbedingt ungeschützt am Ufer zurücklassen will und deshalb samt Schwimmtasche im Auto verstaue. Und dann muss der Schlüssel nun mal mit.

Fazit: Es braucht keine zehn guten Gründe, um mit Boje zu schwimmen. Die drei reichen. Und wen das noch nicht überzeugt: Bojen kosten unter 30 Euro, eine lohnenswerte Investition. Und man muss sie nicht mal mehr im Netz bestellen, sie sich aus dem Ausland zuschicken lassen und wochenlang darauf warten. Es gibt sie mittlerweile sogar als Standardsortiment z.B. bei Decathlon und vielen Onlinehändlern.

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1 Antwort

  1. Naya sagt:

    Sichtbarkeit gegenüber SUPs und Booten sowie Wertsachen dabei haben zu können, das waren für mich auch die beiden wichtigsten Punkte, mir eine Boje zuzulegen.
    Und daß auch ich nicht gerade Leichtgewicht mich durch an der Boje festhalten ausruhen kann, hat mir auch gezeigt, daß sie mir auch im Notfall das Über-Wasser-halten zumindest erleichtern sollte.

    Keine Boje nutze ich eigentlich nur dann, wenn ich Badesachen unter Laufklamotten anhabe und nach dem Laufen am See noch etwas schwimme – Schwimmbrille beim Laufen auf der Stirn haben, das geht grad noch, Boje untern Arm klemmen dabei, dann würd sich nicht mehr gut laufen lassen ;)
    (dann bleibe ich aber meist auch relativ nah am Ufer, in Bereichen, wo ich stehen könnte, wo Boote gar nicht hindürfen und normal auch keine SUPs unterwegs sein sollten)

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