Betr.: Wildtiere fotografieren (Teil 5): Besuch in Zoos und Wildparks

Gottesanbeterin in Dalmatien

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe über Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit beim Bloggen. Bitte beachten Sie die Linksammlung am Ende des Beitrags, denn das Thema  „Wildtiere fotografieren“ kommt in einer eigenen kleinen Serie innerhalb der Reihe zur Sprache. Es ist zu komplex, um es in nur einem Blogpost zur Sprache zu bringen.

Im Blog des Weltenbummlers perpetual fragments lese ich einen interessanten Beitrag über die Ethik und Wildtierfotografie  der ursprünglich als 8 Common Ethical Mistakes in Wildlife Photography (And How to Fix Them) von Ellyn Kail auf Feautre Shoot veröffentlicht wurde.
Ein äußerst spannendes Thema, zu dem es sich in der Tat lohnt, Gedanken zu machen. Was mich betrifft, habe ich eine klare Meinung zu den meisten Punkten, die dort Erwähnung finden und ich halte damit nicht hinterm Berg.
Hier Teil 5.

 

 

6. Besuch von Zoos und Wildparks

„Wildparks und Zoos sind zwar weit verbreitet, aber alles andere als ethisch, denn das Leben der Tiere auf dort ist oft kurz und schwierig. Sie werden zu Profit- und Unterhaltungszwecken gezüchtet und verbringen einen Großteil ihres Lebens eingesperrt hinter Gittern.“ So lautet die viel genannte Kurzformel von Tierrechtlern und Tierethikern. Und weil das so ist, müssen Zoos und Wildparks boykottiert werden – damit ist die Fotografie von Wildtieren generell ausgeschlossen. Überspitzt weitergedacht würde das auch bedeuten, dass es nicht nur per se unethisch ist, solche Einrichtungen zu besuchen, sondern noch schlimmer, Bilder von dort zu veröffentlichen, die andere wiederum dazu animieren könnten auch dorthin zu gehen (s. Punkt 3 Geotags).

Grüner Baumpython im Haus des Meeres in Wien

So sehr ich in einigen der vorangegangenen und auch den folgenden Punkten den Tierethikern recht gebe, an dieser Stelle treffen zwei Meinungen aufeinander, die sich nicht in Einklang bringen lassen. Deren und meine (wobei ich nicht allein mit der meinigen da stehe).
Sicher, es gibt viele Wildparks und Zoos, die man als wenig artgerecht und höchst problematisch bezeichnen kann. Um nicht zu sagen: Es herrschen dort wirklich schlimme Bedingungen für die gehaltenen Tiere.
Sicher, es gibt Tierparks, die mit Tierschauen höchst fragwürdige Showprogramme anbieten.
Was aber nicht zwangsläufig dazu führen darf, Zoo Tierparks und in diesem Zusammenhang sicher mit zu benennende Aquarien und Tierreservate in Bausch und Bogen zu verurteilen und zu verdammen.

Das aber tun die Tierethiker und -rechtler, sie können nicht anders in ihrem fundamentalistischem Dogmatismus. Und dann werden sowohl Arche- und Artenschutzprogramme solcher Einrichtungen außer Acht gelassen, wie Nachzucht- un d Auswilderungsmaßnahmen, all das, was hinter den Kulissen moderner Zoos passiert und nicht wenigen, wenn auch nicht gerade sehr  populäre Tierarten ihre Fortexistenz sichert.
Die Geschichte der Zoos und Tierparks, der Menagieren ist übel, die Gründe ihrer Entstehung oft zweifelhaft, heute aber sieht die Sache eben ganz anders aus.

Nashorn im Münchner Tierpark Hellabrunn

Ich jedenfalls habe eine andere Meinung zu diesem Thema, ich halte Zoos und Wildparks für durchaus sinnvoll und ethisch vertretbar, wenn sie Standard naturnaher und artgerechter Haltung einhalten. Und ich traue einem Herpetologen in einem Zoo durchaus zu, besser beurteilen zu können als ich und besser als die meisten Tierrechtler, ob ein grüner Baumpython eine artgerechte Unterbringung in einem Terrarium hat oder nicht.
„Niemals, grundsätzlich nicht!“ erwidern dann Tierethiker und damit ist die Diskussion (für mich) zu Ende. Denn wir werden niemals zueinander finden.

Schneeeule im Münchner Tierpark Hellabrunn

Ich werde auch weiterhin in Zoos gehen, werde Eintritt für Naturschutzgebiete und Nationalparks zahlen, um dort Tiere fotografieren zu können, die ich sonst nie zu sehen bekäme. Ich werde auf Planken und geführten Wegen zu Aussichtsplattformen laufen, um Seidenreiher fotografieren zu können. Viele dieser „verurteilenswerten“ Parks und Reservate bieten längst die letzten Überlebensnischen für seltene Tierarten. Es sind angesichts permanent fortschreitender Zerstörung von Lebensräumen dringend benötigte Schutz- und Rückzugsgebiete. Was kann daran unethisch sein?
Dass Wildtier-Fotos aus Zoos generell als weniger wertig eingestuft werden, weil die Möglichkeiten, dort Tiere zu fotografieren immer gegeben ist, anders als in der freien Natur, steht auf einem ganz anderen Blatt. Natürlich sind das keine natürlichen sondern gestaltete, begrenzte und eingezäunte Lebensräume. Natürlich befinden sich dort die Tiere zum Teil auf dem Präsentierteller, Tiere, sind an Menschen und ans Fotografieren gewöhnt – das macht es einfach. Und die Bilder weil weniger aufwendig auch weniger wertig. Aber wie gesagt: Das ist eine andere Diskussion.

 

Seidenreiher im Vrana See

Ich möchte Seelöwen und Löwen im Zoo ansehen, bestaunen, beobachten und fotografieren können. Ich möchte diese Tiere in echt sehen, ohne dafür um die halbe Welt reisen zu müssen, ohne mit Massen anderer Menschen und alle mit verheerendem  CO2 Fußabdrücken überall hingekarrt werden zu müssen.

Seelöwe im Münchner Tierpark Hellabrunn

Löwe im Münchner Tierpark Hellabrunn

Und vielleicht möchte ich auch mal einen echten, lebenden Eisbären sehen. Und angesichts dessen, wie wir mit unserer Welt umgehen, würde es mich nicht  überraschen, wenn dies außer in Zoos irgendwann sonstwo auf der Welt nicht mehr möglich sein wird…

Eisbär im Mücnchner Tierpark Hellabrunn


 

Text und alle Bilder: Lutz Prauser. Alle Rechte beim Autor

Interessiert Sie das Thema?

Dann empfehle ich die kleine Beitragsserie, bereits erschienene Beiträge sind verlinkt, alle anderen Beiträge werden noch veröffentlicht.

    1. Wildtiere mit Ködern locken
    2. Unüberlegter Einsatz von Blitzlicht
    3. Alles mit Geotags versehen
    4. Zu nah herangehen
    5. Nicht seine Hausaufgaben machen
    6. Besuch von Zoos und Wildpark
    7. Inszenierte Fotos
    8. Anthrophomorphisierung

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2 Antworten

  1. Richard sagt:

    Auf diesen Punkt Deiner sehr gut gemachten Serie war ich besonders gespannt – und kurz gesagt: Du sprichst mir aus der Seele.

  2. Naya sagt:

    Was neben deinen schon genannten Argumenten aus meiner Sicht auch für Zoos und Wildtierparks spricht:
    Es ist leichter, Leute zum Schutz von etwas zu motivieren (egal ob verantwortungsvolleres Verhalten, Spenden, aktiver Einsatz irgendeiner Art, …), wenn sie es kennen und mögen als für etwas, was weit weg oder unbekannt ist.