Als Tourist daheim (#1): Auf nach Hohenschwangau
Eine Woche Urlaub im eigenen Lande, noch dazu in der eigenen Region, also „Dahoam“ wie es im Bayerischen heißt und ich mich dieses Ausdrucks schamlos bemächtige: Das hat schon was. Vor allem, wenn man diese Urlaubswoche nicht in die Schulferien legt und die corona-bedingten Reisebeschränkungen und Hygienekonzepte dafür sorgen, dass der der Massen- und Bus-, Ausflugs- und Tagestourismus sich deutlich reduziert hat. Dann nämlich – und nur dann – kann man Dinge machen, die man unter normalen Umständen niemals machen würde. Es sei denn, man hat nicht alle Tassen im Schrank (was einen Querverweis zum Buchheim-Museum darstellt, das wir auch in dieser Urlaubswoche besucht haben).
Dann nämlich kann man Ausflugziele ansteuern, die sonst vollkommen überlaufen sind, sich jetzt aber durch charmante Leere auszeichnen. Hohenschwangau im Allgäu zum Beispiel.
Dort nämlich gibt es das Schloss Hohenschwangau zu besichtigen, dazu den wunderschönen Alpsee und natürlich das nach dem Brandenburger Tor weltweit berühmteste Gebäude auf deutschem Boden: Schloss Neuschwanstein.
Rund 170 Kilometer ist Hohenschwangau von uns entfernt – für einen Tagesausflug ok, auch wenn die Fahrerei ins Allgäu eher einer Gurkerei ähnelt, weil unfallbdingte Staus und Baustellen den Autobahnring um München oft zu einer wahren Geduldsprobe werden lassen. Und wenn dann noch Horden amerikanischer oder asiatischer Bustouristen den kleinen Ort überrennen, verliert man schnell die Lust, jemals dorthin zu fahren. Aber jetzt ist der Weg frei. Es hat also nur 21 Jahre gedauert, die ich mittlerweile in Bayern lebe, diesen touristischen Hotspot in all seiner aktuellen Leere anzusteuern. Auf geht’s zum Kini.
Über Schloss Hohenschwangau finden Sie alles Lesenswerte im Netz oder in Reiseführern, ich spare mir das Abschreiben und erwähne nur, dass es in den frühen 30er Jahren des 19. Jahrhunderts von den Wittelsbachern erworben wurde und auf den Ruinen der alten, ruinösen Burg ein prächtiges Schloss errichtet wurde: Der Sommerwohnsitz der königlichen Familie.
Pünktliches Erscheinen zur Führung, die man zuvor online buchen kann/sollte, ist Pflicht, sonst kommt man nicht hinein. Fotografieren ist natürlich im Schloss verboten. Daher nur ein paar Bilder von außen:
Wohltuend klein sind die Gruppen, die wegen Corona derzeit durchs Schloss geführt werden. Aber das vermeidet auch notorische Rückfrager und oberlehrerhafte, klugscheißernde Besserwisser mit in der Gruppe zu haben, die sich ständig zu Wort melden, um die Ausführungen des Schlossführers zu ergänzen oder gar zu korrigieren. So was kann ich ja ganz und gar nicht leiden.
Allerdings fehlen auch Renate und Harald, nach denen ich langsam eine tiefe Sehnsucht entwickle. Dabei sind solche Orte ihr natürliches Habitat. Schade. Ich hätte gern ein paar ihrer Dispute in den königlichen Gemächern aufgeschnappt und hier zum besten gegeben.
Die Außenanlagen (Hof und Garten) sind auch ohne Ticket betretbar, aber der Gang durchs Schloss lohnt sich unbedingt, das nur als Tipp. Eigentlich lohnt die Besichtigung noch mehr als das benachbarte Neuschwanstein.
Ein paar weitere Impressionen und Außenansichten, vom Sommerwohnsitz der Könige Maximilian II., Ludwig II. und dem Prinzregenten Luitpold – wie immer entstanden unter größter Anstrengung, genau die paar Sekunden abzupassen, in denen keine trekkingsandalentragenden Besucher durchs Bild stapfen. Und auch sonst niemand.
Den Garten zieren mehrere Brunnen, so der Schwanenbrunnen, der Löwenbrunnen (der dem gleichnamigen Brunnen der Alhambra nachempfunden ist) und der Gänsemännchenbrunnen, der eine mittelalterliche Sage thematisiert, aber oft auch mit dem Märchen Hans im Glück in Verbindung gebracht wird.
Und über allem thront der Schwan, bestens zu sehen vom Biergarten des Schloss-Bräustüberls. Wo, wenn nicht dort, wäre ein besserer Platz für die Mittagspause, die wir zwischen der Besichtigung beider Schlösser einlegen?
Schließlich sind wir Touristen. Und dann macht man das eben so.
Als Tourist daheim (#1): Auf nach Hohenschwangau
Als Tourist daheim (#2): Am Alpsee
Als Tourist daheim (#3): Neuschwanstein – ganz ohne Disney
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.
Wenn Sie mehr von mir und meiner grantigen Stimmungslage lesen wollen, dann empfehle ich dieses Buch: Renate und das Dienstagsarschloch , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Klicken Sie auf die Cover-Abbildung um mehr Informationen zu erhalten und in den Web-Shop zu gelangen.
Mehr von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie ebenfalls in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung
Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Tolle Fotos
Danke sehr.
War selber schon mehrmals dort aber glaub noch nie in den Innenräumen. Dafür aber Neuschwanstein !
Ja es stimmt, die 2 Schlösser sind mehr als überlaufen und das seit vielen vielen Jahren. Ich denke immer, irgendwann muss doch jeder mal da gewesen sein. Ist ein Irrtum denn bei dir hat es ja auch 21 Jahre gedauert !
Das Land Bayern kann sich über diese Schlösser nur freuen und verdient richtig gut Geld damit !
Tolle Fotos hast du gemacht !!