Was in unserem Garten blüht (04): April

April, April – ich habe ein klein wenig geflunkert. Denn das erste Bild in diesem Monat zeigt eine Blüte, die ich bereits Ende März erspäht habe. Es ist so wunderbar rabulistisch, klare Regeln, die man selbst aufgestellt hat, gegen sich auszulegen, zum Beispiel mit der Frage, ab wann eine Blüte eine Blüte ist, also  wann eine Pflanze wirklich blüht. Und wenn erst eine blüht, kann ich dann sagen: Der Löwenzahn blüht? Müssen es nicht mindestens zwei oder drei sein?
Und es ist so wunderbar detektivisch, immer wieder neue Blühpflanzen zu entdecken, mit Argusaugen durch den Garten zu schleichen, ob nicht irgendwo noch irgendwas zu entdecken wäre, und sei es das unbedeutendste (Un-)kräutlein wie der Gundermann. Also: Was stand im April in Blüte?

1. Löwenzahn (Taraxum)
Blüht der nämlich erst einmal gibt es kein Halten mehr. Lang und ausgiebig übersäht er im Lauf des Monats die ganze Wiese, was mich im vergangenen Jahr auf die wenig kluge Idee gebracht hat, Löwenzahnblütenmarmelade herzustellen. Das ist nicht nur eine Schweinearbeit, die Marmelade schmeckt nicht mal annähernd so gut, dass es gerechtfertigt ist, Blütenblätter um Blütenblätter abzurupfen. Nicht noch einmal.
Den Löwenzahn in diesem Jahr dürfen gern wieder die Schildkröten ganz allein fressen. Dafür hatte ich schließlich auch aktiv mit der Verblasung des Samens der Pusteblume für üppige Verbreitung gesorgt.

2. Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)
Ganz sicher haben wir den Sibirischen Blaustern vor Jahren mal gepflanzt und dann sich mehr oder weniger sich selbst überlassen. Heute blüht er meist nur sporadisch zwischen den Zweigen des Lavendels, der nun seinerseits zwischen den Rosen wächst, um Blattläuse fernzuhalten, was allerdings kaum funktioniert. So leuchten die blassblauen Blüten plötzlich und ich muss zweimal hinschauen, dass es ja: eine eigene Art ist und nicht zu dem gehört, was sonst noch an blauen kleinen Blüten dort zu sehen ist.

3. Gartenstiefmütterchen (Viola)
Stiefmütterchen gehören nicht gerade zu meinen Lieblingspflanzen, vielleicht, weil sie zu den Klassikern der Grabbepflanzung gehören, die ich noch früh genug dauerhaft von unten ansehen werde. So lange aber brauche ich dies Vorboten des Todes nicht im Garten. Trotzdem wachsen sie. Trotzig und selbst ausgesät von irgendeiner Gärtnereipflanze lugt aus der Fuge zwischen den Steinen ein Gartenstiefmütterchen vorwitzig hervor.
Aber wer das schafft, dort zu wachsen und zu blühen, der darf bleiben…

4. Gundermann (Glechoma hederacea)
Viele Freund:innen hat der Gundermann bzw. die Gundelrebe nicht. Für die meisten ist es lästiges Unkraut, das sich schamlos ausbreitet, wenn man es nicht mit Stumpf und Stiel ausrupft und in die Biotonne wirft.
Aber warum?
Soll sie doch wachsen und blühen. Zumindest in Maßen…

5. Tulpen (Tulipa)
Man kann ihnen beim Wachsen förmlich zusehen, auch beim Erblühen. Das geht rasend schnell. Ein ganz besonderer Moment aber ist, wenn eines Morgens das Sonnenlicht die Tulpen veranlasst, die Blüten zu öffnen und das Licht durch die Blütenblätter hindurch schimmert. Und dann ist die Herrlichkeit auch ebenso schnell wieder vorbei.

6. Wald-Schaumkraut(Cardamine flexuosa)
Noch ein Fugengewächs, das sich selbst ausgesät hat, ist das Wald-Schaumkraut, für das ich nicht nur ObsIdentify sondern auch Flora incognita zur Identifizierung heranziehe. Denn Wald- und Wiesenschaumkraut sind einander doch sehr ähnlich und ich habe keine Ahnung, was ich hier vor mir habe. Aber wenn zwei voneinander unabhängige Zeuginnen die Pflanze eindeutig als Wald-Schaumkraut identifizieren, dann will ich das wohl mal glauben. Wer wäre ich, wollte ich soviel KI gestützter botanischer Kompetenz widersprechen?

7. Vergissmeinnicht(Myosotis)
Das war leicht – erstens (er)kennt nun wirklich fast jede:r Vergissmeinnicht, zweitens haben wir die Pflanzen selbst im Beet gesetzt.
Vergissmeinnicht ist irgendwie ein Muss im Garten. Es würde sonst etwas fehlen.

8. Walderdbeere (Fragaria vesca)
Ein paar Walderdbeeren wachsen am Gartenzaun, richtig verbreiten tun sie sich nicht und die paar winzig kleinen Erdbeeren sind im wahrsten Wortsinn nur was für einen hohlen Zahn. Aber lecker sind die… so lecker.

9. Felsenbirne (Amelanchier)
Zur Straße hin wächst still und unendlich langsam eine Felsenbirne. Sie war schon da, als wir das Haus gekauft haben, sonst gäbe es sie vermutlich nicht. Nach dem gescheiterten Versuch, aus den reifen Früchten einen schmackhaften Brotaufstich anzufertigen überlasse ich die Früchte jetzt den Vögeln. Die freut’s. Und die Bienen im Frühjahr, wenn die Felsenbirne blüht, auch.

10. Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
Ein weiteres Geständnis hätte ich zu machen. Wir haben einen Kirschlorbeer im Garten, eine giftige und zudem ökologisch vollkommene Nutzlosigkeit und zudem eine invasive Art, weshalb die Schweiz das Anpflanzen ab Herbst dieses Jahres verbietet. Blickdicht, pflegeleicht und immergrün – alles Vorteile, weshalb die Pflanze damals Einzug halten durfte, ein wenig, um den Blick auf die Mülltonnen zu verbergen. Nun ja. Jetzt ist sie da, blüht vor sich hin und darf bleiben. Vielleicht ein Fehler. Wer kann das wissen?

11. Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Einst als Schildkrötenfutter ausgesät, zog die Knoblauchsrauke in den Gehegen ein, um sich von dort ungehindert und ungeniert überall auszubreiten. Soviel konnten bzw. wollten die Tiere nie davon fressen. Also wurde sie wieder rausgerupft, zumindest größtenteils. Immer wieder kommen jedoch Pflanzen aus der Erde, werden angeknabbert, aber größtenteils in Ruhe gelassen. Also rupf ich weiter und nach der Blüte landet der Großteil der Pflanzen in der Biotonne.

12. Bergflockenblume (Cyanus montanus)
Auch die Bergflockenblume zog einst als Futterpflanze für die Schildkröten in den Garten, aber sie ist viel zu schön, um nur zusammengefressen zu werden. Also setzten wir weitere Pflanzen ins Blumenbeet, von wo aus sie sich hemmungslos ausbreiten dürfen – Futterpflanze sind sie trotzdem; vor allem für Hummeln.

13. Johannisbeere (Ribes rubrum)
Dort, wo sich im Moment ein kleiner Johannisbeerstrauch zu wachsen bemüht und verschämt ein paar kaum bemerkbare Blüten hervorbringt, stand einst ein mächtiger Strauch, der uns kiloweise Beeren bescherte. Aber er musste der Verlegung einer neuen Wasserleitung weichen, leider überflüssigerweise, denn der alte Hausanschluss verlief gar nicht unter der Johannisbeere hindurch. Hinterher ist man halt immer schlauer. Es wird wohl noch was dauern, bis wir nicht mehr ein und aus wissen vor Johannisbeeren.

14. Blauregen (Wisteria)
Ob Blauregen, Wisteria, Glyzinie… Nennt es, wie ihr wollt. Dieses Jahr ist die Blütenpracht kaum aufzuhalten, denn während die Knospen größer und größer werden, gibt es keinen Frost. Kommt das vor, was öfter passiert, ist es vorbei mit dem blauen Regen, denn der Blauregen reagiert äußerst empfindlich auf Kälte. Allerdings auch auf allzu viel Regen – und der kachelt in einem Fort vom Himmel, kaum, dass die Pflanze sich entschlossen hat, in diesem Jahr einfach alles zu geben. Und für ein paar Tage nimmt der Blauregen einem fast den Atem, wenn man abends unter der Blütenpracht einherschreitet. Dann durftet es äußerst intensiv.

15. Prachtspiere (Spiraea vanhouttei)
Am Gartenzaun wächst eine Prachtspiere, auch sie üppig blühend und einfach wunderschön.  Jahr für Jahr sausen die Schneiden der Heckenschere über sie hinweg, denn sie wächst mehr als schnell und heftig. Aber die Prachtspiere nimmt das nicht wirklich krumm. Sie blüht und blüht immer wieder aufs Neue und wächst und gedeiht. Welch dankbares Gewächs.

16. Akelei (Aquilegia)
Dem Einen ist die Akelei ein Unkraut, das wächst und wuchert, sich überall aussäht und alles verkrautet. Den Anderen, den Bienen und Hummeln, ist es ein Nahrungsspender. Und mich erfreut sie jedes Jahr aufs Neue.
Als „Ausgleichsleistung“ zu Forsythie und Lorbeerkirsche darf die Akelei ungestüm und hemmungslos wachsen und blühen. Die Schildkröten lieben sie übrigens auch, wenn ich aus dem Beet hin und wieder einen Büschel Blätter ausreiße. Die Akelei blüht bei uns in vielen verschiedenen Farbschattierungen von dunkelblau über violett hin zu rosa uns fast weiß.
Der Kälteeinbruch Mitte April hat den Pflanzenwuchs ganz schön eingebremst, dann öffnten die ersten Akeleien dem strömenden Regen, Graupel und Schnee zum Trotz doch die ersten Blüten. Endlich.

17. Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
Zum Monatsende blüht dann doch noch das Ruprechtskraut, das gerne auch mal Stinkender Storchschnabel genannt wird. Diesen Zweitnamen trägt das Kraut nicht ganz zu unrecht. Wer es im Garten hat und die Pflanze ausrupft (für die meisten ist das ja nur Unkraut), der weiß, warum diese Geranienart gern als stinkend bezeichnet wird.
Ja genau – es ist eine Geranie. Oder eher anders herum: Die Blumenkästengeranien, die fett vom Balkon leuchten, sind auch Storchschnabelgewächse. Aber während ich die Balkongeranien als Inbegriff der Spießbürgerseligkeit diffamiere, mag ich die kleinen Urformen zu meinen Füßen recht gern.

Weiter geht es dann Anfang Juni mit dem Beitrag über die Gartenblüten im Mai.

Die Monate:
JanuarFebruarMärzApril – Mai – Juni – Juli – August – September – Oktober – November – Dezember


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2 Antworten

  1. Trude sagt:

    Danke für diesen schönen Beitrag, in dem mir viele Bekannte aus meinem eigenen Garten begegnet sind.

    Ich wünsche dir einen schönen 1. Mai
    Trude

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