Zum Muttertag: Etwas mit Maiglöckchen und mit viel Wertschätzung
Muttertag – auch so ein Thema.
Seit Tilman Kuban, früher mal Vorsitzender der Jungen Union und jetzt strammer Unions-Populist, Anfang Mai via Twitter eine Kindertagsstätte angegriffen hat, in der zum Muttertag nicht gebastelt wird, pöbelt, geifert und hetzt das rechte Gesindel mal wieder aufs Lauteste vom Werteverfall und bla, bla, bla. Und die Unionsmannen sind munter mittenmang dabei.
Dass Kuban Namen und Anschrift der Tagesstätte auf dem Elterninfobrief einfach mal mit veröffentlicht hat (mittlerweile ist der Tweet wieder gelöscht, bzw. der Brief mit geschwärzter Adresse noch immer im Netz), macht es nur noch schlimmer.
Böse Zungen könnten allerdings jetzt behaupten, dass der Jungen Union Basteln für Muttis reicht. „Irgendwie find ich es ziemlich cool, wenn man Kindern beibringt seiner Mutter einfach mal Danke zu sagen für ihren Megaeinsatz Tag für Tag!“ (so Kuban), der sich nicht scheut, gleichzeitig höchstselbst die Aufstockung einer Mütterrente scharf zu kritisieren, weil das Geld nicht reicht. Es sei eine zu hohe Belastung für die jüngere Generation.
Wie gesagt: Ein wenig Basteln in der Kika reicht dann ja auch.
Was mich das angeht?
Neben meiner Aversion gegen diese unsägliche Doppelmoral und dem widerwärtigen Populismus, der sich selbst abfeiernden angeblich moralisch so Erhabenen, die jede sich bietende Bagatelle nutzen, um sich zu profilieren, eigentlich nichts.
Seit 1999 ist meine Mutter tot, meine Kinder sind erwachsen. Ich bin vollkommen befreit von jeglicher Muttertagsthematik bzw. -problematik zwischen Blumen-und Pralinenwahn, mühsam Selbstgebasteltem und trotzig dem Kopf abgerungenen wohl gesetzten Worten.
Schwer vorstellbar ist, dass ich mir also jemals wieder Gedanken zum Muttertag machen muss. Nicht für mich, nicht für Andere. „Was schenken, was schreiben“ ist meine Sorge nicht.
Letzteres hat sich sowieso erledigt.
Für Kasual-Postalisches frequentiere ich seit Kurzem Chat GPT, erstmals ausprobiert für den Totenhemdblog mit Textvorschlägen für eine Trauerkarte. Warum also nicht auch die KI nützen für blumige Muttertagsworte?
Dringender Rat schon mal an alle hilflosen Väter: Richtet Euren Kindern möglichst schnell Accounts ein, dann braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen, was Eure sogenannten K1 bis KX (wie der Nachwuchs ja gerne numerisch im Netz benannt wird) der Mama schreiben könnten, wenn Ihr schon selbst – wie grausam! mit Eurem Nachwuchs was basteln müsst, da die KiTa sich dem verweigert habt. Ihr müsst ja nicht sagen, dass Künstliche Intelligenz den Text verfasst habt.
Also, KI: Schreib mir bitte einen Text für eine Karte zum Muttertag. Etwas mit Maiglöckchen und mit viel Wertschätzung:
„Liebe Mama, zum Muttertag sende ich Dir Maiglöckchen – die zarten, duftenden Blumen, die für Liebe und Zuneigung stehen. Genau wie diese Blumen, bist Du ein Symbol der Schönheit und der Liebe in meinem Leben. Du bist immer für mich da, wenn ich Dich brauche, und hast mir gezeigt, was es bedeutet, bedingungslos zu lieben. Du hast mich ermutigt, mein Bestes zu geben, und hast mich auf meinem Weg begleitet. Ich bin so dankbar, Dich als meine Mutter zu haben, und ich werde immer stolz darauf sein, Dein(e) Kind(er) zu sein. Ich sende Dir all meine Liebe und Umarmungen und wünsche Dir einen wunderschönen Muttertag. Mögest Du immer wissen, wie sehr Du von mir geschätzt wirst. Herzliche Grüße von Deinem(e) [Name].““
Wäre meine Mutter nach ihrem Tod nicht verbrannt worden, sie würde sich nach so vielen Jahren vermutlich heute noch im Grabe umdrehen, wenn ich es wagte, ihr einen solchen Text in eine selbstgefertigte (?) Muttertagskarte zu krakeln. Da war doch ein Maiglöckchenstrauß, den ich zusammengeklaut habe aus dem Vorgarten im Viertel etwas viel Persönlicheres. Immerhin wurde der ja unter hohem Risiko beschafft, erwischt, beschimpft und bestraft zu werden. Das ist ja wohl Liebesbekundung im Überschwang.
Wozu dann noch basteln?
Vielen Dank fürs Lesen.
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