Wenn’s nicht rund läuft

Wenn die KI sagt: Geh ins Freibad und ich mich schon aus Trotz für den See entscheide, dann rächt sich das umgehend. Dann läuft’s einfach nicht rund, was aber weniger mit der KI, geschweige denn mit deren aktiven Eingreifen in die Abläufe zu tun hat, als mit meiner eigenen Blödheit. Hätte ich mal auf die künstliche Intelligenz gehört.

Aber von Anfang an:

„Scheiße“ – denke ich und gehe zurück zum Haus. Gerade hatte ich mich erst zum Auto getrollt, um zuerst bei der Reinigung etwas vorbeizubringen und dann zum Weiher zu fahren. Handy vergessen. Das ist schnell geholt. War ich nicht schon mal, noch in der Haustür umgekehrt und durchs Haus gedackelt, um erst meine Kopfhörer zu suchen und die dann endlich, nachdem ich sie aufgespürt hatte, einzupacken?

Und hatte ich nicht eine kleine Ewigkeit ich sinniert, ob ich doch lieber ins Schwimmbad oder  zum Weiher fahre? Das war weniger KI-getrieben, der Wetterbericht hat so Wankelmütiges am Himmel angekündigt, es könnte fies werden oder auch nicht. Vielleicht bleibt es sonnig, oder – Überraschung: Es schüttet aus Eimern. Regen ist bei der Wetterlage ein sehr kurzfristiges wie lokales Ereignis, es kann also sein, dass es daheim regnet, aber 25 Kilometer weiter nicht. Oder andersherum. Ich habe viel zu viel Zeit mit der Entscheidungsfindung vertrödelt, Unentschlossenheit ist das Leitmotiv des Tages.

Aber auf dem Weg zum Weiher (jetzt will ich’s wissen) mache ich einen Abstecher zur Reinigung. Als ich gerade weitergefahren bin, überkommt mich schlagartig der Gedanke, ob ich überhaupt beim vielen Hin- und Her-Packen auch eine Badehose in den Schwimmrucksack mit dem Neo getan habe. Alles andere habe ich dabei. Aber ’ne Buxe. Ach Scheiße!
Umkehren? Noch mal heim?
Da ich ohnehin eine neue Schwimmbrille brauche und Decathlon mehr oder weniger auf dem Weg liegt, mache ich einen Zwischenstopp, kaufe mir die neue Schwimmbrille und die  billigste Hose für 4 Euro, denn die verschwindet sowieso gleich unterm Neo. Damit muss ich nirgendwo groß schaulaufen.
A propos Neo: Die weißen Baumwollhandschuhe, um den Neo beim Anziehen vor Cuts durch Fingernägel zu schützen, habe ich die eigentlich dabei? Ich bin unsicher.

Es gibt so Tage, da bin ich froh, dass der Kopf angewachsen ist. Sonst würde ich denn wohl auch noch vergessen. Mein Ziel ist der Höglinger Weiher, einst Baggersee Bruckmühl genannt, oder heißt der eine  so und der andere so? Egal.

Angekommen mache ich erst einmal einen kleinen Fotowalk. Ein paar Wingsurfer räumen ihre Sachen zusammen. Gut, da ist dann später wer, der den Neo schließen kann. Wie praktisch. Dann können sich die schwarzen Wolken in der Zeit ja verziehen. Ein guter Plan.

Der Spaziergang ist ergiebig – vor allem länger als geplant. Die beiden Kirchen von Högling, die zur Heiligen Dreifaltigkeit und die St. Martinskirche bieten sich als Motiv an, auch wenn St. Martin etwas in die Ecke gequetscht werden muss wegen eines Baukrans sehr nah daneben.

Nach dem Walk sind die Surfer natürlich weg. Auch sonst ist niemand da. Blöd gelaufen. Immerhin haben sich auch die schwarzen Wolken verzogen. Wird schon wer kommen, hoffe ich und pelle mich in die Gummihaut. Es kommt schließlich auch wer. Damit ist das Problem gelöst und ich erspare mit die ganzen Verrenkungen.

Während ich am Ufer die funkelnagelneue Brille und die olle Kappe aufsetzen, sehe ich, dass an einem anderen Ufer wer ins Wasser steigt. Grell leuchtet die Boje herüber. Meine Boje – noch etwas, das ich vergessen habe am Höglinger Weiher aber auch nicht unbedingt notwendig ist. Es ärgert mich trotzdem. Jetzt muss der Autoschlüssel am Ufer zurückbleiben, was mir, obwohl, oder gerade weil da niemand ist, etwas Unbehagen verursacht.
Das hilft jetzt aber alles nichts. Wird schon gut gehen (ging ja bisher immer gut und nicht zwingend ist irgendwann das erste Mal). Ich schwimme meine Strecke. Haubentaucher nehmen mal wieder Reißaus.

Zwei Frauen winken mir vom Ufer zu, warum auch immer. Also winke ich zurück. Da spannt die Eine plötzlich einen Schirm auf. Haben die jetzt nur freundlich gewunken oder wollten die mir bedeuten, es wäre klüger, das Wasser wieder zu verlassen?

Es regnet. Nicht allzu heftig aber deutlich bemerkbar. Im Wasser ist mir das egal. Weniger egal aber ist der Regen für meine Sachen am Ufer. Die habe ich zwar in einer Tasche verstaut, nicht aber das T-Shirt, das etwas schwitzfeucht war und einen Platz an in der Sonne gut gebrauchen konnte. Statt zu trocknen wird es nun erst recht feucht. Gut gelaufen, sag ich da nur.

Feucht ist das Leibchen auch, die anderen Sachen allerdings sind auch etwas klamm. Da aber mittlerweile wieder die Sonne scheint (mächtig Aprilwetter im Mai) breite ich alles über den Steinen aus. Vielleicht trocknet es ein wenig, während ich mich im Neo in die Sonne setze, aufwärme, warte und etwas Musik höre.

Wofür habe ich die Kopfhörer schließlich mitgenommen?
Aber es ist auch etwas bescheuert, im Neo in der Sonne zu sitzen, denn dann wird es flugs unangenehm warm im Gummi. Also raus aus der Pelle. Gut, dass sich wieder Wolken heranschieben und der Wind auffrischt. Auf Wärme folgt Kühle, dann Kälte. Also egal, ob Handtuch und Klamotten klamm sind, es wird Zeit. Vor dem nächsten Regen will ich im Auto sitzen.
Das schaffe ich auch. Aber nur ganz knapp….

Wenn’s nicht läuft, läuft’s eben nicht. Egal, wie warm oder kalt das Wasser ist. Mein kleines Badethermometer, das ich eigentlich immer dabei habe, heute habe ich es… vergessen. Was sonst?

Schön war’s aber trotzdem im Weiher. Ich sollte beim nächsten Mal nur wieder etwas sortierter losfahren.


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