Wenn das Wasser Prügel bezieht…
„Prügel nicht auf das Wasser ein. Es kann nichts dafür. Außerdem ist es Dein Freund, es trägt Dich. Greif nach ihm, aber um Himmels Willen: Schlag es nicht!“
So ungefähr tönte es vor Urzeiten im Schwimmunterricht beim Kraulen, wenn die flache Hand bei jedem Zug aufs Wasser klatschte: Ein Technikfehler, keine Frage, er kostet wertvolle Sekunden, wenn es beim Schwimmen wirklich um Zeit geht.
Das Bild von den Prügel, die das Wasser bezieht, habe ich behalten. Es ist tiefsinniger als es im ersten Moment den Anschein hat.
Das Wasser ist Dein Freund, aber begegne ihm mit Respekt, wie man das eben mit Freunden macht, nicht mit Prügel.
Genau das ist der Punkt. Nicht nur beim Kraulen.
Und doch hat das Wasser im Teerweiher im August wie auch das im Feringasee im September ’ne Menge Prügel bezogen. Wieder und wieder schlug ich auf das Wasser ein, dann stieß ich es mal von mir oder schleuderte es nach oben.
Keine nette Behandlung unter der Freunden, zugegeben.
Aber das Wasser machte willig mit. Denn es fanden ganz und gar merkwürdige Fotoshootings mitten im Weiher und im See statt. Zumindest von außen betrachtet muss das schon eigenartig anmuten, so zum Beispiel für den Typen auf dem Paddle-Board, der Familie im Schlauchboot, den Kindern mit Taucherbrille und Schnorchel am Ufer.
Da befindet sich einer mitten im Weiher, schlägt auf das Wasser ein, spritzt es von sich und so weiter. Nicht einmal, nicht zehnmal. Viel öfter. Immer wieder. Kurze Pause, dann geht es weiter.
Was soll das?
Das soll das.
Denn vermutlich konnten diejenigen, die mein sonderliches Verhalten aus der Distanz wahrnahmen, nicht erkennen, dass die kleine Olympus mit im Spiel war. Und da die Erstellung solcher Bilder etwas mit Glück zu tun hat, mussten eben Dutzende Fotos gemacht werden, die meisten vor der tief stehenden Abendsonne.
Dafür prügelt man doch ganz gerne mal aufs Wasser ein, dass es lakonisch erträgt und nicht zurückschlägt. Dafür macht man sich doch gerne auch gegenüber den anderen Badegästen mitten im Weiher zum Hampelmann.
Es war ein Experiment, das ausbaufähig ist. Was kann die Kamera? Wann genau drücke ich ab (meistens eine Millisekunde zu spät), mit dem oder gegen das Licht? Schlagen, schleudern oder schubsen, was liefert die besten Bilder?
So kommt ein Bild zum anderen. Und als ich später, als ich bei FB, Twitter/X und Mastodon ein Foto davon zur Illustration meines Eintrags „Nimm vom endenden Sommer so viel mit, wie Du bekommen kannst… Ab ins Wasser, heute in den Feringasee bei Unterföhring“ verwende, ist die Reaktion enorm. Viele Sterne, Herzen, Daumen hoch und Wow-Kommentare, da das Bild ganz offenbar eine gewissen Eindruck gemacht hat. Also landet es auch noch mal als „Bodenlos“ Motiv bei #JedeWocheEinFoto.
Dennoch entzaubere ich hier den Mythos, wie selten so ein Foto entstehen kann, denn diese Bemerkung kam auf. Nein. Eigentlich ist es sogar ziemlich simpel. Nur dem Wasser eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen und dabei knipsen…
Vielen Dank fürs Lesen.
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