Unten im Fluss

Bewölkter Himmel über einem Weg am Wald- und Feldrand

Es sieht schon fast wieder nach Gewitter aus. Aber ich will in den Fluss.
Ich gestehe, das Wetter geht mir langsam auf den Zeiger.
Der Sommer zeigt sich nicht gerade von seiner schwimmfreundlichsten Seite, wiederholt torpedieren heftige Unwetter meine Pläne. Mehr als einmal stand ich schon am See, als ich mich kurzfristig entscheiden musste, gar nicht erst ins Wasser zu steigen. Donner und Blitze waren allzu nah, es ließ kaum Zeit zum Schwimmen.
Etwas Rücken, Urlaube, viel zu viel um die Ohren an den Wochenenden… es gab und gibt mehr als genug Gründe, warum ich in diesem Jahr längst noch nicht so viele Freiwasser abgeklappert habe, wie ich mir vorgenommen habe. Ganz zu schweigen davon, dass ich bisher keinen der mir noch fehlenden sehr prominenten Seen Oberbayerns besucht habe.
Denn da gibt es noch ein weiteres leidiges Thema: Die Wassertemperatur. Ich beobachte im Netz, wie sie Woche um Woche langsam steigt, fühle mich noch immer nicht wohl bei dem Gedanken, so weit in die Berge zu fahren, um dann im kalten See so wenig zu schwimmen.
Alternativen suche ich in der Region und steige spontan in einen Fluss.
Genauer gesagt: In die Sempt. Die ist nah – gehörig kalt, die Sempt ist von erstaunlicher Fließgeschwindigkeit und an einigen Stellen knöchel- an anderen wieder halstief. Bei meinem Weg vom Parkplatz des S-Bahnhofs durch die Felder und am Waldrand entlang frage ich mich allerdings, ob das eine gute Idee ist?
In diesen Fluss zu steigen, bedeutet, zuerst gegen die Strömung zu waten. Das funktioniert aber nur im flachen Uferbereich. Dort, wo das Wasser mir bis zur Brust geht, ist zu Fuß kein Fortkommen, geschweige denn schwimmend. Schwimmen kann man das Ganze ohnehin nicht nennen, aber das war im vergangenen Jahr in der Isar oder der Amper auch nicht der Fall. Es ist mehr ein Baden. Und das im Kalten.
Nach „erwanderter“ Strecke lasse ich mich flussabwärts zum Ausgangspunkt zurücktreiben, Schwimmbewegungen sind kaum notwendig, nur ein wenig Manövrieren, dass ich nicht auf Grund laufe.
Der Fluss Sempt mit seinem bewachsenen Ufer

Als Badestelle suche ich mir den Zusammenfluss von Sempt und Schwillach aus. Dort gibt es einen gut geeigneten Platz mit ein paar großen Steinen, auf denen ich meine Sachen deponieren kann. Den Platz kenne ich von so manchem Spaziergang.
Dann heißt es: Schnell ins Wasser, bevor ich es mir anders überlege.

Der Fluss Sempt von der Mitte aus gesehen

Knöchel- oder nabelabwärts ist es empfindlich kalt, je nachdem, wie tief das Wasser ist, kälter als erwartet jedenfalls, dabei hätte ich damit rechnen können. Oberhalb des Wassers ist es gleichzeitig ein fortwährender Kampf gegen hunderte von Mücken – auch das war klar. Es ist in diesem Jahr überall so, dass die Plagebiester um einen herum kreisen und vorzugsweise dort stechen, wo sie es relativ risikolos machen können, zum Beispiel in meinen Rücken. Hinterrücks eben.
Es hilft also nichts: Untertauchen. Zumindest erst mal bis zum Hals.

Der Autor geht baden

Es ist arschkalt, anders kann ich es nicht sagen. Vielleicht war es doch keine gute Idee, in die Sempt statt in den nahe gelegenen Wörther Weiher zu steigen. Da war ich dieses Jahr aber schon und ich will ja neue Freiwasser in meine Liste aufnehmen. Außerdem ist es jetzt ohnehin spät. Es hilft kein Lamentieren mehr, auch keine Flucht aus dem Fluss zurück ans Ufer. Ich bin nicht hergekommen, um gleich wieder zu gehen. Also stapfe ich los.

In der Sempt

Viele Bilder über und unter Wasser entstehen, wer fotografiert, muss nicht schwimmen, nicht gegen die Strömung anmarschieren, aber er kann sich auch nicht einfach treiben lassen. Aber er kommt eben auch weder den Mücken aus noch dem etwas penetrant süß-klebrigen „Duft“ des Springkrauts, das wie wild überall wächst.
Irgendwann ist das eine wie das andere einfach egal. Sogar das kalte Wasser im Fluss verliert irgendwann seine abschreckende Wirkung und dann wird das Bad richtig schön. So soll es sein. Mich stören nicht die Pflanzen in der Sempt, weder, als ich durch sie hindurch laufe noch als ich mich über sie hinweg treiben lasse und sie streife. Das ist Natur- und nicht Freibadfeeling.

Unterwasseraufnahme in der Sempt von irgendwelchen Pflanzen

Bäume an und über der Sempt. Licht bricht sich hindurch

Unterwasseraufnahme in der Sempt von irgendwelchen Pflanzen

In der Sempt

Mit der Sempt habe ich Freiwasser Nr. 110 und gleichzeitig nach Isar, Amper und Alz das vierte Fließgewässer auf meiner Liste. Es fehlen noch reichlich Flüsse, aber jetzt geht es erst mal wieder in die Seen. Die sind dann doch wärmer. Zumindest graduell.

Im Fluss

Im Fluss

Wenn es dann mal wieder richtig heiß sein sollte und die Sempt noch ein paar Grad wärmer werden sollte, werde ich sicher noch mal in den Fluss steigen. Das ist sicher.


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2 Antworten

  1. Axel sagt:

    Dann komm mal in die Aare

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