Tief im Westen – wo noch viele Weiher warten

Die Aufregung hat sich gelegt am Böhmerweiher. Zumindest vorerst. Vielleicht, weil seit Jahren nichts weitergeht. Seit Jahr und Tag ist die aufgelassene Kiesgrube im äußersten Münchner Westen, gelegen an den Stadtgrenzen zu Gröbenzell und Puchheim ein idyllischer Fleck mit nahezu „anarchischer Struktur“. Wie so viele ehemalige Kiesgruben hat sich die Bevölkerung diese Gewässer zu Schwimm- und Baderevieren „erobert“ – so ganz ohne Spielregeln, so ganz ohne Aufsicht, so ganz ohne Kiosk, Parkplätze, Mülleimer und Toiletten. Und es hat funktioniert, irgendwie halt.

Böhmerweiher im Münchner Westen

Seit vor über 15 Jahren der Erholungsflächenverein in Absprache mit der Stadt München erste die Grundstücke erworben und dann in die Planung für ein Naherholungsgebiet eingestiegen ist, aber herrscht latente Unruhe und Aufregung. Denn der Verein ist bekannt dafür, dass er aus solchen Brachflächen höchst akkurate und schöne Naherholungsgebiete macht, so geschehen am Hollerner See, Stoibermühlsee, Heimstettener See, Feringasee und vielen Weiteren, die ich alle mittlerweile wiederholt besucht habe. Denn die Karte auf der Webseite des Vereins leitet mich nahezu zwangsläufig zu jeder Menge Schwimmreviere, die ich so nach und nachabgeklappert habe. Der Westen von München und die angrenzenden Landkreise habe ich dabei aber noch nicht so wirklich in den Blick genommen.

Böhmerweiher im Münchner Westen
So stoße ich dort auch auf den Böhmerweiher als anstehendes Projekt in der Planungsphase. Als ich im Netz nach weiteren Informationen suche, finde ich auch eine Petition und mehrere Presseberichte, dass die Anwohner dort nicht wirklich begeistert sind von der Idee. Dabei spricht vieles dafür: Angefangen von einer Wasserwacht bis hin zu geregelten Parkmöglichkeiten und weiterer Infrastruktur.
Aber es spricht eben auch vieles dagegen. An vielen dieser gestalteten Naherholungsgebiete geht’s zu wie auf dem Stachus, wie Münchner gerne Orte bezeichnen, bei denen sich zu viele Menschen auf zu wenig Raum drängen. Dann wäre es möglicherweise vorbei mit der Ruhe an diesem idyllisch-beschaulichen Plätzchen, wobei ich natürlich nicht wirklich beurteilen kann, wie idyllisch und ruhig es dort ist – wenn ich nur einmal dort war unter der Woche zu vorgerückter Stunde.


Außerdem wäre es dann vorbei mit den anarchischen Umtrieben, einfach irgendwo am Ufer ein Feuerchen zu machen und dem Sonnenuntergang entgegenzuträumen, einfach so zu grillen, entsprechende Feuerstellen finden sich beim Spaziergang um den See an vielen Uferabschnitten. Es wird gegrillt und ein Feuer gemacht, wo man es eben will und nicht nach strenger Vorgabe. Vor allem aber – und das ist das größte Drama – wird man seinen geliebten Vierbeiner nicht mehr mitbringen dürfen. Denn wie man an allen anderen Geländen des Vereins sehen kann, ist das Mitbringen von Hunden kategorisch verboten.
Noch ist das anders, wie ich vor Ort sehe.

Böhmerweiher im Münchner Westen

Hundeverbote aber sind ein sicherer Garant für Aufregung und Empörung. Nicht nur am Böhmerweiher
Richtig groß ist der Baggersee nicht – aber irgendwie mit seinen Buchten und der kleinen Insel mittendrin höchst idyllisch und zum Schwimmen sehr reizvoll. Für Kiesweiher ist diese Form eher ungewöhnlich, viele sind banal rechteckig oder verfügen zumindest über relativ gerade lange und langweilige Uferabschnitte. Die Ausbuchtungen aber mit den vielen bewachsenen Uferabschnitten bieten nette kleine Badeplätze, man kann, will man das, ganz für sich bleiben. Der kiesige Boden am östlichen Ufer leitet das Wasser nach unten ab, aber die Regenfälle am Wochenende haben doch so manchen Wiesenplatz unter Wasser gesetzt oder zumindest stark vermatschen lassen und einen kleinen Teil der Weges komplett verschwinden lassen. Nach dem Dürresommer 2022 ein überraschender Anblick.

Böhmerweiher im Münchner Westen

Böhmerweiher im Münchner Westen
Fast schon obligatorisch geht auch hier eine Hochspannungsleitung über das Wasser. Nicht, dass mich das beim Schwimmen im geringsten stört. Das ist bei künstlichen Seen offenbar vollkommen normal hier.

Ungewöhnlich hingegen für einen Baggerweiher ist auch die kleine bewachsene Insel, die gut sichtbar zum Teil aus Betonresten besteht. Das macht für die Wahl der Schwimmstrecke einen zusätzlichen Reiz aus. Das Wasser im Weiher ist wie auch in den anderen schon wieder deutlich kühler geworden. Die Gewitterregen haben ihre Wirkung gezeigt und in den Nächten sinkt das Thermometer auch deutlich ab. Aber noch geht’s ohne Neo.
Wie lang noch? Wie lange?

Böhmerweiher im Münchner Westen

Die Sonne steht tief, als ich vom Schwimmen zum Ufer zurückkehre. Die Zeit, sich nach dem Feierabendschwimmen von der Sonne wärmen und trocknen zu lassen, geht für dieses Jahr langsam aber deutlich spürbar zu Ende. Dazu sind die Tage mittlerweile auch wieder zu kurz.

Böhmerweiher im Münchner Westen

Schade, dass es zum Böhmerweiher von daheim aus so weit ist, sonst würde ich den öfter aufsuchen und schauen, wie sich das entwickelt. Aber nach Feierabend vom Büro im Münchner Norden aus kann ich das sicher mal machen und den Westen ansteuern.
Nächstes Jahr.


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