Sonntag, das ist… (05) der Geruch von Punsch

Sonntag, das ist, wenn mittags das ganze Haus nach Punsch riecht. Auf dem Herd küchelt es auf zwei Platten vor sich hin, eine blubbernde, gelblich orange Masse, Schwaden steigen auf und werden von der Dunstabzugshaube geradewegs nach draußen befördert.
Und ich stehe davor, rühre mal im einen, mal im anderen Topf. Nichts darf anbrennen, nichts darf überkochen. In beiden Töpfen und einer bereitstehenden großen Schüssel für die nächste Runde schwimmen Orangenschnitzer. Stundenlang habe ich sie am Freitag samt Schale kleingeschnitten, dann gewässert und das Ganze 24 Stunden ziehen lassen. Dann bemerkte meine Frau zurecht, dass es zu wenig Wasser ist, also noch mal Wasser nachlegen, weiter ziehen lassen. Bis zum Sonntag.
Nun wird die Masse eine Stunde gekocht und dadurch einreduziert.
Der nächste Schritt wird sein, das Ganze wieder ziehen zu lassen, dann wieder aufzukochen um es noch einmal einzureduzieren, schließlich Zucker dazu, aufkochen lassen und in Gläser füllen.
Fertig ist eine köstliche Orangenmarmelade, die, da bin ich noch nicht sicher, teilweise mit einem Schuss Whisky oder Rum verfeinert wird.

Best Brotaufstrich ever.
Seit wir diese Marmelade (die offiziell so gar nicht genannt werden darf) kochen, heben immer mehr Verwandte, Freund:innen und Kolleg:innen das Fingerchen und wollen davon ein Gläschen. Damit wird die Kochmenge von Jahr zu Jahr mehr.
Es ist die erste Marmelade des Jahres. Gemacht wird sie von ganz frischen und super saftigen Früchten eines Crowdfarming Bauern aus Spanien. Der schickt uns eine Kiste Früchte und schon geht das Geschnibbel los…
Unter Beschallung mehrerer Folgen des Podcasts Zeitgeschichte saust das Messer durch die Früchte. Unter Beschallung einer weiteren Folge wird zwei Tage später die Masse aufgekocht und dann gerührt. Und gerührt. Und gerührt. Sonntags habe ich Zeit dafür.
Kein Wunder, dass dann das ganze Haus nach Orangenaroma riecht, oder nach Punsch. Das ist der Punkt, an dem ich auch problemlos „abbiegen“ könnte. Einen fetten Schuss Rum oder Arak, statt Gelierzucker einfachen braunen Zucker, Zimt, Gewürznelken, dann wäre es in der Tat ein vorzüglicher Orangenpunsch. Punsch oder Marmelade – Hauptsache lecker.
Die Realität fängt mich wieder ein. Was soll ich mit fünf Litern Punsch? Also doch Marmelade. Und das heißt: Weiterrühren.

Punsch oder Marmelade

Am Montag werde ich dann jammern: Muskelkater vom Rühren, eine Sehnenreizen wie bei einem Tennisellenbogen… was auch immer. Und ich werde keinem sagen, woher das kommt. Wäre ja auch zu lächerlich. Muskelkater vom Marmeladenkochen – vollkommen absurd.


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3 Antworten

  1. Nati sagt:

    Das klingt lecker und nach verdammt viel Arbeit.
    Ich würde auch mein Fingerchen heben. Grins…

  2. Naya sagt:

    Klingt sehr verlockend, muß ich auch mal ausprobieren

  3. Annette sagt:

    Oh wow, sie duftet bis hier – lecker 😃😋

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