Sichtungen – überall Sichtungen

Sichtungen – wohin man schaut. Überall Sichtungen.

Das ist auch der Sinn des Ganzen – in diesem Fall der Sinn des Sichtungsgartens Weihenstephan, der als Lehr- und Versuchsgarten ein Teil der Weihenstephaner Gärten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist. Es hat ja auch nur ein knappes Vierteljahrhundert gedauert, die wir jetzt im Nachbarlandkreis wohnen, bis uns endlich mal der Weg dorthin führt. Das Gute direkt vor der Haustür – viel zu selten macht man Gebrauch davon. Dass der Eintritt im Garten zudem kostenlos ist, wertet das Ganze sogar noch mal auf und so nutzen wir eine paar trockene und fast sonnige Stunden am Fronleichnamstag und prozessieren statt der Monstrans folgend durchs Dorf lieber an Blumen und Gehölzen, vor allem aber an den Stauden, entlang.

Und schon kommen Fragen auf:
Wo anfangen?
Wohin zuerst schauen?
Was fotografieren?

Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, „Struktur“ reinzubringen, ebenso hoffnungslos ist es, von allen Pflanzen, die ich vor die Kamera nehme, die Artnamen zu behalten. Dazu müsste ich vielleicht die vielen kleinen weißen Schildchen mitfotografieren. Doch manchmal sind sie zugewachsen, manchmal bei dicht bepflanzten Rabatten weiß ich nicht immer sicher, welches Schildchen zu welcher Pflanze gehört. Vielleicht ist das aber auch vollkommen egal. Und daher habe ich sie hier alle, die ich zeigen möchte, einfach in einer Galerie gepackt. Der Zufall steuert die Reihenfolge, wenn Sie Lust haben, schauen Sie sie einfach durch.

Kenner:innen meinen, dass zweifellos der Höhepunkt des Jahres im Sichtungsgarten die Pfingstrosenblüte ist. Das mag stimmen, allerdings fehlt mir (bisher) der Vergleich.
Das Gelände ist wie gesagt frei zugänglich, wovon auch gern und reichlich gebraucht wird. Und so lagert sich an diesem Feiertag viel Volk um die Pfingstrosenbeete. Es wird fotografiert und gefachsimpelt. Von edlen Zuchtformen ist die Rede, davon, wer welche Zuchtform selbst im Garten hat oder gerne hätte. Expert:innen bestaunen, was der Regen noch nicht zermatscht hat und ich bestaune die Expert:innen. Was die alles wissen… sensationell.
Dass ich kein glühender Verehrer der Pfingstrosen bin, lässt mich allerdings schnell wieder von diesem Teil des Gartens wieder Abschied nehmen – nebenan wachsen die ersten Lilien. Sie begeistern mich viel mehr. Heißt es nicht in der Bergpredigt: „Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins.“ Also schaue ich die Lilien, vor allem die Schwertlilien, wenn auch nicht auf dem Felde.

Und ich schaue die Bienen und Hummeln, schaue die Seerosen und Hartriegel, den Mammutbaum und das Edelweiß. Unter den Sichtungen verbuche ich die Kleiber im Eichenquartier, die ich gern besser fotografiert hätte, die aber von einer lautstark sich nahenden Familie im Stil der Addams verrieben wurden; wie auch die Zauneidechse zwischen den Steinen der „Steppenheide“ Reißaus nimmt, als ihr wer zu nahe kommt. In diesem Fall war ich das selbst.
Ich gebe zu: Ich bin parteiisch. Vieles, was ich gesehen habe, war mir kein Bild wert, es sprach mich nicht an. Vieles interessiert mich wenig bis gar nicht. Anderes ließ sich nicht so einfangen, wie ich es gerne gehabt hätte, die vielen Molche im Seerosenbecken zum Beispiel. Denn so ein Sichtungsgarten hat ja viel, viel mehr zu bieten als Pfingstrosen. Aber ich gebe zu: Die sind waren, als sie vor ein paar Wochen blühten, von einem ganz großen Schauwert.

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Ein weiterer Besuch wird also nicht allzu lange auf sich warten lassen, zumindest kein Vierteljahrhundert mehr.


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