Buxenparade (Teil 3): Wir haben nie wirklich zusammen gepasst.
Vorab die Anmerkung: Ab Teil 3, also diesem, heißt die Buchsenparade nicht mehr Buchsenparade sondern BuXenparade. Ich beuge mich damit dem Diktat derjenigen, die mir versuchen, klar zu machen, dass Buchsen lediglich ein kleines technisches Bauteil sind, das Textil aber mit x geschrieben wird – und das immer schon. Also dem Duden.
Also schreibe ich Duden und Lesern gefälligst nach dem Maul.
Liebe Speedo,
nein, wirklich oft getragen habe ich Dich nicht, meine australische, kleine Schwarze in Schlübbi-Form. Ein paar Mal allerdings schon, dann nie mehr. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, eher ein Zweckbündnis.
Darum bst Du auch noch so gut wie neu, und darum liegst Du noch immer im Schrank und wirst aufgehoben. Warum auch immer.
Dich einfach wegwerfen? Das bringe ich nicht übers Herz. Aber was macht man mit gebrauchten Badehosen, die noch im guten Zustand sind, die man aber nicht mehr trägt? Sie zu verhökern ist ein eher auf wenige Interessenten begrenztes Geschäft, dem ich mich nicht anschließen will. Selbst sie als „Gastbadehose“ zu bevorraten, scheint mir unsinnig. Vermutlich wird sich niemals irgendwer von mir eine Badehose leihen – ich würde das im umgekehrten Fall auch nicht tun. Ich bin da heikel, und ich bin sicher nicht der Einzige, der so drauf ist.
Also liegst Du, liebe Speedo, im Schrank herum, weil ich noch immer keine Entscheidung getroffen habe, wie es denn uns beiden weitergehen soll.
Dabei bist Du doch sozusagen der Urtyp aller Speedos. Schwarz, Slipform, Kordelzug.
Du warst meine erste, als ich wieder mit sehr viel intensiverem Schwimmen anfing und dieses Blog ins Leben rief. Es musste unbedingt Speedo sein – das Synonym für Lycra-Badehosen schlechthin. Und darum warst Du die Hose meiner Wahl.
Aber wie gesagt: Wir passten von Anfang an nicht zusammen. Ich zitiere vom damaligen Eintrag: Die erste Lycra-Badehose seit hunderten von Jahren kaufe ich noch in der mir gewohnten Textilgröße, ein lässlicher Anfängerfehler, denn schon nach vier Wochen und den ersten drei verlorenen Kilo habe ich das Gefühl, die Speedo ist zu groß.
Jedenfalls bilde ich mir das ein. Nicht, dass ich ein Fan enger Wäsche bin, bei der man sich fragt, wie sich all das eigentlich verstauen lässt, was die anderen Badegäste und Schwimmer nicht zu sehen bekommen sollen. Aber eine Nummer kleiner, und damit eine Nummer näher an meiner ursprünglichen Konfektionsgröße wäre doch sinnvoller gewesen.
Aber wer auf Nummer sicher gehen will, der kauft natürlich seine Klamotten lieber etwas zu groß. Sie könnten ja einlaufen. Und tun sie es nicht, dann kaschieren sie zumindest die unproportierte Figur eher, als dass sie sie zusätzlich betonen. Dass das für Badehosen nicht unbedingt gilt, habe ich schnell eingesehen. Dabei hätte ich das natürlich wissen können – denn XL-Wäsche hatte ich nie. Außer Schwimmshorts. Die konnten nicht groß und sackig genug sein, um die Leibesfülle im Problembereich (Stau am mittleren Ring) zu kaschieren. Doch davon ein anderes Mal in der Buxenparade mehr.
Bei Dir aber wusste ich schnell, dass Du mir schon beim ersten Startsprung entgleiten und auf den Kniekehlen hängen wirst und beim Auftauchen vermutlich an den Fersen. Das will nun wirklich niemand. Weder ich noch die anderen Badegäste. Wie gut, dass die Startblöcke fast immer gesperrt sind. Die Schwimmmeister wissen wohl schon, warum…
Nicht mal im Neoprenanzug ziehe ich Dich an, nicht mal als Reservehose findest Du noch Verwendung. Das ist auch der Grund, warum es keine Fotos von uns beiden gibt. Die Schwimmbadkamera und du – Ihr stammt aus unterschiedlichen Generationen und seid Euch nie begegnet.
Ich bin nicht sentimental. Nur weil Du noch nicht fadenscheinig, brüchig und ausgeblichen bist, heißt das doch nicht, dass ich Dich weiterhin aufheben muss. Will ich noch mal mit Dir los?
Ich glaube nicht.
Und rein schwarze Badehosen sind sowieso nicht mein Ding. Du bist so trist, so langweilig, so beliebig. Und besonders sexy warst Du nie. Das muss ich jetzt mal offen sagen.
Aber eine Chance habe ich Dir doch noch gegeben: Da ich im Rahmen dieser Buxenparade alle Badehosen nicht nur fotografiere, sondern auch darin schwimme, durftest Du noch mal mit.
Das Ergebnis des Schwimms: Wir passen immer noch immer nicht zusammen. Zumindest fühle ich mich absolut unwohl mit Dir in der Öffentlichkeit. Du wabbelst und schlabberst, wie Du es immer schon getan hast. Das ist hart, aber die Wahrheit.
Ich denke, wir werden uns jetzt trennen. Mit uns – das wird nichts mehr.
Wegschmeißen bringe ich nicht übers Herz. Das wäre feige. Aber ich könnte Dich in Deinem natürlichen Lebensraum einfach aussetzen und hoffen, dass sich jemand Deiner erbarmt. Warum soll ich Dich nicht einfach im Schwimmbad unter der Dusche hängen lassen? Andere setzen ja auch ganz einfach ihre Fahrräder aus und überlassen sie ihrem Schicksal.
Die Palette Deiner möglichen Zukunftsperspektiven ist groß. Vielleicht findet Dich jemand, der Dich liebt, ein Kerl, zu dem Du besser passt als zu mir. Du hättest alle Chancen, nutze sie. Und ich wäre Dich los.
Eine Liste aller Beiträge der Serie Buxenparade samt Verlinkung finden Sie auf der Unterseite
Die Serien dieser Seite im Überblick.
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann
Subscribe to get the latest posts sent to your email.