Spaziergänge (#37): Winter im Garten von Schloss Oberschleißheim
Winter kann man es eigentlich nicht nennen, was der Jahreswechsel 2021 auf 2022 so zu bieten hatte. Stahlblauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen über 12 °C an Silvester und Neujahr. Für die Jahreszeit ist es (mal wieder) weil frühlinghaft viel zu warm.
Entsprechend zieht es die Massen nach durchfeierter Silvesternacht nach draußen. Kopf und Gemüt sonnen, Wärme tanken, die Seele streicheln lassen, den Kater vertreiben oder einfach nur Vitamin D aufbauen. Egal.
Wir machen es ja auch nicht anders.
Als Spazierrunde scheiden allerdings die heimischen Wälder rings ums Dorf aus. Zu schattig und zu matschig die Wege, vor allem, seit wieder Holz gemacht wird und die Waldbauern mit schwerem Gerät über die Wege donnern. Da mag man nicht durch den Dreck stapfen.
Um wie viel filigraner sind da die Barockgärten der Schlösser rings um München. Zum Beispiel die der Schlossanlage in Oberschleissheim, der wir am Neujahrstag einen Besuch abstatten.
Zwar sind Brunnen und Kaskaden entwässert, in den Beeten blüht nichts, alles könnte sonst viel prächtiger und fotogener sein. Aber das ist nicht weiter tragisch. Der nächste Sommer kommt bestimmt und dann können wir ja noch einmal zum Lustwandeln dort vorbeischauen.
Der Park zwischen dem neuen Schloss und Schloss Lustheim zieht Massen an. Es geht, auch wenn wie üblich meine Bilder das Gegenteil behaupten, fast zu wie auf dem Münchner Stachus. Vor allem dort, wo die kahlen Bäume keine Schatten werfen, so am Kanal zwischen den Schlössern.
Das alte Schloss:
Der vielleicht ruhigste, weil auch unspektakulärste Teil der Anlage – auf den Bildern zwar nicht von Menschen, aber vom störenden Baukran bereinigt. Den Teil des Krans, der über das Schlossdach ragt, musste ich für das Foto amputieren. Baugerüst und Plane am linken Flügel habe ich so gelassen.
Das neue Schloss
Erbaut wurde das neue Oberschleißheimer Ptunkgebäude 1701 bis 1704 mit deutlichen Anleihen an Versailles und Schönbrunn. Kurfürst Max Emanuel hatte sich Hoffnungen auf die Kaiserkrone gemacht und wollte als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation natürlich über eine adäquate Residenz verfügen. Mit der Kaiserkrone allerdings wurde es nichts, das Schloss trotzdem 1719 vollendet aber nie seinem ursprünglichen Zweck zugeführt. Dumm gelaufen für die Wittelsbacher, gut für die nachfolgenden Generationen, denn heute beherbergen die Schlösser Museen und einen Konzertsaal.
Der weitläufige Barockgarten ist nahezu unverändert, auch wenn heute statt des Adels der schnöde Plebs dort flaniert.
Im Schlossgarten
Menschen strömen überall durch den Park, es ist schier unmöglich, Fotos ohne sie zu machen. Vor allem in der Sonne auf den Brücken bleiben sie stehen und zerbomben allein durch ihre Anwesenheit jedes Motiv. Welch ein Geduldspiel. Und steht man selbst mal irgendwo, um ein Foto zu machen, muss man sich auch noch anranzen lassen: „Von Abstand halten haben Sie wohl auch noch nichts gehört“ giftet mich ein Mann an, der es nicht ertragen kann, dass ich auf der Brücke stehe, die Kamera nach Westen richte und er meint, nun nicht an mir vorbei gehen zu können. Irgendwann tut er es dann doch, ihm fehlt es an Geduld und mir an Bereitschaft, auf das Fotografieren zu verzichten. Also stapft er giftig grunzend an mir vorbei.
Soll er. Das Wetter ist viel zu schön, die Stimmung und die Ausblicke sind es auch, um sich von so Einem ärgern zu lassen.
Ein Frohes Neues rufe ich ihm allerdings auch nicht hinterher.
Freude gehört vielleicht nicht zu seinen Kompetenzen.
Schloss Lustheim
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