Dahoam is… wo der Schlafmohn wächst
So also sieht* er aus, der Schlafmohn (Papaver somniferum), jenes Gewächs, dass Morphine enthält und damit die Grundlage für Opium und Morphium bildet; jenes Gewächs, dass aber auch diese wunderbaren kleinen blauen Samenkügelchen bildet, die sowohl auf der Semmel wie auch im Joghurt oder im Kuchen ganz hervorragend schmecken.
Und genau deshalb wächst er auch hier in der Gegend – der Schlafmohn. Allerdings in einer morphinfreien Variante, für alle anderen Arten ist der Anbau hierzulande nämlich verboten. Aber trotzdem gibt es für dieses Mohnfeld eine Genehmigung der Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Was man nicht alles erfährt, was es alles gibt, nur weil man mal über Land zum Friseur ist und an einem Feld mit lila Blüten anhält…
Hier nämlich baut ein Biobauer der Region den Mohn an. Er hat ein Hinweisschild aufgestellt, dass es sich um Speise- oder Blaumohn handelt. Das ist natürlich bewusst ein wenig irreführend, denn stände dort Schlafmohn und nichts anderes ist ja Papaver somniferum, die Aufregung wäre vermutlich gigantisch; noch dazu in Bayern, da man hier ja jeden Joint zum Staatsverbrechen macht, Komasaufen hingegen Brauchtum ist, was allerdings ein anderes Thema darstellt.
Vor dem Hintergrund der an Hysterie grenzenden bayerischen Cannabis-Politik würde vermutlich das Telefon der Polizei durchglühen vor Anrufern, die eine Opiumplantage entdeckt zu haben meinen. Bei so etwas drehen die Landesregierung unter Gottkaiser Söder und seine gesamte bierselige christ-soziale Gängelungs- und Verbotspartei komplett am Rad.
So aber ist der lila blühende Mohn eine Augenweide, auch wenn ich sehr spät erst von dem Feld erfahre und diesem einen Besuch abstatte. Da sind die meisten Blüten leider schon dahin, was sicher auch dem Gewitter samt Starkregen der vergangenen Tage geschuldet ist. Warum sollte es dem Schlafmohn da anders ergehen als seinem Cousin, dem vollkommen morphinfreien und damit erlaubten türkischen Mohn (Papaver orientale) in unserem Garten?
Aber es gibt trotzdem noch Blüten zu sehen und zu bestaunen – zumindest Ende Mai, als ich dort vorbeikomme und noch bevor der große Regen kam. Wie ich zuvor im Netz gelesen habe, könne man sich dem „Naturspektakel von dem zauberhaften lilafarbenen Blütenmeer des Speisemohnfeldes“ entziehen.
Das stimmt
Es stimmt auch, dass die Blüten ein wahrer Magnet für allerlei die Insekten sind. Schon zu früher Stunde herrscht Hochbetrieb. Vor allem Bienen sind es, die von Blüte zu Blüte sausen und Pollen abschleppen, derweil die als Schädlinge diffamierten Gartenlaubkäfer es ruhiger angehen lassen.
Ulkig finde ich, dass der so vorwitzige wie unverwüstliche heimische Klatschmohn (Papaver rhoeas), der einfach überall aus dem Boden kommt, wenn man ihn denn lässt, auch zwischen seinen mehr als doppelt so großen Verwandten wächst. Immer wieder entdecke ich im Feld die kleinen roten Tupfer. Das nimmt sich sehr verhalten aus, andernorts zwischen dem Getreide sprießt der Klatschmohn dermaßen üppig, dass man schnell dem Irrtum aufsitzen könnte, er würde hier angebaut – und nicht der Weizen oder die Gerste,
Mein fotografisches Treiben bleibt nicht ganz unbemerkt. Während an der nahen Bundesstraße die PKW unter Ignoranz der zulässigen Höchstgeschwindigkeit vorbei donnern, tuckert ein Traktor eher behäbig, zieht eine lange Schlange vollkommen entnervter Autofahrer:innen hinter sich her, denn in der langgezogenen Kurve wäre Überholen ein so riskantes wie törichtes Unternehmen.
Der Traktor fährt so langsam, dass der Fahrzeugführer immer wieder zu mir herüberschaut – und ich zurück.
Ist er irritiert? Misstrauisch? Einfach nur neugierig?
Warum steht da einer mit der Kamera und fotografiert das Schlafmohnfeld?
Ganz einfach…
… weil ich es kann!
*Zumindest sah er Ende Mai so aus, denn mittlerweile ist er längst verblüht. Das Suchen nach diesem lila Feld wäre jetzt also sinnlos.
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