Say it in English – Yes or no?
Dieser Beitrag ist Teil kleinen Serie über Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit beim Bloggen.
Erinnern Sie sich an den grässlichen Satz „Say it in English!“ im Schulunterricht? Die Lehrerin hatte irgendeine Frage gestellt, man meldete sich, preschte mit der Antwort los, weil man froh war, überhaupt mal was zu wissen, und dann kam postwendend: „Say it in English!“
Es klingt mir heute noch in den Ohren. Nicht, dass ich das nicht längst überwunden hätte, englisch sprechen und korrespondieren kann – aber es ist und bleibt eben eine Fremdsprache.
Die Attitüde mancher Landsleute, Filme nur im Original zu sehen, kann ich angesichts manch grottenschlechter, weil zumeist billiger Synchronisation absolut verstehen, andererseits habe ich von Berufswegen her jahrelang Filme fast nur im Original und wenn nicht englisch, dann mit solchen Untertiteln versehen, geschaut, dass ich es durchaus genieße, auch synchronisierte Fassungen zu sehen. Das gilt vor allem bei den Serien, die ich schon kenne und dann mit nur einem Auge aber beiden Ohren dem Geschehen auf dem Schirm verfolge. Mit dem anderen Auge spiele ich nebenher auf dem Handy – was selbst Ministerpräsidenten in ihren Konferenzen tun, wenn sie sich auch mit anderen Spielen beschäftigen als ich: Candy Crush ist eben nicht so mein Ding.
Warum ich das erwähne?
Seit geraumer Zeit beobachte ich den Trend, dass Blogger sich internationalisieren und ihre vormals in deutsch geschriebenen Blogs entweder zweisprachig beschicken, dazu zum Teil Google translate bemühen oder gleich alles in Englisch schreiben. Das nun kann jeder halten, wie er will.
Von Google translate halte ich persönlich gar nichts, nachdem ich mehrfach Dokumente und Präsentationen im geschäftlichen Umfeld über dieses Tool habe übersetzen lassen und feststellen musste, welcher Schmarrn dabei herauskommt. Übrigens in beiden Richtungen. Es fehlen nicht nur die Nuancen, das Feine zwischen den Zeilen, es fehlt vor allem das Verständnis im Tool, welche der vielen unterschiedlichen Wortbedeutungen gemeint sein könnte. Schon allein das bereits zitierte Wort crush kann das zerstörerische Zerquetschen meinen, aber auch den Schwarm, in den man sich verguckt haben könnte. Und Schwarm wiederum kann crush heißen, muss aber nicht. Es kann auch swarm, oder eben flock sein, je nach Fisch- oder Vogelschwarm.
Erst gestern las ich bei der automatisierten Übersetzung einer Website, dass das Wort Menue mit Speisekarte eingedeutscht wurde. Was prinzipiell nicht falsch ist, in diesem Kontext allerdings absurd.
Das ist nicht neu und Gegenstand drolliger Betrachtungen, ein Feld, auf dem sich der kürzlich bereits erwähnte Axel Hacke zum Beispiel mit seinem jüngsten aber nicht spätesten (also latest) Buch Im Bann des Eichelhechts (Amazon Partnerlink) beschäftigt. Was mir kurzfristig in Erinnerung ruft, dass vor vielen Jahren eine Kollegin, die in der PR arbeitete, eine Pressemeldung zu einem James-Bond-Film aus dem Englischen übertrug und an rund 5.000 Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschickte, damals noch auf Briefpapier. Es ging um „James Bond’s latest adventure“, was sie mit „Bonds letztem Abenteuer“ übersetzte, rausschickte und einen Tag später nach einem gehörigen Anpfiff vom Chef korrigiert noch einmal mit „Bonds neuestem Abenteuer“ hinterherjagen musste. Denn mitnichten war der Film „Der Morgen stirbt nie“ Bonds letzter Einsatz und das musste der Journaille unmissverständlich klar gemacht werden. Soweit das Anekdotische…
Die Frage, die ich mir bereits mehrfach gestellt habe, ist aber eine andere. Gibt es für mich irgendeinen Grund, mein Blog in deutsch und englisch zu führen oder sogar nur in englisch?
In der Tat habe ich darüber öfter nachgedacht, zweisprachig zu werden . Aber ich habe mich dagegen entschieden, was weniger etwas mit dem Können als mit dem Wollen zu tun hat.
Why should I?
Ich sehe hier einen erheblichen Mehraufwand, will ich auf automatische Übersetzungen verzichten oder diese zumindest korrigieren, bei einem marginalen Nutzen on the other hand. Welcher Benefit sollte das sein außer a few more Klicks zu generieren? Was bitte will ich der nicht des Deutschen mächtigen weltweiten Community draußen erzählen was sie interessiert?
Etwas von Spaziergängen im Umland von München? Interessiert das wen da draußen in der weiten Welt? Oder etwas von den vielen Seen und Schwimmbadbesuchen?
Etwas über die Erdkröten, die wir im Dorf von dem Tod durch Überfahren retten, oder von meinem zeitweiligen Grant, von Renate oder Trekkingsandalen, von Dienstagsarschlöchern, Kindheitserinnerungen, Besuchen in Hinterkaifeck oder dem Totenkopfschwimmabzeichen?
Nein! Das dürfte niemanden in fernen Ländern wirklich interessieren.
Die Relevanz (m)eines Blogs hält sich in Grenzen und da draußen in der weiten Welt des WWW erst recht. Blicke ich in die Statistiken, kommen über 90% der Seitenzugriffe aus deutschsprachigen Ländern, die wenigen anderen verbuche ich unter fehlgeleiteten Suchmaschinen-Anfragen. Nicht eingerechnet sind dabei die durch Wordfence abgewehrten Angriffe und Spamversuche aus der russischen Föderation, der Ukraine, den USA und China.
Ich persönlich lese viele Blogbeiträge anderer Bloggerinnen und Blogger, die englischsprachigen gehören allerdings eher selten dazu, sehr selten. Es ist mir offen gestanden auch zu mühselig, erst nachzuschlagen, was ein bullfinch, ein blue tit oder ein great eggret ist, um in Erfahrung zu bringen, welche Flattermänner ein Vogelbeobachter irgendwo im Norddeutschen gerade ins Visier genommen hat und nun darüber bloggt. Klar, die Tiere würde ich noch anhand der Bilder am Aussehen identifizieren können, aber es wäre ungefähr so, als schriebe ich von Pyrrhula pyrrhula, Cyanistes caeruleus oder Ardea alba. Also Dompfaff, Blaumeise und Silberreiher. Irgendwie witzlos und an den Leserinnen und Lesern vorbei.
Freilich, das kann jeder halten wie er will. Jeder Blogger wird sich das überlegt haben. Jeder weiß, ob er damit größere Reichweiten erzielt und internationalen Leserinnen und Lesern entgegenkommt. Und dann ist das durchaus auch sinnvoll. Ist man zum Beispiel Teil einer internationalen Community von Herpetologen, dann ist vielleicht besser, über einen sand lizards als über Zauneidechsen zu bloggen, aber wer so tief in der Materie steckt, schreibt sowieso von lacerta agilis.
Für mich und dieses Blog sehe ich das nicht. Allenfalls die eine oder andere Reisenotiz über Prag, Venedig, den Parco naturale Migliarino San Rossore Massaciuccoli oder die Bretagne könnten Zweisprachigkeit rechtfertigen. Aber auch das muss nicht sein. Es gibt genug Informationen dazu im Netz – in allen Weltsprachen.
Ich persönlich vermute, Sie, liebe Leserinnen und Leser, liebe Stammbesucherinnen und -besucher, würden nicht begrüßen, wenn hier alles zweisprachig oder nur in englisch erscheint.
Sehe ich das richtig?
Bitte lassen Sie mich das wissen. Kommentare sind gern erwünscht.
Oder liege ich da falsch?
In that case I’ll say it in English.
Please do not hesitate to let me know.
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Willst du international werden, oder sogar Geld verdienen wollen mit dem Blog, dann solltest du es tun – zweisprachig, mehrsprachig werden. Aber lohnt sich der ganze Aufwand? Dann ist ein Weblog ein Fulltime-Job und du wärst ein Influencer – hört sich an, wie Grippe und das braucht doch niemand, oder?
ich kann dir nur zustimmen ! Der Hauptanteil meiner Leser und Leserinnen kommen aus Deutschland und deshalb ist es absolut richtig die Beiträge in Deutscher Sprache zu verfassen. Wenn ich meine Fotos in der näheren Umgebung mache interessiert das sicherlich niemand aus England oder Frankreich oder USA. Sie werden vermutlich nie die Gelegenheit haben diese Ort zu besuchen . Ich schaue mir auch keine Blogs an die in Englisch geschrieben sind. Das übersetzen ist mir schon zu kompliziert. Wer kann schon von sich behaupten perfekt englisch sprechen zu können. Zweisprachig zu verfassen ist auch nicht notwendig ! So interessant sind meine Beiträge nicht und dafür bin ich auch nicht wichtig genug ! Also ich brauche weder englisch noch zweisprachige Beiträge.
Deine Beträge mag ich auf Deutsch. Ich brauche sonst nichts. Danke
Zweisprachig wär mir egal, da würd ich halt wie bisher den deutschen Text lesen, aber rein englischsprachige Blogs lese ich nur ganz selten und dann auch nur einzelne Artikel, wo mir das Thema gerade wirklich wichtig ist. Denn meistens lese ich Blogs zur Entspannung und als netten Zeitvertreib, und dann geht es mir genauso, wie du es beschrieben hast: ich will gerne alles ohne Probleme verstehen und nicht mir unbekannte Vokabeln erstmal nachschlagen müssen. Und auch wenn mein Englisch ok ist, gibt es ja doch genug, was man nicht auf Anhieb weiß, wie die Vogelarten in deinem Beispiel, die ich auch nur auf Deutsch gekannt hätte und weder auf Englisch noch mit dem korrekten Fachbegriff.
Und ja, nicht nachbearbeitet automatische Übersetzungen sind meist … schwierig. Hab ich beruflich auch gelegentlich, und freue mich dann, wenn auch der Originaltext noch dabei ist, damit ich nochmal gucken (lassen) kann, ob wirklich der Sinn erfasst wurde, oder ob es vielleicht vom Wort korrekt aber dennoch Blödsinn geworden ist.
Besser als den Google Übersetzer finde ich https://www.deepl.com/