Saisonstart und Saisonende am gleichen Wochenende
Wenn am letzten Samstag im April Saisonstart ist und am Tag drauf Saisonende, bedeutet das nicht, dass die Saison nur einen Tag gedauert hat. Vielmehr ist es so, dass das Eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat. Am Samstag öffnet in Taufkirchen/Vils das Waldbad: Saisonstart. Am Sonntag schließt das Erdinger Hallenbad für den Sommer seine Pforten: Saisonende.
Und an beiden Tagen bin ich dabei.Das ist weniger eine Frage der Ehre („Ehrensache!“) als eine lieb gewordene Tradition, sich von der Saison zu verabschieden und damit vom Hallenbad und die andere, und damit das Freibad zu begrüßen. Das mache nicht nur ich so und so treffe ich in Erding ein paar Stammgäste, die ich schon lange kenne und in Taufkirchen auch. Man begrüßt und verabschiedet sich, wünscht sich einen schönen Sommer und ‚“bis zum Herbst“ bzw. freut sich, sich nach längerer Zeit mal wiederzusehen. Die Überschneidung ist gering, es ist ein halbes Dutzend Leute, die ich regelmäßig im Sommer in Taufkirchen und im Winter in Erding treffe. Das Schönste an diesem Doppelpack: Es ist absolut stressfrei. Ich muss (nicht) mehr unbedingt der allererste im Freibad und der allerletzte im Hallenbad sein. Und ich muss nicht mal große Strecken auf meinen Zettel bringen. In Taufkirchen kann ich „langsam einstarten“…
…in Erding es gemütlich „ausklingen lassen“.
Langsam einstarten ist auch notwendig, denn es ist ziemlich schattig, um nicht zu sagen: Kalt. Zwar ist das Wasser geheizt, aber die Luft ist es eben nicht und dann fängt es auch an, leicht zu regnen.
Und wie immer haben mich die nimmermüden, ewig präsenten Seniorenbrüstler im Becken davon abgehalten, mich in den Neo zu pellen. Wenn die alle gemächlich und gemütlich nur in Badeklamotten schwimmen, dann kann ich doch auch.
Ich wusste das vorher, dass ich mich gegen den Neo entscheiden würde, hatte ihn zwar dabei, aber letzten Endes in der Tasche gelassen. Ein Fehler, denn mir will nicht wirklich warm werden und längst sind andere in Gummihaut ins Wasser gestiegen. Wieder mal falsche Eitelkeit? Falscher „Heldenmut“? Immerhin habe ich das Rashguard-Shirt übergestreift, aber richtig wärmen tut das natürlich nicht.Egal. Nun ist es zu spät. Also bleibt es dabei, ich lasse es ruhig angehen. 70 30er Bahnen und dann ab unter die doch nicht ganz so heiße wie erhoffte Dusche. Gut, dass ich eine Thermosflasche mit Tee dabei habe. Der wärmt flott von innen. Profis, wie man mit den Jahren wird, sind eben gut ausgestattet.
Was sich als gute Idee angefühlt hat, den Tag drauf im Hallenbad die Saison entspannt zu Ende zu bringen, entpuppt sich als kolossaler Irrtum. Nichts ist entspannt an diesem Tag, denn auf die Idee, den letzten Tag noch mal schwimmen zu gehen, hatten zig hundert Andere auch. Kunststück: Es ist Sonntag und das Wetter eher bescheiden.
Die nicht mehr abgetrennte Bahn für Sport- und Schnellschwimmer ist hoffnungslos verloren an Taumelkäfer, Beckenrandspringer, Gummiringtaucher, Rückenstrampler, Trockenhaarschwimmer und Omabrüstler. Wie überhaupt das ganze Becken.
Krauler werden argwöhnisch bis missbilligend angestarrt. Blicke können doch nicht töten, sonst wäre es um die zwei drei, die es trotzdem versuchen geschehen – inklusive mir
Wir versuchen es trotzdem mit Kraulen, umkreisen Hindernisse und sind permanent auf der Hut, dass nicht Kreuz-und-Querschwimmer einem in die Bahn geraten. In Gedanken richte ich mich darauf ein, wüst beschimpft zu werden, lege mir zurecht, was an dem Schild: !!Achtung!! für Sport- und Schnellschwimmer unverständlich ist (außer der Dopplung der Ausrufezeichen), ob sie das Schild nicht gelesen oder nicht verstanden haben oder ob sie meinen, dass das, was sie hier abziehen irgendetwas mit Sport- und Schnellschwimmen zu tun hat. Aber dazu kommt es nicht. Die Empörung der Behäbigen ist stumm, anklagend und ungerecht, denn fürs gemütliche Schwimmen ist wahrlich noch genug Platz im Becken. Auch ohne Bahn 1.
Widerwillig überlassen uns einige die Außenbahn, andere, die das ganz und gar nicht einsehen, gehen bewusst auf Konfrontationskurs, aber erst als wir die Schwimmpaddle anlegen, die Bojen zwischen die Beine klemmen und signalisieren, dass wir es bitterernst meinen, trollen sich auch die beiden hartnäckigen Nebeneinanderschwimmer.
So kommen am Ende doch noch mal drei Kilometer zusammen, bevor ich dem Hallenbad für die nächsten Monate Lebewohl sage, bevor das Becken abgelassen wird und das Dampfbad erkaltet.
Das nimmt mir jede Wehmut, mich von der Hallensaison zu verabschieden, vielleicht ist das ganz gut.
Beim Abtrocknen beobachte ich die Ente, die draußen vor dem Fenster im Sprungbecken unbeeindruckt ihre Runden dreht. Noch gehört „der Teich“ dem Erpel.
Noch.
Aber in vierzehn Tagen werden die Karten neu gemischt.
Vielen Dank fürs Lesen.
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