Spaziergänge (#48): Durchs Kupferbachtal
Nicht schwer zu ergründen ist, dass das Kupferbachtal so heißt, weil der Kupferbach hindurch fließt. Sieben Kilometer ist er lang bevor er bei Glonn in die Glonn mündet. Zwischendurch durchfließt er den mir als Schwimmweiher bereits bekannten Lauser Weiher und das mir noch nicht bekannte Naturschutzgebiet Kupferbachtal (NSG-00177.01).
Ein Rundwanderweg, der am Lauser Weiher startet und dort logischerweise auch wieder endet, ist unser Sonntagsprogramm. Das allerdings nur in Kurzform – die längere Variante führt bis nach Glonn oder noch weiter und dann zurück, bei der kürzeren geht es nur bis Frauenreuth mit der Kirche St. Mariä Himmelfahrt und über Reisenthal wieder zurück.
Da der kleine Ort Unterlaus dem Ansturm der sommerlichen Badegäste am Weiher nicht gewachsen ist, es viel zu wenig Parkplätze aber dafür viel zu viel bußgeldbewehrtes Wildparken gibt, verlegen wir die Wanderung in den beginnenden Herbst.
Am Weiher ist kaum noch was los, was mir die Idee in den Kopf bringt, vielleicht in den kommenden Tagen doch noch mal zum Schwimmen hinzufahren. Es ist ja schon eine Weile her, dass ich dort war. Zu verführerisch liegt der See dort, ein Kleinod, das dringend eines weiteren Besuchs bedarf. Andererseits: Wenn dann nur noch was mit Neo geht, aber nichts los ist, wer schließt mir dann den Rückenreißverschluss?
Egal, darum geht es hier nicht.
Vom nahezu menschenleeren Weiher und dem trotzdem nicht autoleeren Parkplatz geht es nach Norden zwischen Feldern und Höfen Richtung Wald. Mal führt der Weg direkt am Kupferbach entlang, dann wieder durch Fichtenschonungen. Ganz allein sind wir nicht, aber trotz seitenlanger Empfehlungen bei Rother, auf Komoot und Outdooractive ist nicht allzu viel los. Mir ist das ganz recht.
Das Wetter kann sich nicht zwischen Sonne und Wolken entscheiden, es ist das typische Jacke aus, Jacke an, Jacke aus Hin und Her. Typisch Frühherbst halt. Die einen hüpfen für ein paar Runden Schwimmen in den Weiher oder dösen in Badehose windgeschützt auf der Liegewiese über einem Buch in der Sonne. Die anderen rennen mit Steppjacke, Stirnband und Schal durchs Holz.
Spätestens nämlich, wenn man den Schatten der Bäume verlässt und wieder zwischen den Feldern durch die Sonne läuft, wird es warm.
Der Umkehrpunkt ist überraschend schnell erreicht. Entweder stimmt die in den Wander-Apps angegebene Zeit nicht oder der Rückweg dauert deutlich länger, was letztlich auch so ist.
Von Frauenreuth her „grüßt“ am Kupferbach das neue Kupferdach der Kirche, plötzlich kommt die Frage auf, warum der Bach eigentlich so heißt.
Antwort finde ich nicht, hier gibt es weder Kupferabbau noch Kupferverarbeitung, das also kann es nicht sein.
Die Kirche ist geöffnet, wir werfen einen Blick in den sonnendurchfluteten und aufgewärmten Gottesdienstraum hinein. Hier muss vor nicht allzu langer Zeit viel saniert worden sein – nicht nur die Zwiebelhaube ist ein deutlicher Hinweis darauf.
Nach diesem Zwischenstopp geht es zwischen Feldern und Weiden weiter.
Sonntägliche Schläfrigkeit liegt über dem kleinen Ort Frauenreuth. Ein paar Hühner gackern, es riecht nach Dung und nach verbranntem Holz, irgendwer hat wohl schon die Heizung angeworfen. Niemand ist im Garten, auf der Straße, dem Friedhof, der die Kirche umsäumt, oder sonstwo zu sehen. Nur ein paar Rennradfahrer donnern ins Kupferbachtal, Hühner gackern, ein paar Kühe auf der Weide nehmen eher niedrigmotiviert Notiz.
Reisenthal, ein kleiner Weiler, liegt unterhalb von Frauenreuth.
Idyllisch und malerisch, liebevoll, aufgeräumt ist es dort, ein zauberhafter Fleck. Ganz einfach deshalb, weil die Leute, die dort leben, es so haben wollen und sich so wohlfühlen; und nicht etwa, weil das Urlauber- oder Touristenregion ist, sich so gehört und alles herausgeputzt wird für die Feriengäste, damit die sich wohlfühlen und man sich ihnen gegenüber stolz aufgebrezelt präsentiert.
Erst Reisenthal ist letztlich der Umkehrpunkt, zurück geht es nun wirklich durch das Tal am Kupferbach entlang, der erstaunlich klares Wasser führt. Die Sonne scheint nun durchgängig, sie wärmt nicht nur den Körper, auch das Gemüt. Es ist einfach schön hier im Tal zwischen den Feldern.
Schließlich führt uns der Weg zurück in den Wald, den schilfbewachsenen Bach haben wir oft im Blick. Eine Gruppe Reiter kreuzt unseren Weg, ein Bauer fängt ein Kalb ein, das ihm ausgebüxt ist. Noch lange hören wir es aus der Ferne hinter dem Ried liegenden Wiesen muhend protestieren, als der Landwirt es zurück auf die Weide treibt.
Durch Fichtenanpflanzungen und schließlich durch einen Jungbuchenwald laufen wir im großen Bogen wieder Richtung Unterlaus. Der Weg ist nicht immer leicht zu finden, spätestens als er sich zu einem schmalen Pfad verengt und uns vom breiten, mit gemahlenem Bauschutt verdichten Wirtschaftsweg im Wald fortführt, wie auch die Rother-App es angekündigt hat.
Wie ich später in den „Rezensionen“ zur Wanderung im Netz lese, zeigt man sich maulig, dass der Weg teilweise matschig und nicht überall auf Anhieb zu erkennen ist. Man fragt sich unwillkürlich, was falsch läuft bei Menschen, die sich darüber bei einer Wanderung durch den Wald ereifern können und das dann auch noch im Netz kund tun.
Warum gehen diese Nörgler nicht einfach auf der Autobahn spazieren? Da ist nichts matschig, da ist alles gut ausgeschildert und immer ist deutlich erkennbar, wie die Wegführung läuft. Was haben die in einem Wald verloren? Und wie hilflos muss man sein, in einem nicht mal 750 Meter breitem Wäldchen die Orientierung zu verlieren?
Zurück am Lauser Weiher hat sie Sonne gewonnen, steht aber schon wieder tief und wird bald hinter den Bäumen verschwunden sein.
Eine kleine Pause mit Äpfeln, Wasser und Keksen, dann geht es wieder heim.
PS: Was wir bei diesem ausgedehnten Spaziergang gelernt haben: Viele Wege führen nach Münster. Aber Münster ist nicht immer gleich Münster.
Vielen Dank fürs Lesen.
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