Im Anglberger Weiher – im blauen Zwerg

Es gibt doch wenig, was das Herz so erfreut, wie die zauberhafte bayerische Landschaft samt ihren proper herausgeputzten Gebäuden, dem Bergpanorama und den türkisblauen Seen. Und so werde ich nicht müde, unserem Landesvater Maggus und all seinen Vorgängern dafür zu danken, dass sie sich mit ganzer Kraft und vollstem Herzen dafür einsetzen, das zu erhalten. Nicht auszudenken, wenn Starkstromtrassen und Windräder das alles verschandeln würden.

Kraftwerk bei Zolling

Die Gegend am Anglberger Weiher gehört, wie das ganze Ampertal zwischen Freising und seiner Mündung in der Isar, nicht gerade dazu. Hier ist nichts pittoresk und nur wenig charmant (zum Beispiel der Badeplatz an der Amper). Da muss man es nicht so genau nehmen.

Aber nicht deshalb fahre ich dahin.
Der Vollständigkeit halber besuche ich den Anglberger Weiher, der im Schatten des massigen Kraftwerks von Zolling liegt, das munter Biomasse und Steinkohle verstromt und damit die Region mit Energie versorgt. Der Weiher ist ein Badesee in Oberbayern, also relevant. Das reicht als Grund.

Hier sind übrigens auch Stromtrassen kein Problem, wie überhaupt nördlich von München die Landschaft übersäht ist mit Strommasten, nicht wenige Weiher und Seen liegen direkt unter den Kabeln. Man schwimmt also wortwörtlich unter Strom. Was aber ein anderes Thema ist.
Beim Besuch der Amper vor einigen Wochen kamen wir auch am Anglberger Weiher vorbei. Ein Hinweisschild warnte damals vor Blaualgen und weist auf die eigene Gefahr hin, in die man sich begibt, wenn man trotzdem ins Wasser steigt.
Nun hat es seitdem mächtig abgekühlt, massig Gewitter und Regen haben die Seen und Weiher mit Frischwasser gefüllt, das Blaualgenthema hat sich also erstmal erledigt.
Trotz der noch immer anhaltenden Sommerferien in Bayern ist kaum einer am, geschweige denn im Weiher. Nur einer hüpft hüllenlos am Badesteg herum und geht dann baden; einer, der mit einem zum Wohnmobil umgebauten Transporter auf dem Parkplatz steht und jetzt ein wenig Körperhygiene betreibt.
Soll er. Beim Fotografieren spare ich den Steg so lange aus, bis er das Wasser wieder verlassen und hat und zu seinem Wohnmobil zurückgekehrt ist.
Im Strommast am benachbarten Fischweiher fuhrwerken zwei Techniker herum – auch ein Job, den ich nicht würde haben wollen. Trotz bestmöglicher Sicherungen würden mich keine zehn Pferde da hinauf bringen.
Mein Element ist das Wasser, nicht die Luft.

Anglberger Weiher

Bei einem kleinen Erkundungsspaziergang, den ich unter anderem auch deshalb mache, um abzuwarten, ob sich aus der indifferenten Wetterlage nun Regen oder Sonnenschein ergeben wird, bewundere ich die liebenswerte Kulisse am Weiher. Das ist für mich neu: Schwimmen unter Starkstrom, in der Einflugschneise, mit Autobshn-, LKW- und Kieswerkgedröhn, das alles kenne ich schon, so etwas bietet eben der Münchner Norden, das sucht man an den Touri-Seen im Chiemgau oder im Fünfseen- oder Blauen Land vergeblich.
Heute ist direkt nebenan ein Kraftwerk, man muss nur seine Ansprüche an die Gegebenheiten anpassen, schon ist alles ganz wunderbar..

Anglberger Weiher

Das Wetter bleibt indifferent, ich will nicht länger warten – also gebe ich mir das Kommando: Ab ins Wasser. Es könnte gut gehen.

Anglberger Weiher

Alles „Entbehrliche“ bleibt im Auto, Hose, Schuhe, T-Shirt und Handtuch deponiere ich wassergeschützt im Sack am Steg. Weithin sichtbar, knallrot.
Nötig wäre das nicht gewesen, wie ich später merke. Der Regen bleibt aus, hin und wieder spitzt sogar die Sonne durch.

Anglberger Weiher

Das Wasser ist frisch, aber noch nicht so kalt, dass ein Neo notwendig wäre. Also bleibt der, wo er ist, dafür wird die Runde nicht groß, was nicht weiter schade ist, denn der Anglberger Weiher ist – um es astronomisch auszudrücken – ohnehin nur ein blauer Zwerg.

Ich habe auch nicht allzu viel Zeit, was auch ein Grund war, diesen kleineren Weiher zu besuchen. Den Vormittag habe ich in Moosburg verbracht, zum Fotografieren von einem historischen Ort, über den ich später im Jahr noch ausführlicher schreiben werde.

Einmal mehr begleitet mich die Olympus, im Hinterkopf entwickelte sich die Idee für eine Fotoserie, dafür bedarf es weiterer Bilder, die ich nach und nach aufgenommen habe bzw. noch plane, anzufertigen. Nichts genaues weiß man nicht, aber es ist gut, das Archiv schon mal zu füllen.

Feder im Anglberger Weiher

Als ich den Weiher verlasse, ist ein anderer Mensch zum Schwimmen hineingestiegen. Ich bin also nicht der Einzige. Gut so.

Und damit melde ich: Wieder einer. Wasserseitig kenne ich jetzt 102 Seen, Weiher und Flüsse in Oberbayern. Und noch lange nicht alle.


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