Gundula – die Discospinne
14 Tage gehörte unsere Terrasse Gundula ganz allein; sofern man als Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) in einem Garten ganz allein ist. 14 Tage aber waren zumindest wir, die eigentlichen Eigentümer von Haus und Terrasse nicht da. In der Zeit hatte Gundula freies Spiel. Das hat sie hoffentlich weidlich ausgenutzt und in ihrem Netz quer über die Sitzmöbel reichlich Beute gemacht.
Ungestört, wie sie war, hat sie den Tag irgendwo hinter der Bank oder zwischen Markise und Terrassendach verdöst. Nur nicht auffallen, nur keine Unruhe.
Abends aber kam (und kommt noch immer) Gundula aus ihrem Versteck, hockt sich mitten ins kunstvoll gefertigte Netz, schließlich ist sie eine Radnetzspinne, da macht man das so.
Und dann heißt es warten. Kaum hängt eine Mücke oder ein anderes Insekt im Netz, kommt Gundula angesaust und beißt sie, injiziert dabei Enzyme und fängt an, die Beute blitzschnell mit den Beinen zu drehen und dabei mit einem Faden zu umwickeln. Derweil die Enzyme die Beute von innen her auflösen, wird gewickelt oder gewartet. Anschließend kann sie ihr Opfer genüsslich austrinken – Börps. Wohl bekomm’s.
Mit dem Lotterleben ist jetzt allerdings Schluss. Jetzt sind wir wieder daheim. Pech für Gundula. Der kugelbauchige Achtbeiner hat sich für seinen Netzbau als einen der drei Haltepunkte für das Netz einen der Gartenstühle ausgesucht. Und zwar genau den, der fast immer im Weg steht, hin und her geschoben wird oder sogar am Wochenende besetzt. Also besessen. Das ist schließlich die vornehmste Aufgabe der Stühle.
Nun halten Spinnenweben zwar ne Menge, aber so viel dann doch wieder nicht, so dass unsere Terrassennutzung am Samstag und Sonntag das Netz in Mitleidenschaft gezogen hat. Dummerweise hängt es nämlich zusätzlich am einzigen Zugang der Bank hinter dem Tisch.
Das nahm Gundula in die Pflicht am Samstag Abend, jetzt, da die Clubs wieder geöffnet sind und andere auf die Rolle gehen und fett Party machen, ihr Netz zu flicken.
So ist das eben bei den Solo-Selbständigen.
Und am Sonntag war es genauso. Da nämlich war Besuch da und das Netz am Ende ziemlich hinüber. Also reparieren, während andere sich schon wieder amüsieren (oder die Wahlberichterstattung im Fernsehen verfolgen).
In mühevoller Kleinarbeit hat die Spinne alles wieder propper gerichtet. Ein wenig schaue ich Gundula bei ihrer Flick- und Bastelstunde zu. Zum Teil durchs Kameraauge.
Am Montag Abend, als mich die Neugier nach unserem neuen Haustier nach draußen treibt, hockt Gundula im vollständig wieder hergestellten und unbeschädigten Netz. Da nämlich ist Werktag, die Terrasse nicht in Beschlag, weil da anständige Menschen arbeiten müssen. Außerdem ist es kalt und feucht. Wer will da schon abends draußen im Dunkeln sitzen, wenn man auf der anderen Seite des Fensters auf dem Sofa sitzen und fernsehen kann.
Und dann?
Und dann?
Dann schaltet sich die kleine solarbetriebene LED-Lichterkette an. Und dann ist auch für Gundula Partytime. Und sie mittendrin.
Yeah!
Hyper! Hyper!
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Süß, die Spinne als Soloselbständige. Ich gebe zu, dass ich die Arbeit der Tiere achte und ab und zu sogar einen Extrastuhl rausstelle, um die Netzwerkerin nicht zu stören :)