Schwimmen gehen in Zeiten von Corona (#05) Eine sonderbare Freibadsaison nähert sich dem Ende

Eine merkwürdige Freibadsaison findet – zumindest für mich – in diesen Tagen ihr Ende. Das Erdinger Freibad hat mittlerweile geschlossen, das Bad rüstet sich auf den Winterbetrieb. Das corona-erfoderte Hygienekonzept steht, wenn alles gut geht, öffnet das städtische Hallenbad Ende September die Türen und auch da wird vieles anders sein als zuvor.
Warten wir’s ab.

In Taufkirchen war das Freibad noch etwas länger geöffnet, allerdings war das Becken mit der 50er Bahn ab Mitte September wieder gesperrt. Wie jedes Jahr fährt man zum Saisonende auf kleiner Flamme, also war nur noch das Nichtschwimmerbecken in Betrieb. Das aber ist mit 30 Metern Breite im hinteren, tieferen Bereich abgeleint und durchaus gut beschwimmbar.  Aber die Öffnungszeiten wurden, was als Berufstätiger und Pendler etwas blöd ist, um eine Stunde am Abend reduziert. Daher gab es nicht mehr allzu viele Gelegenheiten, nach Taufkirchen zu fahren.

Zum Saisonabschluss war ich aber natürlich im Erdinger Freibad. Wie zum Hohn gab das Wetter an diesem Septembertag wieder alles. 28 °C Lufttemperatur, strahlend blauer Himmel, es ist nicht das erste Mal, dass am letzten Freibadtag der Sommer wieder da ist.

Turmspringer vom Zehner - Am Ende der Freibadsaison

Den ganzen Sommer über habe ich das Bad nie so voll erlebt wie an diesem Tag – es war der einzige, an dem wir zeitweilig zu acht auf der Doppelbahn waren. Kein Problem, würden sich die Begriffe Sport- und Schnellschwimmer nicht so wachsweich dehnen lassen, dass auch sonnenbebrillte Rückenpaddler im paarweisen Nebeneinander und im Smalltalk vertieft, meinen, sie wären dort richtig aufgehoben. Sport sieht meines Erachtens anders aus – schnell sowieso.

Mit 3,6 Kilometern beende ich den Tag, etwas früher als geplant, aber im Laufe des Nachmittags füllt es sich so sehr, dass es keinen Spaß mehr macht. Vor allem nicht, weil an den Absperrleinen hängende Kinder immer wieder überraschend in die Bahn flutschen, diese quer durchschwimmen und durchtauchen, was regelmäßig darin endet, dass sie direkt vor einem auftauchen und die Zahl der Beinahezusammenstöße zweistellig wird.  Nicht, dass ich dafür kein Verständnis hätte, denn denn auf den beiden Außenbahnen drängt es sich mittlerweile brutal.
Also hake ich Schwimmen milde gestimmt ab und ergründe neugierig, was die Massen zum Sprungturm lockt. Alle starren nach oben. Mehrere Testosteron-Bolzen stehen auf dem 10 Meter Absprung und präsentieren sich den Wartenden.
Dann lässt es einer nach dem anderen krachen. Wow.

Turmspringer vom Zehner

Keine 10 Pferde brächten mich da hoch, geschweige denn vorne an die Absprungkante, an der es kein Geländer mehr gibt.

Und sonst? Wie war die Saison?

Abgesehen von diesem Tag war ich über die oft unglaubliche Leere im Freibad erstaunt. Mag sein, dass das Wetter einen Teil dazu beigetragen hat, denn ich war an den eher kühleren Tagen dort. An den vielen wirklich heißen oder zumindest warmen Sommertagen war ich wie üblich im Freiwasser.
Auf 21 Besuche und 66 Kilometer komme ich, das ist weniger als üblich, aber die Freibadsaison begann ja nicht wie gewohnt Anfang Mai sondern für mich erst am 11. Juni kurz nach Öffnung der Bäder.

Selten habe ich mehr als 10 Leute im Wasser gezählt, und so manches Mal war ich auch ganz alleine drin.  Warum?

War es Angst, was es Unsicherheit, war es die fehlende Lust, die Kontaktdaten zu hinterlegen? War es die Maskenpflicht im Kassenbereich, die anfangs auch auf die Wege im Bad ausgedehnt war? Warum sind so viele Leute, die sonst schwimmen gehen, diesen Sommer nicht gekommen?
Altbekannte Gesichter, Stammgäste, gute Bekannte – es waren einige da. Aber viele eben auch nicht.

Am Online-Reservierungssystem, wie es in München eingeführt wurde, kann es auch nicht gelegen haben, auch nicht am Drei-Tagesschichten-System wie in Dorfen. In Erding und Taufkirchen gab es all das nicht.
Hier zählte First Come First Serve – aber es waren nie so viele da, dass einer hätte draußen bleiben müssen.

Alles ist anders in dieser Freibadsaison

Sehr begrüßenswert fand ich die Absperrleinen und die Doppelbahnen. Und besonders gut, dass in Taufkirchen wie üblich eine und in Erding gleich zwei davon für Schnell- und Sportschwimmer gedacht waren. So sortierte es sich meistens vollkommen ohne das Zutun der Schwimmmeister. Selbst zwischen den beiden Sportbahnen sortierten sich die schnelleren oft auf die eine, die etwas langsameren auf die andere.
So abgeleint könnte es eigentlich bleiben. Ich vermute, in der Halle werden wir in Kürze Ähnliches erleben.

Allerdings zugegeben: Auch ich war kritisch, ein wenig überrascht und etwas sauer, dass in Taufkirchen die Duschen gesperrt sind. Eine heiße Dusche, wenn man abends schwimmt, ist doch was Feines.. Aber wenn das entscheidend ist, dass das Bad wieder öffnen durfte, dann ist das natürlich ok.
In Erding waren sie es übrigens nicht. Und selbst mit Zugangsbeschränkung für zwei Personen gleichzeitig war heißes Duschen nach abendlichem Schwimmen immer möglich. Aber da ist der Raum eben auch viel größer.
Genau andersherum verhielt es sich mit den Holzliegen am Beckenrand: In Taufkirchen stehen sie, in Erding nicht. Die Logik dahinter erschließt sich mir nicht mehr.  So manche mit Coronaschutz begründeten aktuellen Regeln sind kaum nachvollziehbar.
Egal.

Es war nicht die schlechteste Freibadsaison, die wir nun hinter uns gebracht haben. Im Gegenteil: Ich bin auf meine Kosten gekommen.Sonnenuntergang über dem Freibad- das Ende der Freibadsaison

Ach ja, was noch zu beantworten wäre:

Was passiert, wenn man sich am Freibad-Beckenrand, die Abendsonne im Rücken, mit einer Hand festhält, in der anderen eine Kamera hat und Selfies macht? Was, wenn man dabei möglichst flach auf dem Wasser liegt, der Kopf sich dicht über die Wasseroberfläche befindet und man stoßweise heftig ausatmet?
Dann passiert genau das:

Selfie am Ende der Freibadsaison

Vorausgesetzt natürlich, man schafft es, in der Kürze des Moments einen Schwung Fotos auf die kleine Kamera zu bringen und man bringt es übers Herz, alle bis auf eines anschließend wieder zu löschen und das eine ein wenig im Bildbearbeitungsprogramm „nachzujustieren“.
Und was geschieht dann? Das Bild landet in den einschlägigen sozialen Netzwerken, wird geherzt und gelikt – und geklaut. Und so entdecke ich es ein paar Stunden nach Veröffentlichung in der FB-Gruppe, in der ich es geteilt hatte, von jmd. anderem wieder hochgeladen. Dazu die Frage: „Sagt mal, ich sehe hier so oft so tolle Bilder (hier das von Lutz Prauser heute – ich hoffe, das ist okay 😳) von Euch. Wie macht Ihr diese? ActiveCam? HandyCam? GoPro? Würde mich mal interessieren – bin echt neidisch….“

Was soll man da antworten?

„Ja, das ist ok. Das Foto (Selfie) habe ich am Beckenrand mit einer Unterwasserkamera gemacht… Wie so oft muss ich dazu sagen, dass man Dutzende Fotos machen muss, bis eines ungefähr so ist, wie man es haben will. Und man mit der Zeit herausfindet, wann man wie welche Bilder hinbekommt. Übung halt. Und nicht zu vergessen: Dieses Foto ist natürlich im Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet.“

Damit dürfte mal wieder beantwortet sein, wie dieses Foto entstand.


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1 Antwort

  1. So ist das Leben eines Fotografen. Mir alles nicht unbekannt. Nur mit dem Unterschied, dass ich bei meiner Arbeit trocken bleibe.
    Hat auch was. Lach …

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