Mediatipps (Teil 29): „52 kleine & große Eskapaden Rothaargebirge und Sauerland: Ab nach draußen“ von Alexandra Lattek

„Schönen Urlaub“ wünscht mir meine Buchhändlerin, als ich den bestellten Reiseführer 52 kleine & große Eskapaden Rothaargebirge und Sauerland: Ab nach draußen abhole. Denn es ist natürlich naheliegend, dass jemand eine Reise tut, wenn er sich solch ein Werk bestellt. Wozu auch sonst sollte das jemand tun?
In diesem speziellen, also meinem Fall aber liegt die Lage anders. Alexandra Lattek kenne ich noch aus Ironblogger-Zeiten, treffe sie im Sommer auf der Terrasse der Monacensia, nachdem eine Gruppe Blogger*innen die Ausstellung Frauen der Boheme besucht haben. Auch Nadine Ormo, ebenfalls eine ehemalige Ironbloggerin ist da. Wir stehen zusammen, erzählen wenig über Gewesenes, mehr über das Aktuelle und das Kommende, Nadine erzählt über ihre Eskapaden-Bücher, die hier auch noch vorgestellt werden und Alexandra eben von ihrem Sauerlandbuch.
Das macht mich vom ersten Moment an neugierig.

Da ich in Hagen geboren und aufgewachsen bin, gehörte das Sauerland viele Jahre zu meiner „Homezone“, um nicht das peinliche Wort Outback zu verwenden. Hagen war das Tor zum Sauerland, schnell zu erreichen für alle möglichen Freizeitaktivitäten, vom Mountainbiken zum Spazierengehen bis hin zu den Sommerzeltlagern mit Kinder und Jugendgruppen.
Es ist also pure Nostalgie, die mich das Buch sofort bestellen lässt. Wollen doch mal sehen, was Alexandra an Eskapaden zu empfehlen hat. Was davon kenne ich, wo war ich schon? Was ist mir neu, was fremd? Mit welchen Insidertipps wartet sie auf? Und ich bilde mir ein, auf viel Vertrautes zu stoßen.
Fast bilde ich mir ein, selbst ein profunder Kenner des Sauerlandes zu sein.
Welch ein Irrtum, was eine Anmaßung.
Aber mal ehrlich: Wann war ich das letzte Mal richtig im Sauerland?
Als unsere Kinder klein waren, sind wir mit meinem Vater bei den Karl-May-Festspielen in Elspe gewesen, vor zwei Jahren waren wir mal wieder im Freilichtmuseum und zum Spazieren an der Möhne.

Der Großteil der 52 Eskapaden ist mir vollkommen unbekannt. Was aber drei wirklich gute Gründe hat:

Grund 1: Ich wohne seit über 25 Jahren nicht mehr in NRW, seitdem hat sich viel verändert, seitdem ist das Sauerland auch nur noch das Stück Landschaft links und rechts der A45, ich war ewig nicht mehr dort, außer in Gedanken, wenn Zoff mal wieder Sauerland, mein Herz gehört dem Sauerland aus dem Player röhrt. Aber auch da ist pure Nostalgie. Seitdem ist die Zeit aber nicht stillgestanden, das Sauerland hat sich weiterentwickelt, auch und vor allem in touristischer Hinsicht.

Grund 2: Ich war nie ein leidenschaftlicher Wanderer, nie Mitglied im SGV. Alexandras Buch aber richtet sich in allererster Linie an Wanderer oder zumindest Spaziergänger, ein erheblicher Teil ihrer Eskapaden findet fußläufig statt. Das ist bei dem Leitkonzept der Buchreihe Ab nach Draußen auch kein Wunder denn nichts kann man im Land der tausend Berge so gut wie wandern. Es gibt natürlich auch eine Vielzahl anderer Vorschläge und da entdecke ich doch reichlich Altvertrautes: Wassersport an der Bigge, Wanderwege entlang Sorpe zum Beispie oder das Hönnetal, die Attahöhle bei Attendorn oder das Skigebiet von Winterberg.

Grund 3: Als Hilchenbacherin blickt Alexandra vom Süden her ins Sauerland, in die Landkreise Siegen und Olpe sowie den Hochsauerlandkreis. Meine Perspektive war eher die aus dem Norden Richtung Märkischem Kreis. Womit ich nicht sagen will, dass der gar nicht stattfindet. Vom Norden des Sauerlands aber, das muss ich leider sagen, fehlt mir dann doch das eine oder Andere. Kein Wort übers Freilichtmuseum in Hagen (ok, Hagen gehört nicht so richtig zum Sauerland, das Mäckingerbachtal aber schon), kein Wort übers Felsenmeer in Hemer oder die Dechenhöhle in Letmathe. Und die Möhne, am nördlichen Rand des Sauerlands gelegen, fehlt auch.

Das ist etwas schade, das nämlich gehört unabdingbar zu meinen Eskapaden dazu, nämlich zu den vielen kleinen Fluchten, die wir seinerzeit ins Sauerland unternommen haben. Aber eigentlich sollte ich doch froh darüber sein, denn all das kenne ich ja schon, ihre Touren im und Insider-Tipps zum Rothaargebirge, dem Herzstück der Region, hingegen präsentieren mir viel „Neuland“.

Alexandras Buch sollte ich vielleicht doch als das nehmen, als was es gedacht ist und nicht als Gedächtnisstütze für Erinnerungen an die Sauerlandtripps damals: Als in Winterberg noch Schnee lag, als wir die Zelte am Ahauser Stausee oder in Bönkhausen bei Sundern aufschlugen, in den SGV-Hütten lange Winterwochenenden verbrachten, nach Balve zum Eisessen, an die Sorpe zum Spazierengehen, nach Valbert zu Tagungen und auf die Nordhelle zum Biken fuhren. Diese Erinnerungen kann das Buch nicht reaktivieren, aber das soll es auch gar nicht. Ich kann Buch und Autorin nicht anlasten, dass ihr Sauerland nicht ganz deckungsgleich mit meinem ist.

Im Gegenteil: Das lenkt den Blick wie gesagt auf Neues, Anderes, Unbekanntes: Auf Wanderwege, Fahrradstrecken, auf Ecken und Orte, die ich allerhöchstens dem Namen nach kenne. Und wie schön, wenn ich dann doch immer wieder auf Vertrautes stoße: Zu, Beispiel ihre Empfehlung für eine Radtour östlich der Sorpe von Langscheid über Sundern und Amecke. Ja: Da kenne ich mich aus. Alexandra nennt die Gegend eine „traumhafte Wald- und Wiesenlandschaft“, das kann ich nur bestätigen. Hach <3

Es ist ein Ratgeber und Reiseführer für eine wunderschöne Region, eine tolle Landschaft, in der es enorm viel zu entdecken und zu erleben gibt. Vielleicht sollte ich doch demnächst mal wieder hinfahren.

Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland
Begrabt mich mal am Lennestrand
Wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland
Vergrabt mein Herz im Lennesand
Wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind

PS: Die hier gezeigten Fotos stammen nicht aus dem Buch. Aber aus dem Sauerland.

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Alexandra Lattek: 52 kleine & große Eskapaden Rothaargebirge und Sauerland: Ab nach draußen.

Taschenbuch / 232 Seiten / Verlag: ‎ Dumont Reiseverlag / Erschienen mit neuem Titel am 03.08.2022 / Sprache: Deutsch

ISBN-13: 978-3616028019
Preis: 16,95 €

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