Eine Mütze mit Schirm und Scharm, aber keine Melone

Es ist das Konzept des Münchner Autors Axel Hacke, Sprachverdreher und -schluderer, Übersetzungsfehler und -verhunzungen, Verhörer und Verschreiber literarisch auszuschlachten. Das macht er seit Jahren mit großem Erfolg und vielen Zuträgern, denn längst basieren seine ausgedehnten und höchst amüsanten Reisen durchs Sprachland überwiegend aus Fundstücken seiner stetig wachsenden Leserschaft: Speisekarten, Verkehrs- und Hinweisschilder, Gesagtes und Geschriebenes. Gerade erst hat er mit Im Bann des Eichelhechts (Amazon Partnerlink) eine neue Sammlung vorgelegt, die Amazon – eine ganz eigene Groteske – in der Kategorie Lesealter Baby und älter einstuft.

Mütze mit Scharm-Steigerung

Screenshot der FB Anzeige

Das Feld ist also trefflich bestellt, selbst wenn es im besten Briestschen Sinne ein weites ist. Trotzdem mache ich mir Gedanken, als ich vor kurzem im Internet eine Werbeanzeige ausgespielt bekomme, das Thema zu plagiieren. Warum auch nicht? Hacke hat ja keine Exklusivität auf unfreiwilligen Sprachwitz.

Ich solle, so empfiehlt man mir auf Facebook, meinen Scharm steigern mit dem unverwechselbaren Stil dieser außergewöhnlichen Vintage-Mütze. Nachdem mich weiland das Unterwäsche-Gewissen gegrüßt hat und ich auch sonst immer wieder erfreut bin, was Facebook mir zu kaufen empfiehlt, sind es also jetzt Kopfbedeckungen.

Nun bin ich nicht der Einzige, der sich fragt, was es mit diesem Scharm auf sich hat. Immer wieder wagt ein Nutzer dieser Plattform einen süffisanten Kommentar unter der Anzeige, der fast genauso schnell gelöscht ist, wie er erscheint.
Statt einfach die Schreibweise zu aktualisieren, killt man lieber die Rückfrage, ob man mit einer solchen Kopfbedeckung nicht eher die Scham senkt, statt den Scharm zu steigern. Oder steigert man den Schirm statt den Scharm?
Schließlich ist das angebotene Modell ja auch nichts anderes als die gute alte Schirmmütze. Also den Schirm steigern?

Scharm
Schirm
Scham

Oder ist am Ende doch der Charme gemeint?

Man weiß es nicht. Man kann nur vermuten. Und Google bemühen und erfährt:
„Bei Scharm handelt es sich um eine veraltete Schreibweise von Charme, die seit der nach dem amtlichen Regelwerk von 2011 mit den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung von 2010 nicht mehr korrekt ist. “ So heißt es auf Wortbedeutung.info.
A ha.

Wie man auch vermuten kann, dass längst jemand die Anzeige ebenfalls gescreenshottet (Ja: Ich möchte dieses grausame Wort auch mal verwenden und habe keine Ahnung, wie man das richtig schreiben soll) und an Axel Hacke geschickt hat.
Aber bis der Gute das bei der Fülle an Einsendungen gesichtet und publizistisch verarbeitet hat, bin ich längst durch damit.
Bis dahin ist das dann wirklich dermaßen Vintage, dass es tatsächlich sogar Charme haben könnte. Wie so Schirmmützen. Oder Scharmmützen. Oder sowas Ähnliches.
Vielleicht bietet man mir demnächst auf auch FB Melonen an, also Bowler Hats?

Das wäre doch ein sinnvoller Kauf, der zwar weder den Schirm noch meinen Scharm steigert, aber dann könnte ich mal wieder sagen: „Ich habe eine Melone getragen.“ Und das wäre nicht mal gelogen.


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