Döner, Döner über alles

Natürlich esse ich sehr gerne Döner. Warum?
Das wissen Sie nicht?
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Aber es gibt noch mehr Gründe. Der banalsten einer ist, dass ich Hunger habe. Das trifft vor allem dann zu, wenn ich nach dem Schwimmen aus dem Wasser steige.
Nun gibt es am heimischen Weiher zwar einen Kiosk, aber keinen Döner. Zudem schließt der Kiosk so früh, dass ich nach der goldigen Feierabendrunde bauchgrummelig sehen kann, wo ich jetzt noch was Essbares herbekomme.
Eine Alternative bietet der Kiosk am Minigolfplatz, der hat länger geöffnet und zudem einen hervorragenen Obatztn (die richtige Schreibweise bei Dialektwörtern ist Auslegungssache), den ich auch sehr gerne mag.
Dummerweise wird dem Kioskbesitzer an schönen Spätsommerabenden fast Bude eingerannt, will sagen, dass der Ansturm auf alles, was zusammen mit oder in einer Semmel verkauft wird, oft so groß ist, dass er regelrecht blank gefressen wird. Sso leer wie im Weiher ist es auch in meinem Magen – und im Brotkorb am Kiosk.

Ergo informiert mich der Kioskbesitzer, dass er zwar noch einen Obatztn hätte, als ich danach frage „Aber weder a Semme no a Brezen“.

Da ich mir den Käse schlecht auf die Finger schmieren kann um selbige nacheinander in den Mund zu stecken und abzuschlecken, verzichte ich schweren Herzens.  Statt dessen muss ich mich, da andere hinter mir in der Schlange stehen, schnell entscheiden, was ich jetzt esse. Ich hasse sowas. Also ordere eine Currywurst mit Pommes und Majo.Currywurst, Pommes, Majo - so gehört das

Nun ist Altbaiern (und damit Oberbayern) nicht unbedingt der kulinarische Nabel der Welt, was die Herrstellung einer gescheiten Currywurst betrifft, aber die hier schmeckt sehr ordentlich, das muss man dem Kiosk-Team lassen. Respekt.  Am Tag drauf, an dem ich schon wieder nach dem Schwimmen zur Goldenen Stunde am Kiosk stehe, gönne ich mir endlich einen Obatztn. Und ja: Es gibt einen. Und dazu a Semme (ohne Schluss-l, genau wie Breze, so viel habe ich mittlerweile gelernt).Obatzta - Yummy

Am dritten Tag, an dem ich zur Abwechslung Mal nicht abends sondern bereits mittags ins Wasser steige, tut auch auf dem Speiseplan Veränderung Not. Nachdem ich erst im Einkaufszentrum im Erdinger Westpark ein paar dringende Besorgungen zu erledigen hatte, überkommt mich ein unbändiger Hunger. Nun gibt es dort zig große Märkte, in deren Kassenbereich Backshops nebst Heißer Theke vorhanden sind. Ich stürme den ersten.

Plaudernd mit einer Kundin, tiefenentspannt und vollkommen entschleunigt rammt die Verkäuferin an der Heißen Theke gerade die zweizackige Metzgergabel in einen Leberkäs und säbelt eine dicke Scheibe herunter. Sie belegt eine Semmel damit und reicht sie der Kundin. Nachdem diese abkassiert wurde, bin ich an der Reihe. Ich hatte genug Zeit, die Kreidetafel mit dem Tagesgericht zu suchen. Passt. Also bestelle ich: „Einmal den Backfisch bitte. Mit Kartoffelsalat.“

Die Verkäuferin sucht unter Zuhilfenahme der Fleischgabel nach Backfisch. Sie sticht in allerlei panierte und daher unkenntliche Formfleisch-Scheiben in der Auslage. Doch das eine ist Schwein, das andere Pute.Heiße Theke - ich verhungere

„Tut mir Leid, Backfisch ist aus. Möchten Sie vielleicht ein Schlemmerfilet?“

Mit der Gabel tippt sie an eine grün-braun-graue Masse, die in der Wärmetheke liegt, um mir diese zu zeigen und schmackhaft zu machen.

„Ist auch sehr lecker und wird immer gern gegessen.“

„Nein danke“, antworte ich. „Das ist jetzt nicht so mein Ding.“

Ich möchte einen weißen Backfisch, mit goldgelber Panadekruste darum, wie ich ihn aus der Werbung von Käpt’n Iglo kenne. Und nicht irgendetwas, das entfernt an Essbares erinnert. Wenn man genug Phantasie hat.

„Wir hätten auch eine Lasagne.“

Sie wuchtet eine Stahlwanne voller Lasagne in die Wärmetheke. Ich willige ein und die Verkäuferin holt ein langes Messer und teilt die bisher unangerührte Lasagne in der Stahlwanne in vier Stücke. Dazu schneidet sie, wie es wohl jeder andere auch gemacht hätte, ein Kreuz hinein. Wie viel Anarchie müsste man aufbringen, an Stelle des Kreuze einfach mal ein X zu schneiden. Damit erhält man auch vier gleiche Stücke, die annähernd gleich groß sind – nur sind sie eben dreieckig. Vollkommen unvorstellbar, dass man so etwas mal erlebt.

Mit einem Pfannenschaber will sie gerade die Lasagne auf einen Teller lupfen, da hält sie inne.

„Ich sehe gerade, das ist eine Gemüse-Lasagne. Schmeckt aber auch sehr lecker!“

Nein! Gemüse-Lasagne kann nicht lecker sein, weil Gemüse per se nicht lecker ist. Zwischen die Teigplatten gehört eine Hackfleischfüllung und nicht irgendwelches grau-grünes Matschgemüse.

„Nein danke. Ich mag kein Gemüse!“ ächze ich gerade noch, bevor das Stück auf dem Teller landet. Behutsam, wenn auch etwas irritiert hebt die Verkäuferin es zurück in die Form. Hätte sie doch gleich sagen können,  das die mit Gemüse ist. Oder es auf einer Tafel oder einem Schild anschlagen können.

„Putenschnizel vielleicht?“ Sie tippt mit der Fleischergabel, die sie plötzlich wieder in der Hand hat, auf ein paniertes Etwas in der Auslage. Die Frau hinter mir, die auch was zu essen kaufen will, wird zunehmend unruhiger. Ihr Atmen wird lauter.

„Ja gut.“ Es muss ja mal weitergehen.

„Mit Kartoffelsalat?“

„Gerne.“

Sie dreht sich um zur Arbeitsfläche, wendet mir den Rücken zu, ist aber im gleichen Moment wieder ganz bei mir.

„Oh, ich sehe gerade. Kartoffelsalat ist auch schon alle. Und anderen Salat haben wir heute nicht.“
Sie deutet auf die gähnend leere Salattheke. „Die Theke ist defekt.“

Natürlich kann die Frau nichts dafür, sie will mich nicht absichtlich verhungern lassen. Aber ich bin hart an der Grenze einer Nahtoderfahrung. Ich werde sterben, wenn nicht umgehend was passiert.

„Ähm – nee. Dann nicht. Sorry, dann ist mit mir heute kein Geschäft zu machen.“

Ich wälze mich dem Verhungern nahe zum Auto. Zu Fuß zum nächsten Markt mit heißer Theke? Dazu fehlt es an Kraft und Wille. Ich starte den Motor. Auf zum Dönermann.

Ey Chef – mach’s du Döner. Wie imma. Mit allem ohne scharf. Weiß ‚u?
Wetz ma Messa.Döner - mit allem - ohne scharf

 


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