Döner mit ohne alles… vor allem ohne Gerede

Nach dem Schwimmen kommt der der große Hunger. Immer. Und der ist so groß und duldet so wenig Aufschub, dass mich der nächste Weg zum Dönermann führt – und ich die gerade mühsam heruntergekraulten Kalorien mit frischem Döner und einem vollkommen überzuckertem Milchgetränk wieder nachlade.
Jo-Jo-Effekt eben. Ich bin eben ein FastFood- und ein Junkfood-Junkie.

Wenn ich zum Dönermann komme, ihn aus seiner vorabendlichen Lethargie reiße (das Mittagsgeschäft ist durch…), dann schaut er mich kurz erwartungsvoll an.
„‚Nen Döner bitte. Nicht einpacken. Den ess ich auch sofort.“ Der Nachsatz verhindert das unnötige Einwickeln des Fast Foods in Aluminiumfolie, man muss schließlich auch ein wenig an die Umwelt denken.
Stumm säbelt der Dönermann das Fleisch vom Spieß, rupft ein Küchentuch von der Rolle, wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht, lässt Wasser über die Hände laufen, dann greift er nach der Teigtasche, säbelt sie auf und beginnt, sie kunstvoll zu füllen.

Kein Wort – kein einziges. Kein „Wills u scharf, Chef?“ Kein „Mit allem, Chef?“ Kein heruntergenuscheltes „Sauce? Joghurt, Knoblauch, scharf?“
Er macht einfach, was er denkt. Und ich lass es stumm geschehen. Nur mein Magen gibt leichte Knurrgeräusche von sich.

Müde und hungrig schiebe ich einen 5 Euroschein über die Glastheke, erhalte wortlos mein Wechselgeld zurück und lasse es in der Hosentasche verschwinden, damit es später in der Waschmaschine so schön klonkern kann.
Der Mann reicht mir den Döner, ich nicke, er nickt. Ich gehe und er kehrt zur Zeitung und zum Tee zurück. Kein Bitte, kein Danke, kein Guten Appetit, kein gar nichts.

Mag sein, dass Sie das unfreundlich und nicht kundenorientiert finden, dass den ganzen Vorgang über kaum ein Wort gewechselt wurde, dass ich gar nicht erst die Gelegenheit hatte, „Ohne Zwiebeln, und nicht zu scharf…“ zu bitten.
Vielleicht finden Sie das stoffelig, abweisend – unklug für einen Gastronom. Ich weiß es nicht.
Mir macht seine Schweigsamkeit nichts. Im Gegenteil. Ich bin vollkommen zufrieden damit.
Beratungsintensive Speisenauswahl am Pommes Stand oder in einer Fast-Food-Butze mit zwei Dutzend Rückfragen nerven mich zu Tode. Wer mal bei Burger King war und etwa 15 Fragen beantworten musste, von der jede darauf zielt, die Grundkosten des Whopper-Menus deutlich zu steigern („Extra Käse?“, „Drei Lagen Fleisch oder nur zwei?“, „Cola extra groß?“, „Was zum Nachtisch?“), weiß, wovon ich rede. Bis man ans Essen kommt, ist man beinahe so verhungert, dass man nur noch „ja….“ haucht, damit es endlich weiter geht. Von der Ausfragerei bei Subways brauch ich gar nicht erst anzufangen. Da bin ich morgen noch nicht fertig.

I-C-H
M-Ö-C-H-T-E
D-A-S
A-L-L-E-S
N-I-C-H-T!

Ich möchte nicht bequasselt werden. Und ich möchte nicht mit Fragen überrumpelt werden und drei Dutzend Entscheidungen treffen müssen.
Ich will einfach nur was zu essen. Jetzt! Sofort! Darum gehe ich am liebsten zum Dönermann. Der säbelt sofort los und schweigt.
So soll es sein. Alles gut.

Döner mit ohne alles

Nicht alles. Der Döner ist nicht gut. Er ist perfekt. Der Mann weiß schließlich, was ich will.
Stammkunde halt. Da erübrigt sich jedes unnötige Wort, dass wir beide weder sprechen noch hören wollen. Und Small Talk erst recht – aber wer braucht das schon?


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3 Antworten

  1. Wie beneidenswert! Bester Dönermann!

    (Kommentar auf das Notwendigste beschränkt ;-) )

  2. Irene sagt:

    Das Problem mit der übermäßigen Fragerei gibt es auch als Sketch:

    Der Leberkässemmel to go Store

  3. Peter sagt:

    Auch Herbert Knebel hat sich dieser Problematik angenommen:

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