Der Reichenbachfall – und die wirklich wahre Wahrheit
Bei unserer Tour durch die Schweiz Anfang Juni war Meiringen im Berner Oberland eine Pflichtstation.
Die Aare zwängt sich dort durch ein tiefes, enges Tal – eine höchst sehenswerte Schlucht, die man auf gesichertem Weg knapp eineinhalb Kilometer entlang wandern kann, am anderen Ende sich einfach ein halbes Mal um die eigene Achse dreht und zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Eine wunderschöne Tour.
Das aber war nicht der entscheidende Grund, Meiringen einen Besuch abzustatten. Es galt, eine Kultstätte in Augenschein zu nehmen. Den Reichenbachfall!
Sherlock-Holmes-Kenner wissen natürlich, worum es geht, oberhalb von Meitingen stürzt sich der Wasserfall in die Tiefe und weiland Sherlock stürzte höchstselbst dazu – samt seinem Widersacher Prof. James Moriarty im Klammergriff. Eine solche höchst bedeutungsschwere Örtlichkeit kann man sich – wenn man schon mal in der Gegend ist – nicht entgehen lassen. Also hin:
Eine kleine Standseilahn führt vom breiten Tal ein Stück hinauf auf den Berg. Etwa 700m zuckelt man im Waggon den Fällen entgegen.
Nahe der Gipfelstation gibt es ein kleines Kraftwerk, dereinst sicher eine Meisterleistung des Ingenieurswesens und Grund, die Bahn überhaupt zu bauen. Heute ist das aber uninteressant. Zumindest für Touristen, denn zu sehen gibt es dort nichts. Das ist aber auch nicht wichtig, wer hier hinauf fährt, will nur Eines: Auf Sherlocks Pfaden wandeln und an ihn denken.
Und das tut man am besten, in dem man von der Bergstation einen etwa halbstündigen Fußmarsch auf sich nimmt und genau an der Stelle ankommt, an der… Sie wissen schon. Ich erwähnte es ja bereits. Also hier:
Das ins Tal donnernde Wasser steigt in Schleiern und winzigen Tropfen wieder auf, wird vom Wind herübergeweht, in Sekundenschnelle ist man nass, als stände man in einem leichten Sommerregen. Sehr beeindruckend und diesen nicht minder beeindruckenden Personen mehr als Abgangsort würdig. Sherlock, James… wir kommen.
Geradezu klischeehaft teilen wir uns die Bahn mit sechs wohlgereiften und -genährten Engländern, die natürlich auch kein anderes Thema im Kopf haben als wir. Die Engländer aber belassen es bei einem Blick auf den Wasserfall und einem Haufen Fotos. Sie quieken, als sie eingesprüht werden und machen kehrt. Den Fußweg werden sie sich sparen – was sicher nicht ganz dumm ist. Sie wirken mächtig underequipped für den Pfad, der zwar anfangs hervorragend gesichert ist, in der zweiten Hälfte aber doch schmal, glitschig und ausgetreten. Und nass werden wollen die Jungs sowieso nicht. Deshalb kehren sie mit der nächsten Bahn gleich wieder um. So viel zum Thema authentischer, britischer Heldenverehrung.
Überhaupt: Viel und zum Teil merkwürdiges Volk treibt sich an den Fällen herum: Asiaten im Dauerselfie-Modus, gestandene Bergwanderer, Urlauber, Touristen mit Plastiküberziehern (wie man sie im OP trägt) über weißen Stoffschühchen. Was bitte soll das?
Bei dem einen oder anderen bin ich mir nicht sicher, ob der überhaupt weiß, wer Sherlock war. Egal.
Empörend, wenn auch nicht neu ist die Erkenntnis, dass uns sowohl Hollywood als auch die BBC nach Strich und Faden verarschen. Man muss sich nur die Illustrationen der ersten Buchausgabe anschauen, die im Ortskern von Meiringen auf Stelen gezeigt werden, dann weiß man um die wirklich wahre Wahrheit vom Absturz des Meisterdetektivs – und dass die jüngsten Sherlock-Filmfassungen kilometerweit davon entfernt sind. Skandalös!
Oberhalb des Reichenbachfalls befindet sich mitnichten ein Luxushotel mit großem Ballsaal und Terrasse, von der höchst dramatisch Sherlock (Robert Downey Jr.) samt Moriarty (Jared Harris) hinabstürzen. Noch viel weniger hat der echte Wasserfall irgendetwas mit dem zu tun, was in der gleichnamigen Folge der BBC-Serie gezeigt wird: Dass Moriarty (Andrew Scott) sich selbst erschießt, was Sherlock (Benedict Cumberbatch) dazu veranlasst, sich vom Dach eines Londoner Bürogebäudes zu stürzen. Lächerlich. Immerhin, das dort erwähnte Gemälde von William Turner gibt es wirklich.
Alles Humbug, alles Beschiss, alles Fake. Arthur Conan Doyle mag sich vor Grausen im Grab herumdrehen. Wenigstens in dem Special Die Braut des Grauens hat die Reichenbachfall-Szene eine gewisse optische Ähnlichkeit. Das wär’s dann aber auch schon.
Wer so mit Ikonen umgeht, zerstört ihre Glaubwürdigkeit.
Ja, sie verleiten dazu, an allem zu zweifeln, letztlich an der ganzen Figur. Am Ende mag man sich fragen, ob Sherlock Holmes überhaupt je existiert hat.
Hat er nicht?
Zwei kurze, wacklige Clips zeigen den Reichenbachfall genau so, wie wir ihn vorgefunden haben – und nicht viel anders dürfte ihn Arthur Conan Doyle 1893 bei seinem Besuch in Meiringen kennengelernt haben, allerdings noch ohne Standseilbahn.
Der echte Sherlock, das steht zweifelsfrei fest, stürzte am 04. Mai 1891 genau hier in die Tiefe. Noch heute erinnert eine Bronzetafel an die Stelle, ein großer, weithin sicherbarer, weißer Stern ist an den Fels angebracht, die Deutsche-Sherlock-Holmes-Gesellschaft hat zur Erinnerung einen Grabkranz aufgehängt.
Bei so viel Ehrerbietung durch so hochqualifizierte Experten – wer könnte also daran zweifeln, dass zumindest das seine Richtigkeit hat?
Zweifelsohne: Hier ist es geschehen, hier hat Sherlock seinen Widersacher niedergerungen, hier sind sie gemeinsam die Felsen hinabgestürzt in den tosenden Wasserfall. Hier hat Dr. John Watson verzweifelt und ohne Ergebnis nach seinem Freund gesucht, eine hinterlassene Nachricht und sein silbernes Zigaretten-Etui gefunden.
Furchterregend ist der Ort nicht – aber beeindruckend. Selbst für diejenigen, die mit Sherlock so gar nichts am Hut haben, ist der Weg von der Bergstation oder für Wanderer von der Talstation aus lohnenswert. Vorausgesetzt natürlich, man hat geeignetes Schuhwerk an den Füßen.
Nicht zuletzt unterstützt ein wunderbares, kleines Museum in Meiringen die Richtigkeit der Angaben zum Absturz Sherlocks. Selbstverständlich haben wir auch dieses in Augenschein genommen. Gibt es dort doch allerhand zu sehen. Und man merkt dieser kleinen, liebevollen Sammlung an, wie schmerzlich es doch ist, dass Sherlock nur eine Romanfigur ist. Wie gerne würde man Exponate zeigen, die nicht nur aus der Zeit stammen sondern ihm auch wirklich zugeordnet werden können.
In mühevoller, detailversessener Kleinarbeit wurde der Salon des Hauses in der Baker Street 221b nachgebildet, die Ausstellungsmacher haben sich dabei an den spärlichen Angaben aus den 60 Sherlock-Geschichten orientiert und nur Originale aus dieser Zeit zusammengetragen. Nichts fehlt. Und doch verweist die 12 minütige Audioguide-Beschreibung immer wieder darauf, dass es so hätte aussehen können. So traurig.
Dieser Salon hat übrigens nichts gemein mit den Studiobauten der Filmadaptionen.
Eine lebensgroße Statue des berühmten Detektivs sitzt vor dem Museum, was zeigt: Sherlock sah mitnichten so aus, wie die beiden bereits erwähnten Schauspieler. Und natürlich trug er – was zumindest in der TV-Serie gezeigt wird – bei seinen Landpartien (und nur dort) dieses alberne Hütchen, das in Fachkreisen Deer Stalker genannt wird. All das kann man im Museum bewundern – und eine Replik eines Deer Stalkers für nur 45 Schweizer Franken käuflich erwerben.
Sie werden verstehen, dass ich Abstand davon genommen habe. So viel Sherlock muss dann auch nicht sein.
Aber das stöhnende Seufzen Irene Adlers, das Sherlock sich als Signalton auf sein Handy gezogen hat (Schauen Sie Ein Skandal in Belgravia, dann wissen Sie, was ich meine), das hätte ich bisweilen doch gerne… Ahhh. Ahhh.
Vielen Dank fürs Lesen.
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