Blogparade: ‚Die schönsten Fotospots und die Wahrheit dahinter‘ – Winnetous Wasserfälle

Sommerzeit – Urlaubszeit.
Traumziele können so wunderschön sein – wäre es in Wahrheit nur annähernd so wie auf den Fotos. Ironblogger Florian Westermann, der begnadet schöne Bilder von allen Ecken der Welt in seinem Blog Phototravellers.de zeigt, hatte eine wunderbare Idee für eine Blogparade: Die schönsten Fotospots der Welt und die Wahrheit dahinter. Denn die Wahrheit hinter diesen traumhaften Urlaubsbildern ist oft ernüchternd: Menschenmassen, die sich ebenfalls an diesen Hotspots herumdrücken oder überquellende Papierkörbe, Müllberge, Kioske, Reisebusse, landschaftsverschandelnde Bauwerke…

Denn je berühmter die Bauwerke oder Landschaften sind, umso mehr Menschen zieht es dahin. Und mit den Touristen kommen die Souvenirbuden, Kioske, Picknickplätze… und der Müll. Die Diskrepanz zwischen dem, was man auf Bildern sieht und/oder sich in seiner Sehnsucht ausgemalt hat, wird immer krasser.

An der Blogparade teilzunehmen, heißt für mich, lange in meinen Bildern zu suchen, denn ich vermeide touristische Hotspots so gut wie möglich, und wenn ich mal wo bin, wo auch Dutzende andere sind, findet man selbige fast nie auf meinen Fotos. Ich will keine Touris knipsen, am liebsten habe ich gar keine Menschen auf Natur-, Landschafts- oder Gebäudefotos. Erstaunlich oft gelingt mir das auch. Aber nicht immer. Und manchmal bin ich so genervt, dass ich einfach hemmungslos zurückfotografiert habe. Knipsende Massen. So entstanden zum Beispiel zwei Fotos, die ich ohne Rücksicht auf Persönlichkeitsrechte oder DSGVO angefertigt habe und hier zeigen will.

Die Fotospots an den Skradinski Buk Wasserfällen

Ort des Geschehens: Kroatien. Ein Ausflug führte uns 2016 in den berühmten Nationalpark Krka; und bei Nationalpark denke ich immer an traumhafte Landschaften, die vor allem eines sind: Menschenleer.

Trügerische Ruhe im Winnetou- Land

Das ist natürlich nur ein frommer Wunsch. Auf die Idee, den Park zu besuchen, kamen mit uns hunderte, wenn nicht tausende anderer Touristen, nicht wenige wurden extra mit Bussen aus den Ferienorten an der Küste herangekarrt, andere von irgendeinem Kreuzfahrtschiff, das in einer Hafenstadt vor Anker lag, abgeholt.

Ich hätte es wissen müssen, an den Plitwitzer Seen, die wir im gleichen Urlaub besuchten, war es schließlich auch nicht anders.
Die Krka-Fälle sind nun mal ein touristischer Hotspot Kroatiens, demzufolge auch einer der meistbesuchten und -fotografierten Sehenswürdigkeiten Dalmatiens. Für Nostaligker und ältere Semester, so sie denn aus Deutschland kommen, sind sie es noch aus ganz anderen Gründen. Einige Szenen der Karl-May-Filme wurden hier gedreht. Also erwartet jeder, dass es in etwa so dort aussieht, wie er es aus den Filmen kennt.

Die Wasserfälle im Krka Nationalpark - einer DER Fotospots

Und das tut es dann auch; zumindest, wenn man den Fotoausschnitt so wählt, dass weder Restaurant noch Aussichtplattform rechts oberhalb der Fälle zu sehen sind.

Schwer vorstellbar, wenn man dem Wasser zuschaut, wie es kaskadenartig den Hang herunterstürzt, dass unsereiner nicht gleich Martin Böttchers berühmte Winnetou-Musik im Ohr hat.
Nun war es mein kleiner Wunsch, mich wie dereinst Paloma (Daliah Lavi) im Film Old Shatterhand aus dem Jahr 1964 auch in die Fluten zu werfen. Wenn auch züchtiger verhüllt, denn das Double der israelischen Sängerin, die anstelle der Lavi die Felsen heruntersprang, war schon sehr dürftig bekleidet. Und natürlich wollte ich auch Fotos vom Wasser aus machen. Wozu schleppt man schließlich zusätzlich eine Unterwasserkamera mit, dazu ein Handtuch und eine Badehose? Ich wusste ja, dass man dort baden darf. So stand es schließlich auch im Prospekt.

Die Wasserfälle im Krka Nationalpark - einer DER Fotospots

Also rein ins Wasser, auch wenn eine Absperrkette einen gar nicht erst annähernd an die Fälle heran lässt (was natürlich nicht im Prospekt stand, aber eigentlich klar ist). An ein Selfie, wie ich es mir gewünscht hätte, war nicht zu denken, Fotobombende Menschenmassen im Wasser… dazu immer die weiße Kordel mit im Bild. Von Karl-May-Romantik nicht die leiseste Spur.
Aber das war gar nicht das Schlimmste.

Quer über den kleinen See, der sich unterhalb der Fälle gebildet hat, wurde eine hölzerne Brücke errichtet. Auch das hätte man wissen können, es gab sie schon im Film.
Die Brücke steht immer noch, nur mittlerweile auf Betonpfeilern mit einem wesentlich stabilerem Geländer.
Heute bietet sie allen Fotografen das, was die wollen: Aussicht. Auf die Wasserfälle, den See, die Badenden. Und so stehen sie auf der Brücke, die UV-Erythem geplagten Rothäute und die käsigen Bleichgesichter. Sie haben das Winnetou Land im Sturm überrannt. Kein Streit mehr über Jagdgründe, Büffelfelle, Feuerwasser oder Nuggets. Streit nur um Platz am Geländer, wenn man sich gegenseitig die Selfie-Sticks um die Ohren schlägt, Streit um die besten Plätze auf der angrenzenden Liege- und Picknickwiese fürs Badelaken (ok – es geht doch irgendwie um Jagdgründe) und Streit bei dem Gedränge an den Einstiegstellen, wer denn nach wem zwischen den arg ramponierten Sträuchern hindurch ins Wasser stapft. Es siegt der mit dem stärksten Ellenbogen. Gerade, dass nicht die Kriegsbeile ausgegraben werden…

Keifende Squaws mit Handies werden pampig, weil sie nicht standfest im See stehen und ihr Wishpone samt ihnen selbst ins Wasser plumpsen könnte, wenn jemand an ihnen vorbei geht, der mit dem Fuß auf den algigen Steinen nach Halt sucht. Kahlköpfige Cowboys, die dem Feuerwasser bereits zugesprochen haben, gröhlen und feixen. Kinder kreischen lauter als das Feuerross, über allem schwebt ein Duft aus Schweiß, Sonnencreme und Frittenfett.
So hatte ich mir das Indianerland nicht vorgestellt… und einen Nationalpark auch nicht. Vollkommen desillusionierend.

Würden sie das sehen, Winnetou und Old Shatterhand drehten sich vermutlich in ihren Gräbern um. Howgh!

Die Blogparade „Die schönsten Fotospots der Welt – und die Wahrheit” läuft noch bis zum 31. August – das ist genug Zeit, in den Urlaubsfotos zu kramen, und ebenfalls mitzumachen.


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5 Antworten

  1. DoSchu sagt:

    Krass. Da bin ich ja richtig froh, dass ich die Krka-Wasserfälle vor vielen vielen Jahren genoss.
    Da waren wir in der Gruppe von ca. 15 Leuten so gut wie alleine…
    Sicherlich ein Tipp für den Besuch in der Nebensaison 🙂

  2. Florian sagt:

    Hi Lutz,

    ja, da gehts aber auch ordentlich zur Sache! Das war vor ein paar Jahren noch ein wenig anders alles

    Liebe Grüße
    Flo von den Phototravellers

  3. Conny Faschingbauer sagt:

    Hi, wir waren 2018 in den Pfingstferien Ende Mai dort. Um diese Zeit ist Baden noch nicht erlaubt. Wir kamen mit dem ersten Boot (Eingang 2) . Das Boot war nicht annähernd voll. Die Kioske und alles andere waren noch geschlossen. Die Brücke hatten wir für einige Minuten für uns alleine, danach kamen noch ein paar Leute dazu. Auch fast alle Aussichtspunkte zu den Hauptfällen hatten wir für kurze Zeit für uns oder mussten sie nur mit wenigen Menschen teilen. Erst als wir so gegen 10.00 Uhr zum oberen Teil kamen, der übrigens auch wunderschön ist, kamen wohl die ersten Busladungen vom Haupteingang. Dann war es zwar vorbei mit der Ruhe, da aber alle zu den Hauptfällen geeilt sind, hatten wir auch dann noch viele schöne fast ungestörte Momente. Als es dann doch immer voller wurde, haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Wir hatten aber insgesamt genug Zeit die Wasserfälle und die Umgebung dort zu genießen. Und wenn es nicht bereits zu heiß gewesen wäre, hätten wir uns bei einem anderen Eingang noch zu einer Wanderung aufgemacht und ich bin mir sicher, die wäre sehr lohnenswert gewesen und kaum frequentiert. Also mein Fazit: man kann durchaus noch solche Erfahrungen machen, allerdings muss man heutzutage oft erfinderisch sein und gewisse Dinge (früh aufstehen, Nebensaison, ein Stück laufen…) in Kauf nehmen. Wie vor 10 Jahren wird es wohl nirgends mehr sein, aber wer trägt denn z.B. auch eine gewisse Schuld daran (vielleicht gerade Reiseblogger, Instergram, Youtube)?

  4. Herbert Vieth sagt:

    Völlig überzogene Beschreibung der Situation und Arroganz gegenüber anderen Besuchern und Reisenden, die nichts anderes und mit gleichem Recht das tun wie Sie selbst: Reisen. Ich habe zwei Mal diesen NP im Mai und zuletzt Ende Juni besucht und eine völlig andere Situation vorgefunden. Das Boot war gerade mal zur Hälfte besetzt und die Zahl der Besucher war überschaubar. Nirgendwo Gedränge, Geschubse oder ähnliches.

    • zwetschgenmann sagt:

      Es freut mich, dass Ihnen die satirische Darstellung des Geschehens in Zeiten des Massentourismus so gut gefallen hat.

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