The most hated Men – Schwimmer vs. Angler am Notzinger

Es ist dieser Sonntag im Oktober, der die Quecksilbersäule nach oben schnellen lässt. Stahlblauer Himmel, 22 °C, ein wenig ist es wie im Spätsommer. Ins Hallenbad führt bei diesem Wetter kein Weg, zumindest keiner eines vernunftbegabten Menschen. Aber zum Weiher.
Nachdem ich zunächst einen See ansteuere, aber auf halber Strecke mich erinnere, kein Portemonnaie eingepackt zu haben, aber weiß, dass dort Parkautomaten stehen, ändere ich mein Vorhaben.
In Frage kommen jetzt nur Weiher, bei denen die Parkplätze kostenlos sind. An diesen Tagen im goldenen Oktober sind alle Ausflugsziele gut besucht, es steht ohnehin die Frage an, ob ich überhaupt einen Platz bekomme und wenn, ob ich es aushalten kann, ohne Parkschein einfach ins Wasser zu steigen und ein Ticket zu riskieren.
An einem Sonntag?
You never know…

Einmal professionell vorbereitet sein – was wäre das schön.
Um nicht unnötig weite Kreise zu ziehen, Sprit zu verfahren und durch die Gegend zu gondeln, bleiben eigentlich nur wenige Weiher im Erdinger Landkreis übrig, die ich jetzt noch als Alternative besuchen kann, bei denen das Parken umsonst ist und man nicht Gefahr läuft, das Auto jotwede abstellen zu müssen. Denn wie gesagt: Mindestens halb Oberbayern ist untwegs.

Meine Wahl fällt auf den kleinen Notzinger. Den habe ich im Juni besucht, fand ihn eher bescheiden und gebe ihm heute eine zweite Chance. Viel rechne ich mir nicht aus, hoffe auf einigermaßen Leere, nicht nur was das Parken angeht.
Das ist dort echt kein Thema. Leer ist es auch, abgesehen von drei Anglergruppen, die am Ufer Stühle aufgestellt und ihre Angeln ausgeworfen haben. Verdammt weit.
Das grenzt die Möglichkeiten im Weiher weidlich ein, will ich nicht wieder einen Haken aus dem Neo ziehen.
Ich weiß, ich tue den meisten kolossal Unrecht, aber Angler am Ufer sind echt mittlerweile ein Grund, anderswo schwimmen zu gehen. Ich hab mir schon manchen Fluch und manches Gemecker, das vom Ufer herüberschallte, wenn ich zu nah an ihre Schnüre kam, anhören müssen.
Und dass ich die Fische verjage, gefälligst anderswo schwimmen gehen solle und überhaupt…

Diesmal aber nicht. Ich bleibe.
Wo soll ich sonst auch hin?

Argwöhnisch beobachtet mich einer der Trupps, der sich an der Badestelle breit gemacht hat, wie ich mich erst meiner normalen Kleidung entledige und dann in den Neo schlüpfe. Nach gemessenen 12 °C  Wassertemperatur vom Steg herunter weiß ich: Ohne ist für mich nicht machbar.

Die Blicke verfinstern sich. Sie werden mich nicht vertreiben, der kleine Notzinger ist ein Badeweiher, hier ist ein Badeplatz.
Aus Ende Feierabend.Sie werden damit leben müssen, dass ich mehrere Bahnen durchs spiegelglatte Wasser kraulen werde – auch wenn das die Fische möglicherweise beunruhigt, die sich in tiefere Wasserschickten oder das Schild zurückziehen und nichts mehr beißt.
Genau das nervt die Angler, die sich diesen wunderschönen Tag ebenfalls für einen Tag am Weiher ausgesucht hatten.  Sie werden nicht nur ihre weit in den schmalen ausgeworfenen Schnüre einholen müssen.
Irgendwie sehe ich es auch gar nicht ein, am schattigen Südufer in deutlich kälterem Wasser durch das Laub zu kraulen, statt in der Mitte in der Sonne.
Trotzdem bleibe ich auf Abstand zu den Schnüren. So genau kann ich vom Wasser aus nicht sehen, wo jetzt die Haken sind, trotz neonoranger Schwimmer.

Allerdings gibt es in Notzing nicht nur diesen einen Weiher, nebenan ist einer, in dem nur geangelt wird und über die Straße im großen Notzinger ist vermutlich kein Schwimmer mehr unterwegs. Später überzeuge ich mich davon, als ich zum Auto zurückkehre. Da ist einfach niemand, von einigen wenigen Leuten, die ihre Liegen in die Sonne gestellt haben, abgesehen. Auf jeden Fall kein Schwimmer! Und kein Angler! Also nicht meine Schuld, wenn die sich den falschen ausgesucht haben.


Hier im kleinen sind es an diesem Sonntagmittag sogar mehrere, denn noch während ich im Wasser bin, gesellt sich ein zweiter hinzu, später noch ein Dritter. Das muss eigentlich vorhersehbar sein, denn selbst bei lausigen Wassertemperaturen gibt es genug Freaks, die ins Wasser hüpfen – oder sich langsam hineingleiten lassen.

Angler - Notzinger Weiher

Das ist dann der Moment, in dem alle drei Anglergruppen nach und nach ihre Sachen zusammenpacken und das Feld räumen. Am längsten bleibt die Familie im Nordwesten, deren Schwimmer und Haken sich aber relativ nah am Ufer im Wasser befinden. In diese Ecke zu schwimmen ist aber ohnehin nicht empfohlen, zu viele umgefallene Bäume und Äste am Ufer und zu viel Laub auf dem Wasser machen es unattraktiv.
Schließlich aber gehen auch sie, denn mit der Ruhe im Wasser und einem möglichen Fang ist es offenbar vorbei.
Angler - Notzinger Weiher

Aber sie können sicher sein: In wenigen Wochen ist auch das vorbei, dann kommt keiner mehr – nur der nächste Kälteeinbruch.

Angler - Notzinger Weiher

 


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Subscribe to get the latest posts sent to your email.