Am Hammerbach bei Hochwasser

Wie der Kaltenbach, von dem hier schon die Rede war, ist auch der Hammerbach eigentlich ein vergnügt vor sich hin murmelndes, kleines und wenig bedeutendes Fließgewässer. Er entspringt knapp zwei Kilometer südlich unseres Dorfes, fließt dann zwischen Feldern und Wiesen ins Dorf, unter der Hauptsraße durch und dann in südlicher Richtung erst am, dann im Wald dahin. Neun Kilometer mäandert er sich noch durchs Grün im Landkreis, dann mündet er in der Strogen, die ihrerseits in der Sempt endet, die wiederum in den Isarkanal fließt, der in die Isar, die in die Donau… So fließt eben alles dahin.
Eine Bedrohlichkeit aber gewinnt der Hammerbach aber schlagartig, wenn es dauerregnet. Dann nämlich schwillt der so gemütliche Rinnsal mächtig an – umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen und die Anlage von Überflutungsflächen verhindern aber mittlerweile, dass in einem solchen Fall die kleine Brücke im Dorf überschwemmt und damit unpassierbar wird.

Hammerbach

Auch am Hammerbach schaue ich während des total verregneten Wochenendes vorbei. Braunes Wasser zischt, gluckert, gurgelt und wirbelt. Es ist kein Plätschern mehr, es ist ein lautes Rauschen. Wo der Wildbach rauscht… ich kann mir die Assoziation an die Schnulze nicht verkneifen.

Braune Brühe im Hammerbach

Die Wege im Wald stehen zum Teil unter Wasser, allerdings nicht, weil der Hammerbach sein Bett verlassen hätte. In den Senken und Fahrspuren der Traktoren der Waldbauern sammelt sich der Regen. Die Pfützen sind mittlerweile so tief, dass ich nur mit Gummistiefeln weiterkomme. Klug war’s, sie statt der Wanderstiefel anzuziehen.

Pfützen werden immer größer

Mich hat es dem Regen zum Trotz nach draußen getrieben. Ich marschiere so lange durch den Wald, bis ich völlig durchnässt bin, irgendwann muss auch die beste Regenkleidung kapitulieren und irgendwann werden auch die Füße in den Gummistiefeln nass. Erst dann wird es Zeit für den Heimweg.

An einigen Stellen ist der Hammerbach längst über die Ufer getreten, gut, dass das hier im Wald und nicht in den Dörfern passiert. Es wird angesichts der Zunahme an Starkregen und den daraus resultierenden Überflutungen, dringend Zeit, längs der Fließgewässer wieder mehr Überflutungsflächen zu schaffen und nicht links und rechts alles bis zum Anschlag zu bewirtschaften oder zu bebauen. Wird halt nur nicht gemacht, so hat Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger höchstselbst die Flutpolder längs der Donau verhindert. Dumm ist das, kurzsichtig und verantwortungslos. Eben ein echter Aiwanger.
Natürlich wäre es falsch, die Jahrzehnte, wenn nicht hunderte Jahre lange Fehlentwicklung, Auen und Polderflächen aufzugeben und zuzubauen, jetzt der aktuellen bayerischen Landesregierung anzulasten. Schon klar. Aber aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, heißt, die gleichen eben nicht zu wieder und wieder zu machen. Aber genau das geschieht.

Der Hammerbach flutet den Wald

Was hat das mit dem Hammerbach zu tun? So wie dessen Wasser landet auch das aus hunderten kleiner Bäche in den Nebenflüssen der Donau und sammelt sich letztlich dort. Wie Hochwasser in Flüssen zustande kommt, ist kein Geheimwissen, auch nicht, welche Präventivmaßnahmen helfen, die Schäden zu begrenzen…

Am Hammerbach

 

Auch der kleine Entenweiher im Wald ist längst übervoll und übergelaufen. Das braune Wasser schießt aus einem Rohr hinaus in einen anderen kleinen Bach, der ein Stück weiter im Hammerbach münden und diesen noch weiter füllen wird. Der Auslass eines weiteren Rohres liegt mittlerweile unter Wasser – wie bei einem Geysir schießen alle paar Sekunden im Dunkel hinterm Gestrüpp kleine Fontänen hervor. Ohne Stativ ist es sinnlos, Bilder zu machen, ich versuche trotzdem mein Glück.

Am Hammerbach - Fontäne

Wasser rauscht aus einem Betonrohr

Wüsste ich nicht um die verheerende Wirkung vom Hochwasser und Überflutungen an diesem Wochenende in vielen Regionen unseres Landes, ich könnte es fast als willkommene Gelegenheit verbuchen, ein paar stimmungsvolle Bilder zu machen und darauf zu hoffen, dass diese in den sozialen Medien ein wenig bestaunt werden.

Am Hammerbach

Ich mache sie trotzdem.


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