Erlensee und Lauser Weiher – wenn’s am Ende albern wird

„Wenn’s am Ende albern wird.“
Wie viele Bedeutungen dieser Gedanke doch hat. Zunächst wäre das das Resümee nach meinem ersten Doppel-Schwimmtag der Saison: Zwei Seen/Weiher an einem Tag. Denn albern war’s schon – irgendwie.  Beide Male.
Zum anderen beschreibt es recht gut, was sich am unteren Ende meines Seenrankings abspielt, denn der Lauser Weiher rangiert im aktuellen Ranking ziemlich weit unten. Den Erlensee kenne ich als Schwimmgewässer noch nicht, war aber im Dezember schon mal dort zu einer Stippvisite auf Foto-Tour. Schon damals kam mir das Terrain an Campingplatz und Erlebnisgaststätte merkwürdig vor, fast albern, vor allem aber hemmungslos überreguliert. Mir war schon damals klar, dass dieser  hoffnungslos überbewerte See sich im Ranking nicht besonders gut platzieren würde. Also: Am (unteren) Ende des Rankings wird es eben auch albern.

1.Erlensee
„Zum Erlensee werde ich ganz sicher nicht gesondert hinfahren. Aber sollte ich vielleicht mal, wenn ich auf dem Weg von irgendwo nach irgendwo bin, wieder dort an der B15 vorbeikommen, halte ich vielleicht ja auf ein Schwimmründchen, schon um die Zahl der beschwommenen Gewässer in Oberbayern um eins nach oben zu treiben.“
So prognostizierte ich nach dem ersten Besuch zum Spazierengehen und Fotografieren und damit lag ich nicht mal falsch. Nach einem Termin in Ebersberg fahre ich zum Erlensee, um auf dem Rückweg am Lauser Weiher zu halten – ein alter und ein neuer See auf meiner Liste, einer, in dem ich noch nie war und einer, den ich für fünf Jahren das letzte Mal besucht habe, damit quasi der, in dem ich am längsten nicht wieder war.
Ich rechne am Erlensee mit allerlei Albernem, bin aber angenehm überrascht, dass es einigermaßen leer dort ist – und das trotz Mittagszeit, trotz Ferien und einer enormen Beliebtheit der Erlebnisgaststätte, bei der ich mich allerdings frage, für welche Erlebnisse zwischen Schnitzel Wiener Art, Schweinsbraten und Rotbarsch dort gesorgt wird – großartige kulinarische können es wohl nicht sein…
Egal – ab ins Wasser.

Da krault schon einer – im Gegensatz zu ihm, entscheide ich mich für den Neo, der Regen vom Vortrag dürfte nicht weiter zur Erwärmung des kleinen Sees beigetragen haben. Auch eine Frau wirft sich am anderen Ufer kurz in die Fluten, hüpft aber ebenso schnell wieder aus dem Wasser, wie sie drin war.
Und die beiden alten Leute in Badehose und -anzug, denen das Wasser bis zum Knöchel steht, entscheiden sich zur Umkehr noch bevor sie wirklich nasse Beine haben. Das alles beeinflusst meine Entscheidung. Doch im Neo.


Und die Entscheidung erweist sich als richtig. So kann ich ohne die Entwicklung gänsehäutiger Frostbeulen mehr als nur eine Runde drehen – beobachtet von Spaziergänger:innen, einigen wenigen Menschen am Ufer, einer Familie mit SUP und eben den erlebnisorientierten Gästen auf der Terrasse der Gaststätte.
Aber vielleicht, so sinniere ich, ist ja genau das das Erlebnis: Einem Spinner Schwimmer im Neo im See zuzuschauen…

Einen Moment sinniere ich, was wohl passieren würde, wenn ich mich verbotswidrig einfach am Camperprivatstrand hinpflanzen würde – so als Trotz. Wird wer meine Sachen einkassieren? Wird mich jemand wüst beschimpfen?
Oder wird einfach gar nichts passieren?

Aber ist es den Versuch wert, eine Erfahrung sehr deutscher Befindlichkeiten zu machen, wenn wer einfach ein Verbotsschild ignoriert? Springt dann vielleicht eine Story raus?
Ein anderes Mal vielleicht.
Die erste Runde dauert ihre Zeit, die Kamera will auch zu ihrem Recht kommen, dafür habe ich sie mitgenommen…

Dann geht es schneller.
Ein großes, orangefarbenes Etwas flitzt an mir vorbei. Das kann nur ein Monster Goldfisch sein, wieder mal so ein ausgesetztes Haus- bzw. Gartenteichtier, das wohl daheim dem Besitzer zur Last wurde und einfach irgendwo in die Gegend „entlassen“ wurde. Da hat der Fisch es ja gut…
Hat er?
Gut möglich. Aber vielleicht auch nicht – und immer wieder stellt sich die große Frage, wie denn die Natur auf solche illegalen Auswilderungen reagiert.

Nach der nächsten Schwimmrunde werde ich hungrig, es langt auch, ich möchte ja noch woanders schwimmen. Vielleicht sollte ich mir jetzt etwas zu Essen kaufen und dann ein wenig Ruhe und Erholung suchen?
Nur wo?
Hier ganz sicher nicht…

2. Lauser Weiher
Es ist – soviel kann ich schon verraten – der Absturz des Jahres. Dabei hat selbiges zwar schon einige Monate auf dem Buckel, aber meine Freiwassersaison währt noch nicht allzu lange. Trotzdem vermute ich: Tiefer als der Lauser Weiher kann keiner mehr fallen. Und unterhalb dieses Weihers wird sich vermutlich auch kein neues Gewässer mehr platzieren.


Schon einmal hatte der Weiher im Ranking die rote Laterne. Jetzt bekommt er sie zurück.  Schwimmen ist hier nur innerhalb der markierten Bojen erlaubt, was die Schwimmfläche des ohnehin nicht allzu großen Weihers sehr einschränkt. Mir nicht ganz ersichtlich ist, ob dies aus Naturschutzgründen erfolgt, was ich mal nicht vermute, zumindest finde ich keinen Hinweis darauf. Es scheint wohl eher den Bedürfnissen der Angler geschuldet.

Aber wie dem auch sei: Es lohnt sich kaum, sich umzuziehen, um dann die paar Meter im erlaubten Bereich hin und herzuschwimmen. Aber das ist gar nicht mal der Grund, warum der Weiher in meinen Augen als Schwimmrevier einfach indiskutabel geworden ist. Der Weiher ist weitflächig verkrautet und da er relativ flach ist, wachsen die Pflanzen nicht nur überall sondern auch hinauf bis zur Oberfläche. Schwimmen ist kaum mehr möglich – auch nicht im erlaubten Bereich.
Die Gemeinden Aying und Feldkirchen-Westerham, die das gemeinsam den Badeplatz betreiben, fühlen sich aber hier nicht in der Verantwortung. Das obliegt, so erzählt mir vor Ort eine Frau, die aus der Gegend kommt, nach Ansicht der Gemeinde dem Eigentümer des Weihers.
Damit haben die Kommunen zwar Recht, andererseits nützt ihr schöner Uferplatz und Badesteg nichts, wenn der See kaum mehr für Badegäste nutzbar oder attraktiv wäre.
Nun ja…

Der Kupferbach durchfließt den Weiher und selbiger fließt zuvor durch Naturschutzgebiete aber auch reichlich landwirtschaftliche Nutzflächen. Das lässt die Vermutung zu, dass sein Wasser nährstoffangereichert ist, denn er fließt an gut gedüngten Feldern und Weiden vorbei. Da wundert es dann nicht, wenn die Pflanzen im Weiher sich an den Nitraten gütlich tun und wachsen auf Teufel komm raus.
Ein paar Meter im überraschend kalten Wasser schwimme ich trotzdem – ohne Neo, denn wenn etwas erfolglos bleibt, dann, in einen pitschnassen, engen Neoprenanzug zum zweiten Mal hineinzuschlüpfen.
Statt dessen lege ich ihn zum Trocknen über eine Bank am Ufer.
Nützt allerdings nicht viel. Es fängt nämlich an, zu tröpfeln…

 


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