Wenn nichts mehr geht…

Es gibt so Tage, da geht eigentlich gar nichts. Dabei war der Plan so gut. Diese Woche wollte ich nach der Arbeit in die kleine Schwimmhalle nach Markt Schwaben fahren. Dort ist es immer noch erstaunlich leer, außerdem war ich schon länger nicht mehr dort. Der entscheidende Grund aber war, dass meine 50er Marke für das Bad in Erding leer war und eingezogen wurde, auf der 10er aus Markt Schwaben aber immer noch 9 Eintritte verfügbar sind, denn die hatte ich gerade erst neu gekauft. Mit dem Besuch in Markt Schwaben wollte ich in Erding den Neuerwerb eines Chips noch ein wenig herausschieben.
Doch Pustekuchen.

Hartnäckig verweigert der vermaledeite Automat in Markt Schwaben meine Plastikmünze. Das Drehkreuz bleibt versperrt. Nichts geht. Der freundliche Mann, der zuvor meinen Impfstatus kontrolliert hat, kann mir ebensowenig helfen, wie der Bademeister, der zur Hilfe herbei geeilt ist. Ich müsse mit der Chefin sprechen, die aber sei gerade nicht da. Immerhin kann der Bademeister meinen Chip mit einem kleinen Lesegerät prüfen.

Und Oh Wunder: Nullo! Niente! Nada!

„Geht nicht!“ gibt es eben doch.
Will sagen: Der Chip ist gar nicht auslesbar. Er zeigt nicht etwa an, dass ich damit nur noch 0 mal damit ins Schwimmbad komme. Er zeigt schlicht gar nichts an. Der ist komplett platt.
Ob ich einen Kaufbeleg hätte, fragt der Bademeister. Die Frage, das merkt er sofort selbst, ist unsinnig, denn ich habe ja die Plastikmünze, und die gibt es eben nur am Automaten der Schwimmhalle. Außerdem würde der Kaufbeleg auch nicht ausweisen, ob ich mit dem Teil erst einmal oder bereits zum Beispiel achtmal in der Halle war. Ich sehe größere Diskussionen mit der Chefin auf mich zukommen, wenn die aus der Pause zurück ist, dazu habe ich heute keinen Nerv.

Irgendwie habe ich aber auch keine Lust, zur Bank zu stiefeln, Geld zu holen und eine neue Marke zu kaufen, denn der Kassenautomat nimmt nur Münzen und Scheine. Für den ist nur Bares Wares. Bargeld habe ich aber nicht dabei. Jedenfalls nicht genug. Außerdem schwillt ein wenig der Hals an. Niemand kann etwas dafür, dass sich der Chip selbst aufgehängt hat, aber es nervt trotzdem.

Also gebe ich den wunderbaren Parkplatz direkt vor der Tür (selten genug, dass man da einen bekommt) auf und fahre nach Erding. Dort kaufe ich mit Plastikgeld einen neuen 50er und bin kurz danach in der Halle. Na also, geht doch.
Noch mal Pustekuchen.

Es ist voll. Mega voll, denn natürlich bin ich jetzt vollkommen in der Feierabend-Schwimmbad-Rush-Hour, also in der Zeit, in der wirklich alle, die nach der Arbeit ins Wasser wollen, vor Ort sind. Ist ja bei mir auch nicht anders.

Hilft aber nichts, also zwänge ich mich mit auf die Sportbahn. Wir sind zu siebt mit unterschiedlichstem Tempo und Schwimmstil, im anderen Bereich kreisen noch mehr Leute. Was heißt kreisen? Es ist das übliche Hin- und Her Geschwimme unter maximaler Beanspruchung dieser einen geraden Linie, die jede/r schwimmen will. Warum weichen? Ich war doch zuerst da. Das ist MEINE BAHN! Und überhaupt: Spritzen Sie nicht so beim Schwimmen, Sie machen mir ja die Hare ganz nass…
Das will auch niemand.

Es macht keinen Spaß. Und als ich mich veratme und Wasser schlucke, weil ich mich erschrecke als mir einer entgegenschießt, der gerade auf der Sportbahn einen anderen überolt, ist es aus. Ein Hustenanfall bewirkt, dass ich am Beckenrand Pause mache und mich sehr darauf konzentrieren muss, dass nicht mein Mageninhalt sich mit dem Schwimmbadwasser zu einer unappetitlichen Brühe vereinigt. Obwohl: Das würde das Becken vermutlich auf schwimmmeisterliche Anweisung schnell leeren.
Das will erst recht niemand.
Raus aus dem Wasser – ab auf die Liege. Ich hab keinen Bock mehr. Einfach gar keinen. Ich fühle mich alles andere als motiviert. Erst mal runterkommen, Gemüt, Gehuste und Gedärm sortieren und etwas Musik hören.

Eine Dreiviertelstunde später leert es sich in der Halle, so dass ich zumindest noch ein paar Bahnen schwimmen könnte, bevor Feierabendist. Noch mal starten? Noch mal ins Wasser? Jetzt, wo ich so schön trocken bin und es angenehm ist? Wieder nass machen, schwimmen, dann duschen, abtrocknen? Oder gleich Heimgehen?

Raten Sie…

Natürlich schwimme ich ein paar Bahnen. Als ich anschließend in der Umkleidekabine stehe, höre ich durch die dünne Trennwand die Fluche eines Mannes, der Stimme nach eines sehr alten: „So ein Scheiß!“ raunzt er. „Scheißdreck!“. „Was ein Scheiß!“
So geht es in einem fort. Keine Ahnung, was ihn so in Rage bringt. Aber wissen Sie was?
Recht hat er. Der Mann. „So ein Scheiß!“ Es gibt eben so Tage.

Und recht hat auch Brecht:

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.

 


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Subscribe to get the latest posts sent to your email.