Wenn das Wisent nicht will
Das Wisent will nicht. Zumindest nicht so, wie ich das will. Das betrifft nicht nur eines, die ganze Herde spielt nicht mit. Und das schon zum zweiten Mal. Bei meinem vorangegangenen Besuch im Wildpark Poing verkrümelten sich die so mächtigen wie beeindruckenden Tiere einfach auf der anderen Seite des Geheges, kaum zu sehen und für eine ansprechende Fotografie unerreichbar. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bäume im Gehege im Weg sind.
Selten kam ein Wisent in eine einigermaßen angemessene Schussweite, was natürlich das Fotografieren meint. Nur ein Wisent stapfte mitten hinein ins Gehege, legte sich auf die Erde und das war’s.
Trübsinn bei mir, Chillen bei den massigen Stirnwaffenträgern.
Dieses Mal ist es anders. Dieses Mal steht die ganze Herde vorne am Zaun. Auch wieder nicht recht.
Denn das ist zu nah, um sie so zu fotografieren, wie ich das gerne hätte. Machen kann man ich da gar nichts. Nur warten und hoffen, dass sich die Tiere irgendwann so in Stellung bringen, dass ich sie so fotografieren kann, wie ich das gerne hätte und wie das ein paar hundert Meter weiter nördlich die Braunbären tun, die sich höchst willig und professionell fotografieren lassen. Aber die Wisente denken gar nicht daran, da kann ich warten, so lange ich will. Sie bleiben in Zaunnähe.
Ohnehin ist das Gehege für die Fotografie, wie ich sie bevorzuge, trotz hölzerner Aussichtsplattform eher schwierig. Die allerdings erklimme ich nicht, denn ich schätze es, wenn irgend möglich die Tiere auf Augenhöhe ins Bild zu rücken. Das geht zwar nicht immer und überall, hier aber doch. Nur hat man immer den seitlichen Zaun, die Schutzhütte oder den Metallschutz an den Bäumen mit im Bild. Mag ich nicht, hilft aber nichts.
Zwischen dem hohen Maschendrahtzaun, der uns Besucher:innen und die Wisente sicher voneinander trennt, befindet sich ein weiterer, ein Elektrozaun. Der verhindert nachhaltig, dass die Tiere zu nah an den eigentlichen Zaun kommen und damit möglicherweise in Reichweite menschlicher Wurschtelfinger, die alles angrabbeln müssen.
Als ich das Objektiv der Kamera durch die Maschen schiebe, schaut mich ein Italiener, der ein paar Meter neben mir steht, entsetzt an. Er deutet auf das Warnschild, ob ich das nicht gesehen hätte. Ich erkläre ihm, dass der Elektrozaun erst der Zweite wäre, der erste sei stromlos.
Der Wildpark wäre schön blöd, würde er den Zaun, der von allen Besucher:innen problemlos angefasst werden kann, und auch wird, ebenfalls unter Strom stellen. Dann wäre der Traum kleiner wie großer Jungs, sich einmal wie Buffalo Bill (kennt den eigentlich noch wer?) zu fühlen, Auge in Auge mit dem Büffel zu sein, schnell ausgeträumt. Ganz abgesehen davon, dass ein Wisent zwar ein enger Verwandter, aber letztlich eben kein Bison ist.
Egal, Phantasie ist alles.
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William Frederick Cody = Buffalo Bill und dann gab es noch Wild Bill Hickok, die Earps, Colonel Custer, Sitting Bull …. und natürlich Winnetou 🙂