Summertime – dieses kaum fassbare Gefühl
Summertime and the livin‘ is easy
Fish are jumpin‘ and the cotton is high
Your daddy’s rich and your ma is good lookin‘
So hush, little baby, baby, don’t you cry
Ok – ich gebe es zu. Baumwolle gibt es bei uns nicht.
Aber Getreide.
Es wächst auch nicht hoch – jedenfalls schon lange nicht mehr so hoch, wie es früher war, als wir als Kinder aufrecht darin stehen konnten, ohne, dass uns jemand gesehen hätte. Das ist lange schon nicht mehr der Fall. Die Pflanzen wachsen kaum mehr über Kniehöhe, das macht sie gegenüber Starkwind, Gewitter und heftigen Regen unempfindlicher.
Trotzdem pfeife ich den Gershwin-Song aus Porgy and Bess vor mich hin, wenn dieser Moment gekommen ist, dass der Sommer da ist. Auch, wenn es pünktlich zum kalendarischen Sommerbeginn mit den Temperaturen rapide abwärts ging.
Markierte sonst häufig das Sonnwendfeuer im Dorf den Termin, an dem ich das Gefühl hatte, dass endlich der Sommer losgeht, kommt es mir in diesem Jahr so vor, als ob das Feuer viel zu spät entfacht worden ist.
Um Wochen zu spät, aber es Sonnewendfeuer zeigen ja nicht den Beginn des Sommers an sondern den Wechsel, dass ab sofort die Tage wieder kürzer werden.
Obwohl es es in diesem Jahr sehr früh sehr warm wurde, fehlte halt trotzdem immer noch dieses eine Detail, um sagen zu können: „Ja. Jetzt. Endlich.“
Viele Komponenten braucht es, damit ich den Sommer wirklich als solchen empfinde. Dazu gehört, dass die langen Abende warm bleiben, das Wasser in den Seen angenehm ist, selbst, wenn man erst nach Feierabend zum schwimmen kommt. Auch nachher friert man beim Abtrocknen nicht wie so’n Schneider.
Summertime and the livin‘ is easy – kennen Sie das?
Ganz wichtig zum Beginn der Summertime ist auch diese wiederkehrende Erfahrung, die ich hier noch zu schildern versuche. Vielleicht kennen Sie die ja auch.
Sie kommen an den See/Weiher, entledigen sich der Garderobe, schlüpfen in die Badehose oder den Badeanzug und steigen ins Wasser. Es überrascht sie nicht mehr mit derEiseskKälte an den Knöcheln, es ist einfach perfekt. Langsam geht man hinein, ein paar Schritte, dann der Fall nach vorne. Man kann einfach losschwimmen ohne Beinahe-Herzstillstand und Schnappatmung zu befürchten, wie das noch vor ein paar Wochen der Fall war. Einfach so.
Kennen Sie?
Dann kennen Sie vielleicht auch dieses Gefühl:
Die Muskeln verkrampfen nicht. Im Gegenteil. Die Schwimmzüge sind kraftvoll, werden stärker, man hat das Gefühl, immer schneller zu werden. Die Kraft sammelt sich förmlich in den Oberarmen. Sie wird mehr und mehr. Man glaubt, man könnte ewig so weiter schwimmen. Egal wie weit, egal wie lange.
Aus den Augenwinkeln sieht man beim Atmen die Wassertropfen von der Haut der Arme abperlen und zurück in den See fallen. Keine Gänsehaut ist zu sehen, nicht die leisteste Spur. Das war letzte Woche noch anders.
Die Abendsonne lässt die Haut noch sonnengebräunter ausschauen als sie eh schon ist. Man fühlt sich so unverschämt erholt und entspannt. Man versteht plötzlich, warum man permanent gefragt wird, ob man gerade aus dem Urlaub zurückgekommen ist.
Nein – ich war nur draußen. Oft. Und viel schwimmen. In der Summertime ist das eben so – und das Leben ist easy. Egal, wie hoch Baumwolle und Getreide stehen.
Kennen Sie das auch?
Und kennen Sie auch dieses Gefühl, wenn man sich einbildet, dass die Arme vor lauter Muskelkraft so angespannt sind, dass die Haut gleich reißen könnte. Zum Bersten gespannt – so prall, so fest, so stark wie seit 25 Jahren nicht mehr…
Kennen Sie nicht?
Ich auch nicht.
But hush, little baby, baby, don’t you cry…
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