Wenn’s endlich stad wird

Stad wird’s. Endlich!
Die stade Zeit: Mundartlich wird das in Süddeutschland als ein Synonym der Advents- und Weihnachtszeit verwendet. Es meint eigentlich, dass es nun stiller wird. Die Menschen entschleunigen, rücken näher zusammen, werden ruhiger, nehmen sich mehr Zeit für sich und für andere. Soweit die Theorie.

In der Praxis ist das natürlich anders. Wer kennt nicht den allseits gefürchteten und doch irgendwie hochbeliebten Vorweihnachtsstress: Geschenke kaufen, so man denn mal wüsste, wem man was schenken könnte, vor allem der „Ich-wünsch-mir-nichts“-Fraktion oder der „Du-hast-doch-immer-so-tolle-Ideen“-Verwandten.
Weihnachtsfeiern allüberall, Glühwein und Weihnachtsmärkte, Karten schreiben und verschicken Einkaufslisten fürs Festessen, („Raclette oder Fondue“?), Planung, wen man wann besucht, Baum kaufen, Baums schmücken, kaputte Lichterkette in den Elektroschrott, neue besorgen usw. usw.
Wo ist eigentlich der Baumständer? Und wo die Geflügelschere für die Weihnachtsgans?

stadt wirds im Möbelhaus

Stad? Nicht wirklich.

Doch. Irgendwann kommt sie tatsächlich. Dann sind alle Geschenke gekauft und verpackt, das Essen fast fertig vorberreitet, der geschmückte Baum steht, die Geschäfte haben zu, die letzten verkleideten Weihnachtsmänner in den Einkaufszentren haben ihre weißen Rauschebärte abgelegt und eingemottet.
Man kann nichts mehr schnell noch erledigen, muss auch nicht sein – es ist alles getan.

Das ist dieser Moment, in dem man es wagen kann, vor die Tür zu treten, im Wald zu verschwinden und tief durchzuatmen. Ein Spaziergang in der sehr frühen Abenddämmerung, niemand will was von einem, es hat aber auch niemand etwas zu wollen.stad im Wald

Tief einatmen, frische, kalte Luft, vielleicht etwas Schnee im Wald. Das Knirschen der Schritte, das Knacken der Zweige. Sonst Stille. Stad halt.
An einem Baum ein letzter Apfel. Nie leuchtete er so rot wie jetzt.

stad am baum

Chris Rea ist endlich zu Hause angekommen, Wham hat sein Last Christmas ausgeträllert, Feliz Navidad hat so gut wie ausgespielt. Keine Drei Haselnüsse mehr für Aschenbrödel, kein kleiner Lord, kein little Drummer Boy, also auch kein

Pa rum pum pum pum,
Rum pum pum pum,
Rum pum pum pum

Es ist einfach nur stad.

Frohe Weihnachten Ihnen allen. Eine gute stade Zeit.

Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke

 


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier. Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen