Spaziergänge (#55): Im Holzland an der Grenze zu den Schwaben
Viel Liebe geht raus an die Wanderfreunde Ruppertszell im bayerischen Schwaben. Denn einen so vorbildlichen Rundwanderweg wie diesen durchs Holzland an der Grenze der Regierungsbezirke Oberbayern und Schwaben haben wir selten gefunden.
Hingewiesen darauf hat uns die App des Rother Wanderführers auf diesen etwa 7 Kilometer langen Weg und wir haben ihn an einem Sonntag erkundet. Nicht nur, dass der Weg bestens instand gehalten ist, er ist auch mehr als vorbildlich ausgeschildert. Man muss schon ein rechter Depp sein, wenn man sich hier verläuft. Schilder und Markierungen führen uns narrensicher durch den Wald.
Ganz großartig.
Gesäumt ist der Weg auch immer wieder mit Bänken, von denen ich einige als Fotomotive für die FB-Aktion Bankerl zum Verweilen fotografiere und dort sukzessive hochlade. In einem separaten Beitrag werden sie auch hier bald zu sehen sein. Bankerl in Ruppertszell, an der Birglbachkapelle, an der Kapelle in Kemnat und einfach so am Wegesrand im Wald.
Der Weg startet in Ruppertszell an der Michaelskirche.
Der Ort ist geprägt von der typisch ländlich sonntäglichen Mischung aus Verschlafenheit zum Einen oder einer regen Geschäftigkeit in dem einen oder anderen Garten, in dem das Laub vom Vorjahr zusammengekehrt wird. Pittoresk und idyllisch ist es, obwohl der Rundweg von vielen Spaziergänger:innen und Wander:innen frequentiert wird, werden wir aus sicherer Distanz aus den Gärten beobachtet.
Es sind halt Fremde draußen auf der Straße – noch dazu mit dem Auto gekommen, das ein ganz und gar fremdes Kennzeichen hat. Will sagen: Sieben Landkreise weiter, was ja eine halbe Weltreise ist.
Lediglich junge und empörte Ziegen stehen am Zaun und starren uns unverhohlen an. Eine davon brüllt in ohrenbetäubender Lautstärke und durchbricht die mittägliche Ruhe.
Schnell sind wir im Wald auf dem Wanderweg. Wald ist nicht gleich Wald, was nicht nur eine Binsenweisheit ist sondern auch eine ziemlich triviale Feststellung, trotzdem.
Dieser hier stellt ein Gemisch aus Nadelbäumen (Fichten, Kiefern, Lärchen) und Laubbäumen (Rotbuchen, Eichen) dar.
Fest krallen sich die Wurzeln der Bäume in den Boden, suchen und finden Halt.
Immer wieder gibt der Wald, wenn der Weg uns an seinen Rand führt, den Blick frei auf die Gegend, und davon gibt es hier enorm viel. Mehr als alles andere.
Die erste Kapelle am Wanderweg liegt bei Birglbach unter zwei alten Kastanien. Zu deren Füßen blühen jede Menge kleiner Durftveilchen, zarte, lila Tupfer im frischen Grün.
Beim Blick in die Kapelle entdecke ich unter den vielen Bildern ein Christus-Portrait, das mich spontan an das Jesus -Fresko in Borja in Spanien erinnert, jenes Wandbild, jenes Ecce homo von Elías García Martínez, das 2012 von einer Rentnerin „restauriert“ und zugleich vollkommen verunstaltet wurde. Als „Igel Jesus“ wurde die Geschichte dank des Internets äußerst populär, sodass die Gemeinde von Neugierigen nur so geflutet wurde.
Neben der Kapelle laden auch Bankerl samt Tischen zum Picknick ein – nicht uns, ein anderes Spazieren gehendes Paar.
Zurück im Wald erlebe ich zwischendurch eine interessante Lichtstimmung, die nur schwer im Bild festzuhalten ist. Ich wage dennoch einen Versuch. Aber dabei bleibt es, nur ein Versuch. Nicht alles, was man sieht und erlebt, eignet sich fürs Foto bzw. kommt im Bild der Realität nur annähernd nahe. Das muss ich immer wieder lernen.
Der letzte Abschnitt des Rundwegs führt uns aus dem Wald über schmale Straßen zum Dorf Kemnat.
Die kleine Marienkapelle dort wird dabei ebenso zum Fotomotiv wie als Detail ihre Fenster für den Fensterfreitag. Denn auch bei diesem Projekt droht mein Archiv langsam, leerzulaufen, es braucht hin und wieder markante Fensterfotos.
Was für den Fensterfreitag…
…noch ein Bankerl, dann geht es zurück nach Ruppertszell.
Es ist Nachmittag, bei diesem schönen Wetter sind mittlerweile einge Spaziergänger:innen unterwegs, auch Radfahrer:innen. Wir werfen einen Blick auf den kleinen Friedhof gegenüber vom Parkplatz, schon wieder argwöhnisch beäugt, was die Fremden da treiben.
Weniger argwöhnisch schauen die Ziegen. Sofort kommen sie an den Zaun.
Es könnte ja sein, dass der Typ, der da steht, was zu fressen hat. Denn auf der anderen Seite vom Zaun ist ja bekanntlich das Gras immer grüner.
Aber der füttert nicht, der fotografiert nur. Und dann verlassen wir Schwaben. Es war eine gute Idee, statt wie alle nach Süden Richtung Berge mal nach Norden zu fahren.
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