Spaziergänge (#53): Sieben Seen auf einen Streich

Seenplatte heißen ja so manche Gewässeransammlungen, das dekliniert sich runter bis an die Grenze der Lächerlichkeit wie bei der Langwieder Seenplatte, drei ehemaligen größeren Kiesweihern im Münchner Westen und jetzt ein begehrtes Naherholungsgebiet.
Bei der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte hingegen stimmt der Name: 17 Einzelseen unterschiedlichster Größe vereinigt diese Seenlandschaft nördlich des Chiemssees. Sie alle sind Toteislöcher, zum Teil mit kleinen Wasserläufen verbunden, inmitten einer Moorlandschaft. Das gesamte Areal ist das älteste Naturschutzgebiet Bayerns.
Während ich drei, nämlich den Langbürgener, Pelhamer und Hartsee als Schwimmreviere kenne, sind mir die vielen kleinen, weiteren Seen völlig unbekannt. Drei habe ich wasserseits bereits erkundet, immer gemäß den Bestimmungen des Naturschutzes, nur an ausgewiesenen Badestellen ins Wasser zu gehen und keinesfalls in Sperrzonen zu schwimmen. In noch zwei weitere dürfte man hinein, in die anderen nicht.
Eine Spazierwanderung mit meinen Töchtern und Madame Hund soll uns an einem vorfrühlinghaften Februartag nun durch das Naturschutzgebiet führen. Startpunkt ist nahe dem Weiler Stephanskirchen, das zu Bad Endorf gehört. Vor uns erhebt sich die Kirche St. Rupertus.Stephanskirchen - Ausgangspunkt Sieben Seen auf einen Streich

Eine knapp sechs Kilometer lange Wanderung führt vorbei am Schlosssee (muss ich unbedingt im Sommer zum Schwimmen hin), Kautsee, Kesselsee, Einbesssee, Hartsee (kenn ich schon) und dann zwischen Pelhamer (kenn ich auch) und Blassee zurück. Sieben auf einen Streich.
Daher wird die Tour auch 7-Seen-Rundweg genannt, das ist zart übertrieben, denn Kessel-, Pelhamer und Blassee liegen nicht wirklich am Weg, man kann sie höchstens irgendwo hinter den Bäumen sehen, letztgenannten noch nicht einmal sehen.
Offiziell ist der Weg gesperrt wegen der Sturmschäden, daran hält sich aber niemand und so sind wegen des guten Wetters viele Spaziergänger:innen, Radler:innen, Reiter:innen und ein paar Hunde:führerinnen unterwegs.

Das Naturschutzgebiet ist nicht nur wunderschön, es bietet auch reizvolle Punkte zum Fotografieren, Bänke zum Verweilen und eine hervorragende Beschilderung, so dass man sich auch nicht im Moor verliert. Auch hier wird, wie überall in den Wäldern, gerade mächtig geholzt.

Holzabladen - Sieben Seen auf einen Streich

Umgeknickte Bäume werden entastet, die Baumstämme werden aus dem Wald geholt und am Straßenrand geschichtet.
Noch ist der Wald licht, weil blattlos, noch sind Blicke auf die Seen möglich, die nicht direkt am Wegesrand liegen. Wie zum Beispiel der Schlosssee:Schlossee - Sieben Seen auf einen Streich

Vom Kautsee führt ein Wasserlauf herüber, auf der Brücke sehe ich in der Ferne einen Steg am Schlosssee, hier möchte ich im Sommer mal ins Wasser hüpfen, einen Zugang zum See hatte ich im Vorjahr von Süden aus vergeblich gesucht.

Schlosssee - Sieben Seen auf einen Streich

Weiter geht es zum Kautsee, in dem aus Naturschutzgründen jegliche Nutzung verboten ist. Aber schauen darf man – und fotografieren. Mehr als ein Hauch von Frühling liegt in der Luft. Mein Gott, ist das schön hier.

Kautsee - Sieben Seen auf einen Streich

Kaum einen Kilometer weiter kommen wir am Einbessee vorbei, der sich ebenfalls zum Fotografieren empfiehlt. Auch er ist wunderschön, der See strahlt aber eine ganz andere Atmosphäre aus. Spannend, wo doch beide direkt nebeneinander liegen.

Einbesssee - Sieben Seen auf einen Streich

Fotografieren

Foto: Lea Hoffmann

Und dann gibt es auf dem Weg auch irgendwann das Bankerl zum Verweilen, nicht nur eines, dieses aber ist an einem ganz besonders schönen Ort aufgestellt.
Stopp – Päuschen – Bankerl fotografieren und den Einbessee natürlich auch. Sieben auf einen Streich, die ich vor die Kamera bekomme, sind es zwar nicht, aber das muss auch nicht sein.
Was neu ist: Sich auf einem solchen Bankerl beim Fotografieren fotografieren zu lassen. Beobachtet werde ich sowieso. Madame Hund, die diese Spazierwanderung sehr genießt, hat eben immer alles im Blick und wartet erstaunlich geduldig.
Sind wir alleine unterwegs haben wir ja gelegentlich unterschiedliche Auffassungen davon, wo wir halt machen und wie lange, bevor es weitergeht. Der Hund kann die dauernden Pausen für Landschaftsfotografie so wenig nachvollziehen wie ich die Pausen wegen fortgesetzter Baumschnüffelei.
Da das eine aber so essentiell ist wie das andere, kommen wir hin und wieder nur langsam voran.
Aber mit beiden Töchtern und damit der Hundechefin bin ich nicht unbedingt der Bezugspunkt für den Vierbeiner und kann in Ruhe meine Bilder machen. Bilder vom versumpften Wald…

Sumpf

…von Wasserlöchern und Pfützen links und rechts des Weges.

Wasserloch, in dem sich Bäume spiegeln

Und schließlich vom Hartsee, in dem ich, traue ich meiner Liste, das letzte Mal 2017 schwimmen war. Das ist auch schon wieder verdammt lange her. Also könnte ich das mal bei Gelegenheit ändern.

Hartsee - Sieben Seen auf einen Streich

Wenn das keine guten Vorsätze für den Sommer 2024 sind, die ich von diesem Spaziergang mit nach Hause bringe, dann weiß ich es auch nicht…


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2 Antworten

  1. Inga sagt:

    Schön ! Danke für den Tipp. Ist es momentan schwierig, über die umgestüzten Bäume zu klettern? Am Egglburger See musste ich mit meinem Knie umkehren