Doppelpack im nördlichen Chiemgau: Der Obinger und der Gries-See
Schon lange habe ich den Obinger See auf dem Zettel. Ich war sogar schon einmal dort. Vor einigen Jahren stand ich schon einmal in aller Herrgottsfrühe am Ufer im leeren Strandbad, ein eher trüber und kühler Tag.
Unverrichteter Dinge zog ich allerdings wieder von dannen, das heißt zum Langbürgner See. Damals war niemand da war, der mir den alten, entsetzlich engen Neoprenanzug hätte schließen können. Allein ging es nicht, also führte kein Weg in den See.
Das war das bisher das einzige Mal, dass das passierte.
Schon von ein paar Wochen wollte ich zum Obinger See, aber den Besuch musste ich aufschieben: Das Strandbad hatte geschlossen, die orkanartigen Stürme Ende Juli hatten mehr als die Hälfte der Bäume auf der Liegewiese einfach umgelegt. Da musste erst einmal alles aufgeräumt und wieder betriebssicher gemacht werden.
Jetzt hat das Strandbad aber wieder geöffnet und damit ist der Obinger See endlich an der Reihe. Und er ist nicht der Einzige: Sieben Kilometer südlich – abgelegen und ein wenig versteckt im Wald – wartet an diesem Tag auch der Gries-See auf einen Besuch. Das Doppelpack-Konzept für einen freien Tag hat sich bewährt. Nr. 70 und 71 kann ich meiner Liste hinzufügen.
Der Obinger See
Wieder stehe ich morgens ganz allein im Strandbad. Gerade erst ist ein Gewitter abgezogen, es verspricht, ein schwül-warmer Tag zu werden. Die Luft steht, kein Windhauch ist zu spüren. Ich bin froh, trotz des düsteren Himmels gefahren zu sein, denn auf Regen folgt bekanntlich Sonnenschein – so auch dieses Mal.
Lange bleibe ich nicht allein, noch bevor ich in die Badebuxe geschlüpft bin, kommen die ersten anderen Gäste: Rentner mit und ohne Enkel, eine Urlauberfamilie, ein paar Teens, die den Ferientag am See verbringen wollen. Ins Wasser geht aber noch niemand. Ich starre auf eine fast spiegelglattn Fläche, wären da nicht die drei Enten, die ihre Bahn ziehen und für ein ganz leichtes Kräuseln sorgen.
Eine ältere Dame, mit der ich ins Gespräch komme, lobt die Wasserqualität, wie sauber es hier sei. Und wie warm das Wasser sei. Sie gerät regelrecht ins Schwärmen, froh, auch, dass ihr dabei jemand zuhört und geflissentlich alle paar Sätze bestätigt, wie schön es da ist.
Und das stimmt auch. Es ist geradezu eine Postkartenstimmung, die ich schnell noch festhalte, bevor ich selbst in Wasser steige und Richtung Westen schwimme.
Ein paar entwurzelte Bäume liegen noch am Ufer, sie zeigen an, mit welcher Wucht das Unwetter über den nördlichen Chiemgau hergezogen ist. Später werde ich vom Hagel und Sturm niedergemähte Maisfelder und ein Stück Wald sehen, in dem kein einziger Baum mehr steht.
Die Spitze der St. Laurentius Kirche gibt einen guten Wegweiser und Markierungspunkt ab. Am Steg mache ich eine kleine Pause, es ist einfach zu verführerisch, auf den Stufen zu sitzen, sich von der Sonne wärmen zu lassen und den Sommer zu genießen. Oft gab es dieses Jahr ja nicht die Gelegenheit dazu.
Zurück geht es in weitem Bogen am Südufer entlang. Idyllisch stehen Bänke an Stegen unter den Bäumen, Teichrosen bilden in Ufernähe einen dichten Teppich. Es ist bestimmt schön, abends da zu sitzen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.
Nach einer Runde im Obinger See und einer Schorle am Kiosk geht es weiter. Es ist Mittag, auf Strandbad Pommes verzichte ich, ich will schließlich auch im nächsten See schwimmen und nicht wie ein Walross herumdümpeln. Wobei ich sicher bin, dass jedes Walroß besser schwimmen kann als selbst der beste Olympiasieger.
Der Gries-See
Wenige Minuten später ergattere ich am Gries-See den vorletzten Parkplatz. Das lässt erahnen, dass es ganz schön voll sein wird, ist es aber nicht, im Strandbad verläuft es sich. Hier kommen ohnehin nur Menschen aus der Region her, der See ist einfach zu klein für Urlauber, die ihre SUPs auspacken oder ein Tretboot mieten wollen.
Da bieten Chiemsee oder Simssee, selbst der Hartsee für Urlauber viel mehr Möglichkeiten.
Und genau das ist es, was ich persönlich am Chiemgau zu schätze – so viele Seen, so unterschiedlich in Größe und Möglichkeiten.. und so viele Möglichkeiten für kleine Fluchten.
Und das Ganze mehr oder weniger vor der Haustür, keine Dreiviertelstunde habe ich gebraucht, um an den See zu kommen.
Das Wasser ist noch einmal ein paar Grad wärmer als im Obinger See, mittlerweile steht die Sonne senkrecht, überall im kleinen See sind Schwimmer auszumachen.
Ich schwimme relativ nah am Ufer im flachen und warmen Wasser, Sedimentwolken wirbeln auf im eher trüb braunen Wasser. Etwa einen Kilometer ist die Runde lang und das reicht auch, das soll es dann für heute gewesen sein. Die Ufer sind bewaldet, sicher auch ein schönes Gebiet zum Spazierengehen, aber das lasse ich angesichts der vielen Mücken und Bremsen, von denen ich bereits am Parkplatz attackiert wurde, heute lieber sein..
Einen kleinen Moment sinniere ich darüber, ob ich im Anschluss einen Schlenker nach Truchtlaching mache und mich ein paar Mal am Alzbad den Fluss herunter treiben lasse. Das ist ein ganz besonderer Genuss, hat mit Schwimmen nicht wirklich viel zu tun, ist aber für alle, die im Sommer zu Besuch in der Region unbedingt zu empfehlen. Aber auch das lasse ich, ich muss ja nicht alles an einem Tag abreißen. Es kommen hoffentlich noch ein paar schöne Sommerwochenenden, an denen ich in den Chiemgau fahren kann.
Mit einem Milchkaffee und einem Käsebrötchen im Schatten der Bäume am Kiosk genieße ich noch eine Weile den Ausblick. Dann wird’s Zeit für die Heimfahrt.
Vielen Dank fürs Lesen.
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