Mimimi am Mittelmeer

Da liegt sie vor mir, eine er unzähligen Buchten am Kap Paximadi im Süden der Insel Euböa. Ein Traum: Azurblaues Wasser, an einigen Stellen Türkis. Trotz des scharfen Windes, der seit Tagen kontinuierlich aus Norden bläst, ist das Wasser einigermaßen ruhig und angenehm warm. Eine Kantina, kaum mehr als ein Imbisswagen, hält Liegen und Schirme bereit. Und manchmal ist sie sogar geöffnet, dann gibt es kalte Getränke oder griechischen Mokka. Paradiesisch.
Aber wie das nun mal so ist mit paradiesischen Zuständen, darf der sündige Mensch sie vielleicht schauen, nicht aber genießen. Vertrieben wurde er aus dem Paradies. Weil er die Finger nicht vom Obst lassen konnte.
Oder weil kleine, bescheuerte Bakterien sich im Ohr eingenistet haben. Genau darum hat der Arzt des hiesigen Krankenhauses mir dringend empfohlen, die nächsten Tage das Wasser zu meiden, zumindest mit dem Kopf unterzutauchen. Er hat nämlich eine Gehörgangentzündung diagnostiziert. Das wäre damit die Zweite in meinem Leben – und die Zweite innerhalb eines Dreivierteljahrs. Nun ist eine solche Ear infection, wie er erklärt, zwar einfach zu behandeln, aber lästig und einigermaßen schmerzhaft. Darum verordnet er mir Antibiotika, Schmerzmittel und gibt mir den bereits zitierten Rat: No swimming for three days.
Das hebt die Laune nicht unbedingt, denn Schwimmen war einer der Gründe, weshalb ich überhaupt hergekommen bin.
Mimimi. Riesenmimimi.
Einige Runden (drei, um genau zu sein) habe ich bisher im Wasser geschwommen – viele Kilometer sind nicht zusammen gekommen. Zu wenig. Viel zu wenig.
Noch mal Mimimi.
Obwohl es eigentlich ja nie darum ging, Kilometer runterzureißen. Es ging wie immer nur um den Spaß an der Sache, so zum Beispiel, den gesamten Strand der kleinen Stadt Karystos der Länge nach abzuschwimmen…
…oder eben eingangs erwähnte Bucht zu durchqueren, neue traumhafte Bade- und Schwimmbuchten zu entdecken und die Ägäis zu genießen. Und der Spaß war da. Es ist einfach unglaublich schön, im warmen Meerwasser zu schwimmen, sich anschießend an den Strand in die Sonne zu legen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Wie schon gesagt: Paradiesisch.
Wäre da nicht die verf..kte Gehörgangentzüdung. Mimimi.
Dann eben nicht. Zumindest nicht das anstehende Wochenende.
Gottseidank hat ja Griechenland weit mehr zu bieten als traumhafte Strände. Da wären zum Beispiel jede Menge toter Steine, viele davon antik und postkartenmotivig bis über die Kitschgrenze ausgeschlachtet. Andere sind mittelalterlich zu wehrhaften Bauwerken aufgehäuft. Es muss ja nicht alles hier vom Geist des hellenistischen Altertums durchweht sein.
Und es gäbe da noch herpetologische Feldbeobachtungen, mit denen ich mich auch sehr gern beschäftige. Wenigstens bleibt dabei das Ohr garantiert wasserfrei. Also stapfe ich los in die Macchia, suche und fotografiere Eidechsen, Schlangen und Schildkröten. Letzteres natürlich auch als Materialsammlung für Vorträge und ein weiteres Buch, was mich zu der Überlegung bringt, den ganzen Trip von der Steuer absetzen zu wollen und meinem Steuerberater wie auch den Sachbearbeitern im Finanzamt sicher höchstens ein gequältes Lächeln abringen wird.

Dabei kommt mir doch reichlich Viehzeugs vor die Kamera. Das junge Weibchen einer östliche Eidechsennatter, wie mir Reptilienfreunde bestätigen, präsentiert sich zum Beispiel in einem ausgetrockneten Bachbett.

Die Schlange ist übrigens nicht wirklich gefährlich. Ein Biss ist aber doch, will man der Literatur glauben, unangenehm schmerzhaft. Ich lasse es nicht darauf ankommen. Ein entzündetes Ohr reicht, da muss ich nicht wegen eines Schlangenbisses gleich wieder zum Arzt. Das braucht nun wirklich kein Mensch…


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