Little Canada am Weitsee
Es gibt immer diesen einen See – den, zu dem ich immer schon mal hinfahren und darin schwimmen wollte. Ok „immer“ ist in diesem Zusammenhang übertrieben. Konkret habe ich den Weitsee bei Reit im Winkl auf dem Radar, seit wir 2019 mit Freunden dort unser Auto abstellten, um zur Röthelmoosalm hinaufzusteigen. Damals notierte ich im Blog: „…im Weitsee war ich noch nie, könnte den aber gut in meine Liste und Challenge aufnehmen. Mal sehen.“
Zudem ist der Weitsee auch nicht der einzige See, der ganz auf der Liste der Ziele steht. Es gibt noch mehrere, aber so ganz nah vor der Tür sind die dann doch alle nicht und nur fürs Schwimmen kreuz und quer durch Oberbayern zu fahren, ist nicht gerade klimafreundlich und noch weniger günstig bei den aktuellen Spritpreisen.
Aber da sich nun mal die Gelegenheit ergibt, nehme ich eben „Little Canada“, wie das Tal zwischen Reit im Winkl und Ruhpolding gern mal genannt wird, ins Visier. Ich war noch nie in Kanada, ich weiß nicht, ob die drei Seen, die sich an der B 305 aufschnüren, diesen Namen zu Recht tragen, aber es ist eine beindruckend schöne Landschaft: Weitsee, Mittersee und Lödensee. Und den einen, den ersten, den kenne ich dann jetzt auch.
Und zwar von Land- wie von der Wasserseite aus. Drei Badeplätze hat der See östlich der Halbinsel Bürgl, der westliche Teil eignet sich nicht zum Schwimmen oder Baden – und es ist, da sich die Seen im Naturschutzgebiet befinden, ohnehin dort verboten. Zudem verlandet der Teil immer mehr, das Wasser ist dort kaum einen halben Meter tief.
Im östlichen Teil ergeben die drei Badeplätze aber ein schönes Dreieck, das zu erschwimmen sich lohnt.
Gesagt getan. Da der See 753 m über NN liegt, eingezwängt zwischen Dürrnbachhorn und Gurnwandkopf erwärmt er sich nur zögerlich – da ist der August optimal. Seine relativ geringe Tiefe aber hält die Wärme, da macht Schwimmen im klaren Seewasser in angemessener Entfernung vom Ufer schon Spa, auch wenn ein böiger Wind durchs Tal bläst, so dass mich die Schwimmboje hin und wieder fast überholt. Das ist dann nicht so optimal beim Ktraulen.
Auch am Weitsee bewegt man sich im Naturschutzgebiet, Wasserfahrzeuge inkl. SUP sind hier verboten, die Badegäste und Schwimmer halten sich (fast) alle an die Regeln, aber wie überall gibt es auch hier einige, die nicht einsehen, dass sie keine Luftmatratzen mit ins Wasser nehmen sollen, dass die Pfeifgraswiesen nicht unbedingt zum Sonnenbaden gedacht sind und dass man seine Hunde auch an den Badeplätzen angeleint halten soll. Das steht zwar alles auf großen Schildern, aber des Lesens mächtig sind eben auch nicht alle. Immerhin nehmen alle schön brav ihr Geraffel wieder mit, da habe ich schon übler verschmutzte Badeplätze gesehen.
Ein wenig zögere ich, ob ich diesen idyllischen Platz hier überhaupt erwähnen soll/darf, andererseits: Es ist ein offizieller Badesee, der ein wenig ab vom Schuss ist, daher gut besucht aber nicht überlaufen und bei meiner Reichweite steht nicht unbedingt die Gefahr an, dass massenhaft Leserinnen und Leser dorthin strömen. Und diejenigen, die hier vom Weitsee lesen und sich auf den Weg nach Little Canada machen, sind ganz sicher verantwortungsvoll genug, sich dort angemessen zu verhalten – da bin ich sicher.
Die Gedanken zum Thema habe ich ja oft genug geschildert und auch hier veröffentlicht. So gut, dass Google den Beitrag verdammt weit oben listet.
Es ist wunderschön in Little Canada am Weitsee, so wundert es mich, dass es in den einschlägigen Schmökern keinen Hinweis darauf gibt. Weder in der Münchner Ausgabe von Take me to the Lakes, noch in Hansjörg Ransmayrs Wildswimming in Deutschland, weder in den 52 Eskapaden in und um München (ok, dazu liegt er vielleicht doch zu weit ab) noch in 111 Badeplätze in und um München, die man kennen muss. Auch die 52 Eskapaden in den bayerischen Alpen erwähnen ihn nicht. Ein schwacher Trost: In den 111 Orten im Chiemgau, die man gesehen haben muss (Affiliate Links) ist das Drei-Seen-Gebiet verzeichnet.
Andererseits: Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, wenn die Seen eben nicht in jedem Reiseführer erwähnt werden und Hinz, Kunz und Rumpelstilzchen dorthin locken.
Ein letzter Blick vom Parkplatz, die Gewissheit, hier ganz sicher wieder herzukommen, auch den Mitter- und den Lödensee auf die Liste der Seen, in die ich unbedingt noch hineinsteigen will zu setzen, dann geht es wieder heim.
Wäre es nicht am Ende doch arg weit von daheim, der Weitsee hätte gute Chancen zu einem meiner absoluten Lieblingsseen zu avancieren – aber im Ranking im Herbst nach Saisonende wird er trotzdem weit oben einsortiert. Es war einfach viel zu schön in Little Canada.
Vielen Dank fürs Lesen.
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