Im Hintersee – wo’s kalt ist
Ich kann es nicht anders sagen, ich war vorgewarnt: „Mit seinem glasklaren und smaragdgrünen Wasser ist der Hintersee einer der saubersten Seen Bayerns. Durch den stetigen Zufluss von frischem Gebirgswasser ist er allerdings auch recht kalt. Besonders Hartgesottene wagen in den Sommermonaten dennoch einen Sprung ins kühle Nass des Bergsees. Am See gibt es aber auch einen Bootsverleih. Einkehren kann man in den drei Gasthöfen, die direkt am See liegen“ lese ich auf Tourispo.de über den Hintersee.
Anderswo im Netz finde ich zwar höhere Temperaturen, die der See bisweilen erreicht, aber dass er zu den kältesten, gleichzeitig aber auch saubersten Seen Oberbayerns gehört, lese ich einfach überall.
Nachdem ich am Königssee den Neo nicht gebraucht und damit ohne Verwendung durch die Gegend geschleppt habe, mache ich noch einen Abstecher zum Hintersee. Der ist gleich um die Ecke, es wäre dumm, wenn ich schon mal da bin, den See nicht auch gleich „mitzunehmen“ – zumal ich einen staubtrockenen Neo dabei habe, in dem ich dort locker-flockig hineinschlüpfen kann. Alles, was recht ist, aber 15 °C ohne – das ist zu kalt. Lass es 17 °C sein, mehr ist es nicht.
Nur wenige schwimmen für ein paar Minuten, die meisten bleiben in Ufernähe, im Flachwasser spielende Kinder? Eher Fehlanzeige. Das Ankleiden des Neos erregt einige Aufmerksamkeit bei den Menschen, die in der Sonne liegen, das Umschnallen der Schwimmboje noch mehr. Das ist erklärungsbedürftig, ich beantworte zwei Leuten ihre Fragen und steige ins Wasser.
Der Hintersee ist ein wunderschöner Ort, als Badesee aus genanntem Grund allerdings nur bedingt zu empfehlen. Auch er gehört zu den sehr bekannten und sehr beliebten Seen, hier lässt es sich vortrefflich wandern und spazieren. Der Zauberwald ist gleich in der Nähe, alles ist wunderbar romantisch, sehr entschleunigt und erstaunlich entspannt. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass er nicht auch noch ein attraktiver Badesee ist, was zum einen noch viel mehr Leute anlocken würde und zum anderen so ein typisches überfülltes Strandbad samt Geräuschpegel einiges an Atmosphäre im Talkessel zerstören würde.
Schwimmen mit Neo und Boje erregt auch im Wasser ein wenig Neugier, jetzt die der Tretbootkapitäne. Sidekick: Warum sitzen in den allermeisten Tretbooten eigentlich fast immer die Kerle am Steuer und die Frauen daneben und/oder dahinter?
Manche kommen näher, etwas zu nah, wie ich finde. Die Leute schauen vom Boot aus neugierig auf mich und ich ungeniert schaue zurück. Manchmal zücke ich meine Kamera und richte sie auf das Boot, wenn mir das Ganze zu distanzlos wird. Das reicht dann, dass die meisten abdrehen, sobald sie erkannt haben, dass ich eine Knipse in der Hand halte.
Manchmal fahren mir auch Tretboote direkt ins Bild. Aber die Bootsführer können ja nicht ahnen, dass da einer vom Wasser aus die Berge fotografiert. Dann warte ich geduldig, bis sie verschwunden sind; oder bis es mir zu kalt wird.
Ein wenig dumm und nachlässig, wie ich war, habe ich es versäumt, mir eine Silikonkappe aufzusetzen, die liegt am Ufer. Das hätte mir etwas Kälte am Kopf erspart, vor allem auf der Stirn. Das wird schon nach rund 50 Kraulzügen unangenehm, ich wechsle also permanent zwischen Kraulen und Brust hin und her.
Meine Verweildauer im Hintersee hält sich in Grenzen, nicht mal eine Stunde. Ich gebe zu, mir ist es auf Dauer zu kalt und mir fehlt es an Motivation, trotzdem ausgiebig zu schwimmen. Immerhin bin ich heute ja zum dritten Mal im Wasser. Also kehre ich zum Badeplatz zurück.
Klar ist er, der Hintersee – und sauber. Stimmt.
Aber eben auch arschkalt.
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Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir mit meinem Vater Anfang der 70er dort waren. Vater ist eine kleine Runde geschwommen, meine Schwester und ich haben allenfalls den dicken Zeh ins Wasser gehalten. Gottlob hält sich der touristische Zustrom aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen wohl bis heute in Grenzen.
Schöner Beitrag!