Spaziergänge (#47): Im Großhaager Forst
Eine Frage stellt sich, soviel kann ich vorab sagen, zwangsläufig nach einer Runde im Großhaager Forst: Irgendwer riecht im Anschluss daran verdammt nach sumpfigen Tümpelwasser.
Und ich weiß: Ich bin es nicht.
„Eingeklemmt“ zwischen Hohenlinden, Maitenbeth und Albaching liegt der Großhaager Forst. Es ist ein etwa 1.200 Hektar großer Wald, der zwar noch immer ein Forst ist, aber eben nicht so brutal augenscheinlich wie der Ebersberger Forst mit seinen schnurgeraden im Gitternetz durchzogenen Wegen und einer überwiegend aus Fichten bestehenden Monokultur jedermann offensichtlich ein bewirtschafteter Raum ist. Der Großhaager Forst ist längst im Umbau befindlich, war aber offenbar nie so sehr auf Fichtenwuchs angelegt wie der benachbarte Ebersberger.
Das Wegenetz, von dem ein Gutteil im Winter auch als Loipe gespurt ist (wenn es denn mal Schnee hat), lässt lange, schöne Spaziergänge zu, es ist eine willkommene Abwechslung, wenn man im Wald hinterm Haus mit jedem Baum per Du ist und mal was Anderes sehen will. Denn kein Wald ist wie der Andere. In diesem hier zum Beispiel tragen die Wege zum Teil lustige Namen.
Auf geht’s also in den Großhaager Forst, der von der B12 aus gut zu erreichen ist und über eine gute Auswahl an Wanderparkplätzen verfügt.
Bei unserer kleinen Wanderung fällt mir auf, dass auf vielen Baumstümpfen Steine drapiert wurden. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das bemerke, das scheint unter Waldspaziergängern mittlerweile die konsequente Fortsetzung der Errichtung von Steinmännchen, über deren Sinn und Funktion sich trefflich debattieren lässt, zu sein. Es scheint auch irgendwie typisch menschlich zu sein, nicht einfach alles belassen zu können, wie man es vorgefunden hat.
Ähnlich wie Hunde, die ihre Duftmarken am Wegesrand hinterlassen, muss wohl auch der Mensch allen anderen davon Zeugnis geben, dass er dort war. Und sei es durch das Ablegen von Steinen, die er zuvor aus dem kies-geschotterten Weg rausgepult hat.
Ich begnüge mich, das zur Kenntnis zu nehmen, verstehen muss ich das nicht. Will ich auch gar nicht. Mit persönlich gefallen Baumstümpfe, die ein Mooskissen überzogen hat und auf denen neues Leben entsteht, einfach besser. Aber ich weiß natürlich, dass die Sämlinge hier auf dem alten vermodernden Stumpf kein langes Leben haben werden.
Immer wieder sucht das Auge nach Farbtupfern am Wegesrand, findet gepunktetem Gilbweiderich oder Distelblüten.
Und dann richte ich die Kamera auch mal auf Brennnesseln. Niemand mag sie, sie wachsen schier überall und noch dazu in großer Menge, allgemein wird sie als Unkraut geschmäht. Sind sie vielleicht doch fotogen?
Spannend ist es, wer da wohl „wohnt“ im Souterrain alter Bäume. Die Phantasie sucht und findet mögliche Bewohner dieser kleinen „Höhlen“.
Ein paar Etagen weiter oben sind es Pilze, die den Baum als Unterlage gewählt haben.
Fast verwunschen liegt ein kleiner Tümpel mit einer winzigen Insel zwischen den Bäumen im Forst, über und über ist er mit Wasserlinsen bedeckt. Es bedarf zweier Blicke, um ihn überhaupt wahrzunehmen. Es sind Oasen der Artenvielfalt, es ist der Versuch, im Forst Lebensräume für seltene heimische Tier- und Pflanzenarten zu erhalten oder zu etablieren.
Es lohnt, hier noch einmal allein mit viel Geduld hinzugehen und zu schauen, was sich alles entdecken lässt.
Ach ja, bevor ich es vergesse. Auch im Sommer kann man schon mal an Weihnachten erinnert werden: So im Großhaager Forst:
Darauf ein Birkenstöckchen… wohl bekomm’s.
Vielen Dank fürs Lesen.
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