Geheimtipp (?) Heiglweiher
Kritisch bin ich immer, wenn ich irgendwo lese, dass ein See oder Weiher ein Geheimtipp sei. Das kann meiner Meinung nach nicht stimmen, vor allem nicht, wenn ein solcher Geheimtipp in einem Buch oder einer trafficstarken Webseite veröffentlicht wird. Entweder ein Tipp ist geheim, dann veröffentlicht man ihn nicht sondern raunt ihn unter vorgehaltener Hand dem Nächsten zu. Nur für Insider, kennt sonst keiner… bla, bla, bla. Also, da ist es immer wunderbar leer…
Oder es ist leer, weil irgendetwas nicht stimmt: Modriges, muffelndes Wasser, eine heruntergekommene Anlage drum herum, was auch immer. Dann ist es aber kein Tipp. Ich habe immer schon gesagt, dass Geheimtipps ein rechter Scheiß sind.
Vom Heiglweiher lese ich im Take me to the Lakes. Dort wird er als Geheimtipp gehandelt, daher komme ich überhaupt darauf. Also gilt etwas Vorsicht. Aber der See ist das gleich vorneweg – vollkommen in Ordnung. Er ist nur irgendwie vollkommen ab vom Schuss und sehr klein. Daher war er nicht unbedingt bei mir auf dem Schirm.
So winzig ist er, dass er der (bisher) Kleinste ist, der in meinem Ranking einsortiert wird. Das qualifiziert ihn a priori nicht für die vorderen Plätze, denn zum echten Schwimmen ist er in der Tat wenig reizvoll. Aber trotzdem fahre ich hin, denn ich kann so, wenn ich nach der Arbeit die Kurve über Haimhausen im westlichsten Zipfel des Landkreises Dachau nehme, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nr. 60 meiner Seenliste ist erreicht und ein weiterer im bereits erwähnten Seenführer kann abgehakt werden. Außerdem kann ich mein Es-lebe-der-Sport-Foto für #JedeWocheEinFoto auch machen. Nicht exakt dieses, aber ein Ähnliches.
Gewitterstimmung liegt in der Luft, die Wetter-App hat bereits eine Vorwarnung ausgesprochen. Das ist ein Grund mehr, einen kleinen See anzusteuern. Den nämlich kann ich jederzeit schnell verlassen. Es sind ja nie wirklich mehr als zweihundert Meter bis zur Ausstiegsstelle am nördlichen Badesteg.
Von dem weiß der fulminante Seenführer zu berichten: „Alle, die nicht mit einem Köpfen in den See eintauchen wollen, nehmen die Leiter.“ Sensationell, diese Bemerkung; so tiefgründig, hintersinnig und blitzgescheit, da wäre man sonst sicher nie drauf gekommen. Aber welche der beiden Leitern nimmt man jetzt? Die westliche? Die östliche? Ist das egal oder ist die eine fürs Ein- und die andere fürs Aussteigen? Eine Leiter für Frauen, eine für Männer?
Dazu schweigt der Ratgeber natürlich. Irgendwas ist ja immer. Das kommt eben dabei raus, wenn man auf einen Geheimtipp in einem Buch hört…
Dass Teile des Sees mit gelben Teichrosen zugewachsen sind, schränkt den schwimmbaren Bereich etwas ein und macht den beschwimmbaren Teil des Weihers noch etwas kleiner als er ohnehin schon ist. Andererseits sind Teich- und Seerosen Teil der natürlichen Flora und haben ältere Rechte als ich. Und schön anzusehen sind sie auch.
Da es bei meinem Besuch von Anfang an immer ein ganz klein wenig tröpfelt, ist es enorm leer dort, kaum mehr als 10 Leute. Schnell sind Handtuch, Garderobe und alles andere Geraffel in Ufernähe im wasserfesten Sack unter einem Baum verstaut. Mein erstes Ziel: Der baufällige, gesperrte, zweite Steg am Südufer.
Und dann einfach Runden drehen so lange es geht, es das Wetter zulässt. Denn der Himmel bewölkt sich schnell und nimmt bedrohliche Farben an.
Da Einheimische im See schwimmen, denen ich mehr Kompetenz in der Einschätzung der Gewitterlage zutraue, schwimme ich unbesorgt, mache Fotos und hoffe, dass die schon wissen, wann das Wetter anrollt. Denn dass es kommen wird, ist so klar, wie das Wasser im Weiher trüb ist. Aber wann?
Ich bin halt weder Hobbymeterologe, noch Gewitterjäger oder sonstwie sachkundig. Es reicht, wenn ich daheim erkenne, wenn ein Wetter in Anmarsch ist. Oder auch nicht.
Als der erste Donner für meinen Geschmack viel zu früh und recht laut über den Weiher dröhnt, verlasse ich das Wasser. Schon zucken die ersten Blitze. Besser, jetzt abtrocknen. Und kaum, dass ich das erledigt habe, die Schwimmtasche im Auto verstaut und die Jacke herausgeholt ist, prasselt es von oben. Fluchtartig haben auch die anderen Schwimmer und Badenden das Wasser verlassen und trocknen sich ab.
Von wegen: Die Hiesigen kennen sich aus. Die haben genausowenig Ahnung von Gewitterprognosen wie ich. Und schon plästert es – wovon die Hieisigen auch nichts verstehen. Zumindest nicht diese wunderbaren Vokabel.
Vielen Dank fürs Lesen.
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