Foto und Meer – Das Brandungsfoto und wie es gemacht wurde
Als ich in der vergangenen Woche ein Selfie vom Strand an der Versilia hier veröffentlichte und es gleichzeitig durch die sozialen Netzwerke jagte, gab es einige Reaktionen, vor allem aber die Frage: Wie macht man das?
Nun ist das hier kein Fotoblog. Davon gibt es im Netz ja auch reichlich. Es geht in erster Linie ums Schwimmen. Aber eben auch um seine „Nebenaspekte“. Außerdem beantworte ich gern die Frage, wie dieses Foto entstanden ist:
Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Leute, die oft und gerne Selfies machen (oder machen müssen, weil niemand da ist, der sie fotografiert), haben längst das Stadium überwunden, sich mit dem Handy vor den Badezimmerspiegel zu stellen, einen ernsten Gesichtsausdruck aufzulegen und sich dann im Spiegel zu fotografieren – nebst Handy, Handtuchhalter, Duschkabine, Toilette im sowie Zahnbürste und Co vor dem Spiegel.
Entscheidend nämlich für ein Selfie ist nicht nur der eigene Gesichtsausdruck. Auch das Drumherum ist von großer Bedeutung. Aber wem sage ich das…
Das hier noch einmal gezeigte Bild entstand bei kräftiger Dünung an der Versilia, der toskanischen Mittelmeerküste. Natürlich habe ich das nicht mit dem Handy gemacht sondern mit meiner kleinen Unterwasserkamera, die ich mir für all meine Schwimmerei, die Bebilderung des Blogs und Selfies im Wasser gekauft habe.
Ein Tipp vorab: Nicht entscheidend für die Qualität der Bilder aber für die Möglichkeit, sie überhaupt nutzen zu können, ist, dass man die Kamera anseilt. Immer und grundsätzlich, wenn man ins Wasser geht. Eine Welle und schon kann sie weg sein, eine ungeschickte Bewegung und schon sinkt sie in die Tiefen eines Sees. Ein festes Nylonband ist an der Kamera befestigt. Die Schlinge am anderen Ende ziehe ich mir entweder ans Handgelenk (wenn ich nur für Bilder unterwegs bin), oder ich befestige sie am Bauchgurt der Schwimmboje, wenn ich die Kamera auf längere Seeschwimmstrecken mitnehme.
Auch nicht mal eben so, wenn ich gar nicht vorhabe, tiefer ins Wasser zu gehen, nehme ich die Kamera mit, ohne sie anzuschnüren.
Der Rest ist eigentlich relativ einfach. Ich setze oder stelle mich mit dem Rücken zur Welle und zwar ein kurzes Stück hinter der Stelle, an der die Wellen brechen. Das kann man ja gut erkennen. Dann lasse ich erst einmal ein paar Wellen über mich hinüber rauschen, um herauszubekommen, wie lange es dauert, bis die Gischt auf meiner Höhe ist. Das kann man sehr gut hören. Die Zeit, sich dauernd umzuschauen, hat man nämlich nicht.
Und dann wird einfach wild und hemmungslos drauflos fotografiert. Und zwar immer ganz kurz vor dem Moment, an dem mich die sprudelnde und schäumende Gischt am Hinterkopf trifft. Den Moment abzupassen, muss man ein wenig üben. Manchmal ist man einfach eine Sekunde zu früh dran oder steht nicht nah genug an der Welle, wenn sie bricht. Dann entseht eben so ein Foto:
Man muss unter Umständen mit einbeziehen, dass die Kamera nicht unbedingt just in der Sekunde das Bild „belichtet“, in der man auf den Auslöser drückt. Gerade die einfachen Digitalkameras haben kurze Zeitverzögerungen und das Bild entsteht dann, „wenn schon alles wieder vorbei ist“.
Ich stelle die Kamera dabei auf extrem kurze Belichtungszeit ein. Es ist hell genug, dass sie das ertragen kann.
Anders schafft man es nicht, dass die Wassertropfen scharf werden. Der Nachteil ist, dass es keine Tiefenschärfe gibt, also alles im Bildvorder- und Hintergrund sehr schnell unscharf wird. Hier gut zu sehen, was dabei herauskommt:
Den vorprogrammierten „Sportfoto“-Modus halte ich für nicht so geeignet, da die Bilder zwar enorm schnell gemacht werden, aber, damit sie ebenso schnell auf die Karte gespeichert werden können, über nicht allzu große Datenmengen verfügen. Die Folge ist, dass man bei Ausschnittvergrößerungen schnell an die Grenzen stößt.
Von zehn gemachten Bildern ist eines annehmbar – neun landen normalerweise im digitalen Müll. Bilder zum Beispiel, wie das Nachfolgende. Es ist unscharf, ein Wassertropfen auf dem Objektiv versaut das Bild zusätzlich. Das Bild kann weg.
Irgendwann habe ich den Dreh raus, wann ich auf den Auslöser drücken muss und kehre mit 100 oder mehr Fotos auf dem Speicherchip abends in die Ferienwohnung oder das Hotel zurück.
Im Urlaub lese ich meistens die Speicherchips meiner Kameras noch am Abend aus und kopiere die Bilder auf mein Laptop, denn erst dort kann ich erkennen, ob das Foto, das auf dem Kameradisplay noch einigermaßen nach was aussieht, auch wirklich zu gebrauchen ist oder nicht.
Außerdem sichere ich so die Tagesausbeute für den Fall, dass die Kamera wirklich mal verloren geht (oder gegangen wird, auch das soll ja vorkommen). Dann sind wenigstens die Bilder noch da.
Es folgt der schwierigste Schritt: Gnadenlos alles zu löschen, was mir nicht gefällt – auch die Fotos, die als „Na ja, geht so – ist doch halbwegs ok“ eingestuft werden. Dazu gehören dann auch Bilder, auf denen ich mir selbst nicht gefalle: Bescheuerter Gesichtsausdruck, Doppel- oder Trippelkinn, unvorteilhafte Dickbäuchigkeit usw. – eben alles, was der eigenen Eitelkeit nicht gerade zuträglich ist.
Der eingedampfte Rest bedarf unter Umständen regulierender Nacharbeit im Bildbearbeitungsprogramm. Dazu gehören sanfte Kontrast- und Farbkorrekturen, ggf. die Tiefen aufzuhellen und Lichter abzudunkeln, Horizonte zu begradigen, Bildausschnitte zu wählen… das Übliche halt.
Die Nachbearbeitung lohnt auf jeden Fall, selbst wenn man nicht in die Tiefen der Software einsteigt und nur an der Oberfläche kratzt.
Der entscheidende Trick aber ist und bleibt die Fotoauswahl: Die Ansprüche an die Fotos hochschrauben, beherzt viel löschen und nur zeigen, was einem selbst wirklich zusagt.
Vielen Dank fürs Lesen.
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