17.03.2025: Fastenkalender (13) – Unruhe auf dem Friedhof
Von Orten der Stille ist die Rede, vom Gottesacker, Gräberfeld und vielen ähnlichen Begriffen. Von Unruhe keine Spur. Auch von Parks, grünen Lungen in den Städten, Oasen, Rückzugsorten, Nischen für Wildtieren ist oft die Rede.
Seit ich vor vier Jahren angefangen habe, für den Totenhemdblog mal mehr mal weniger viele Beiträge zu schreiben, gehe ich viel aufmerksamer auf Friedhöfe – und viel öfter. Das ist natürlich auch dem geschuldet, diesen Blog wie auch meinen eigenen mit Beiträgen und Bildern zu versorgen: Denn nahezu jeder Friedhof ist es wert, besucht, begangen, betrachtet und „bewertet“ zu werden: Gefällt es mir dort? Gibt es Bildmotive? Gibt es eine Erfahrung, die ich mitnehmen kann, vielleicht sogar eine Geschichte? Habe ich etwas entdeckt, etwas erlebt? Ja, meistens.
Mit der Zeit sind da ganz schön viele Beiträge über Friedhöfe zusammengekommen, viele entstanden aus Urlauben heraus oder nach Touren durchs bayersiche Oberland.
Auf vielen Friedhöfen bin ich lieber allein; vor allem, wenn ich viel fotografieren möchte. Mich umgibt eine Scheu, dabei von Menschen beobachtet zu werden, deren Gräber es letztlich sind, die ich vors Objektiv nehme. Davon exemplarisch hier mal ein Beitrag, wie sich sowas anfühlt.
Trotzdem möchte ich nicht davon abrücken.
Nicht von den Friedhofsbesuchen und nicht von dem Bloggen darüber.
Ich weiß, ich teile die Faszination mit vielen Menschen. Dabei hat es überhaupt nichts mit dem Wunsch nach Nähe zu den Toten zu tun sondern einfach nur mit Entschleunigung, mit dem berühmten Moment des Innehaltens, vielleicht des Nachdenkens, des zur Ruhe kommens und des Durchatmens.
Wer wie ich oft kreuz und quer über Friedhöfe marschiert, immer auf der Suche nach noch einem anderen, noch einem besseren Bild, hat das mit dem Durchatmen nicht ganz verstanden. Wenn ich dann immer hektischer werd, ob ich wirklich alles gesehen und fotografiert habe, bekomme ich von Ruhe und Innehalten wenig mit, aber ich sage mir dann, dass ich dafür schließlich auch nicht hergekommen bin.
Manchmal geht mir das – vor allem auf großen und ungemein beeindruckenden alten Friedhöfen, wie dem alten Münchner Südfriedhof (hier viele Bilder) so. Und dann zwingt mich plötzlich ein kleines Eichhörnchen zur Ruhe: Ich muss stehen bleiben und still warten, sonst erklimmt es gleich wieder einen Baum. Wenig bewegen, leise sein und hoffen, dass das Tier genau den Weg einschlagen wird, den ich mir zum Fotografieren wünsche.
Innere Ruhe ist das nicht, im Gegenteil. Große Anspannung, was bei der Fotografie von Wildtieren immer ein Thema ist – Anspannung und viel Geduld. Wie kann einer das aushalten?
Aber was bleibt mir übrig. Denn ganz vielleicht entsteht so eines meiner Lieblingsfriedhofsbilder.
Alle bisher veröffentlichten Beiträge im Fastenkalender 2025 finden Sie unter der angegebenen Rubrik oder unter diesem Link.
Kommentare unter diesem Beitrag sind herzlich willkommen.
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