Erfahrungen im Ostersee: Schwimmen mit ein paar Gewissensbissen

„Und was machen Sie da Schönes“, fragt mich ein älterer Herr, der mit einem E-Bike direkt auf mich zugeradelt gekommen ist. Ort des Geschehens: Der Badeplatz Staltach am Großen Ostersee zwischen Iffeldorf und Seeshaupt. Gerade bin ich aus dem See gekommen, laufe noch ein wenig auf und ab, bevor ich mir den Neo vom Körper streife.

Ostersee - Blick nach Süden

Ich bin es gewohnt, dass Leute mich beim An- oder Ausziehen meines Neoprenanzugs, dem An- oder Ablegen der Schwimmboje interessiert ausfragen. Ich antworte, dass ich schwimmen war. Der Mann schaut mich argwöhnisch an. Ein Metallplättchen auf seinem hellgrünen Hemd, ein Aufnäher am Ärmel, eine weiße Kappe mit blauer Aufschrift, die er aber nicht auf dem Kopf, sondern auf dem Gepäckträger spazieren führt, identifizieren ihn als Ranger. Denn ich befinde mich in einem weiträumigen Naturschutzgebiet der Ostereen. Und da ist Schwimmen nur an wenigen ausgesuchten Plätzen erlaubt. Und so ist es recht und billig, dass mich der Ranger anspricht und sich erkundigt.

Ostersee - Blick nach Norden

Ich muss ihm hoch und heilig versichern, dass ich nicht tauchen gehe oder tauchen war, denn dafür braucht es eine Sondergenehmigung, und wer einen Neo hat, ist offenbar ein Taucher. Keine Taucherbrille, keine Flossen, kein Schnorchel, nichts, egal.
Ich weise ihn darauf hin und erkläre, was ich da mache bzw. gemacht habe.
Da lächelt er versöhnlich.
„Aber schwimmen’s nicht zu nah ans Ufer und auf keinen Fall ins Schilf.“

Verbotsschilder am Ostersee

Auch das versichere ich ihm, denn er hat noch immer nicht überrissen, dass ich mit dem Schwimmen bereits fertig bin. Ich erwähne dies, auch den Weg, den ich zurückgelegt habe, dann ist er zufrieden und wünscht mir einen schönen Nachmittag.

In der Tat ist das Thema von Schwimmen in Naturschutzgebieten ein besonderes Anliegen. Oft genug habe ich meine Meinung dazu in einschlägigen sozialen Medien veröffentlicht – und auch hier im Blog etwas dazu geschrieben, was ich gelegentlich verlinke. Da geht es allerdings um für Schwimmer und damit für jegliche Art Wassersport verbotene Seen. Hier am Ostersee darf man an ausgesuchten Badeplätzen baden. Das ist an dieser Stelle explizit erlaubt. Wie am benachbarten Fohnsee, der auch zu dem Schutzgebiet gehört, auch.

Am Ostersee

Von Schwimmen, ob es erlaubt ist oder nicht, ist nirgends die Rede, auch gibt es keine Bojenketten, die das Terrain für Schwimmer begrenzen. Das Baden an und das Betreten von geschützten Uferbereichen hingegen ist explizit untersagt.
Der Ranger aber war vollkommen zufrieden, als ich ihm versicherte, dass ich mich nirgendwo dem Ufer genähert habe. Reicht das?

Am Ostersee

Trotzdem: Unterm Schwimmen stelle ich mir immer wieder die Frage, ob ich hier überhaupt noch schwimmen darf? Wie weit ins Wasser hinein geht das, was man als Badeplatz ausgewiesen hat. Die Begrenzungen nach links und rechts sind klar. Aber Richtung Seemitte? Die etwa hundert Meter, die man stehen kann? Oder doch weiter?
Unter der Woche an einem nicht ganz so guten Tag, für den auch noch Gewitter angekündigt sind, kann ich mich auch nicht an anderen, ortskundigen und erfahrenen Seebesuchern orientieren. Zwar kommen im Minutentakt Wanderer an der Badestelle vorbei, schwimmen aber kaum jemand. Und wenn, dann wegen der Wassertemperatur nur wenige Minuten. Das macht es leicht, um die Leute herumzufotografieren.
Also bin ich auf mich allein gestellt und mein Gewissen. Das ist das Dilemma, gleichzeitig aber auch Antrieb, hier besonders achtsam zu sein: Was heißt: sich an die Regeln zu halten, Verbotszonen zu meiden – überhaupt am besten möglichst im gebührenden Abstand vom Ufer zu bleiben.

Badeplatz Staltach am Ostersee

Da kann einem schon unbehaglich werden, wenn immer wieder die Frage aufploppt: So weit raus ist niemand geschwommen. Hätte ich das überhaupt gedurft? Klar. Die Verbotsschilder machen klar, dass ich die Marieninsel nicht betreten darf. Das habe ich auch nicht vor. Aber umschwimmen. Das will ich. Und die Steigerinsel gleich mit.

Ostersee - Insel

Selfie im Ostersee

Dafür bin ich schließlich hergekommen. 85 Kilometer Anfahrt nimmt man eben nicht auf sich, nur um ein wenig zu baden. Außerdem: Das türkis-grün-blaue Wasser des Toteissees ist einfach zu verführerisch. Aber motiviert das Schwimmen des einen nicht unter Umständen auch andere, es ihm gleich zu tun und möglicherweise weniger achtsam dabei zu sein?
Es bleibt schwierig – vor allem wegen des eigenen Anspruchs.

Ostersee

Was ich als höchst angenehm empfinde: Ich bin ganz allein – muss weder auf Ruderboote mit Anglern noch Stand-Up-Paddler, Luftmatratzen oder Schlauchboote achten. All das ist dort nämlich nicht erlaubt. Nur Schwimmen.
Viel Zeit habe ich nicht, denn im Süden braut sich am Himmel ein Gewitter zusammen, von Ferne grollen die ersten Donner. Gewitter im Wasser brauche ich überhaupt nicht!
Aber die Zeit,  bis sich wirklich über mir ein Gewitter entlädt, die werde ich nutzen.

Und genießen. Bevor es an diesem Urlaubstag weiter nach Bernried geht. Wovon bereits an anderer Stelle erzählt wurde.

 


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5 Antworten

  1. manni sagt:

    Der sieht richtig toll aus der See ! Hast dich an die Vorschriften gehalten und das ist gut so ! Weiterhin tolle Seen für dein Hobby !!

    • zwetschgenmann sagt:

      Ja, ich war auch hin und weg von dem See. Langsam wird es schwierig, solche Seen zu finden, in denen ich noch nie war und für die ich nicht stundenlang anreisen muss. Denn Stunden im Auto zu sitzen für eine Runde schwimmen finde ich nicht nur Verschwendung von Zeit sondern auch unnötigen Spritverbrauch.

  2. Smamap sagt:

    Wieder einmal ein toller Artikel mit ebensolchen Bildern.
    Danke!

  3. Ich denke mal, das ist Klasse, wie du das machst. Schützenswert sind wohl vor allen Dingen die Flachwasserbereiche der Uferzonen. Und wenn du dich da fern hältst sollten dir alle Naturschützer und Amphibien freundlich zunicken. Manche mögen dich für das Angeheuer von Loch Ness halten. Aber gut …