Mediatipps (Teil 33): „Erebus“ von Michael Palin

Es ist nicht das erste Mal, dass ich lesend in arktische Gefilde und Eiseskälte vorstoße und anschließend das Buch hier empfehle. Vor ein paar Jahren „begleitete“ ich Arthur Conan Doyle auf seiner Fahrt als Mediziner eines Walfangschiffes.
Nun also „heuere“ ich bei Michael Palin an. Ja genau: Dem aus der britischen Monty Python’s Gruppe, dem wunderbaren Pontius Pilatus im Leben des Brian.
Ihn aber darauf zu reduzieren, wäre viel zu kurz gedacht, denn Palin ist auch ein hervorragender Autor, ein weitgereister Mann, der für die BBC mehrere Reisedokumentationen gedreht hat. Einige Jahre war er, und das wird man nicht nur mit Klamauk, Prsäident der Royal Geographical Society in Großbritannien.
Palon hat sich mit größtem journalistischem Gespür auf die Spur der Erebus gesetzt, jenes Polarschiffes, das erst die Antarktis erforschte, dann die Arktis und schließlich bei der Suche nach der Nordwestpassage 1848 erst im Eis festgesetzt wurde, von seiner Mannschaft aufgegeben wurde, sank und 2014 gefunden wurde.
Erebus von Michael Palin

All das hat Palin sorgsam recherchiert und überaus packend neu erzählt – nicht als Roman sondern als Reportage. Über 400 Seiten lang begleiten wir Leser die vom einstigen Kriegs-zum Forschungsschiff umgebaute Erebus. Vom Werden 1826 bis zu den ersten Fahrten ins Mittelmeer, dann unter dem Kommando von James Clark Ross hinunter nach Australien und in die Antarktis und zurück nach Good Old England spannt sich der Bogen. Und weiter: Denn von England aus startet das  Schiff unter dem neuen Kommando von Sir John Frankin eine weitere Mission: Die Suche nach der Nordwestpassage. Es sollte ein Debakel werden, was hier zu erwähnen kein Spoilern ist, denn zum einen ist das hinlänglich bekannt, zum anderen eröffnet Palin sein Buch mit dem Auffinden des Wracks der Erebus im kanadischen Eismeer.
Das alles könnte man auch auf wenigen Zeilen im Wikipedia Eintrag lesen, aber das ist nicht das Gleiche. Denn Palin gelingt es, uns Leser buchstäblich sowohl mit an Bord zu nehmen und das Leben und Arbeiten der Forschungsreisenden dort wenigstens ansatzweise zu verstehen, als auch mit auf die Landgänge in Australien, Tasmanien, sowie vielen Inseln am Rande der Antarktis.
Und da kann einem schon mal ordentlich kalt werden. Sogar beim bloßen Lesen.
Mag sein, dass es am Anfang etwas verwirrend ist, zu lesen, welcher Marineoffizier mit wem und wann und warum… am Ende sind sie alle an Bord der Erebus und ihrem Schwesterschiff, der Terror, auf dem Weg zum Südpol.
Geschickt unterbricht Palin die Chronik der damaligen Ereignisse und schildert immer wieder, wie auch er an den geschilderten Orten unterwegs war – ob in London in der Werft, auf St. Helena, den Falklands, in Tasmanien oder an Bord eines russischen Schiffs in der Nordwestpassage.

HMS Erebus und HMS Terror, 1845

Denn er hat – soweit es ging – alle Orte des Geschehens selbst bereist und in Augenschein genommen, schildert, dass er dort stand, wo Captain James Clark Ross dereinst stand. Palin erzählt auch von seinen ganz persönlichen Eindrücken, als er sich vom Hauch dieser Geschichte anwehen ließ.
Mir gefällt so etwas. Das macht es umso authentischer, denn Palin zeigt, dass er weiß, wovon er berichtet.
Und da Palin alle Recherchen und viele Reisen dazu gemacht hat, reicht es mir vollkommen aus, sein Buch zu lesen. Ich muss mich nicht selbst auf die Spuren der Erebus begeben. Schon gar nicht in die Nordwestpassage, wo das Ganze scheiterte und ein tragisches Ende nahm.
Dass die Erebus nicht mehr zurückkehrte, führte dazu, dass jahrzehntelang wieder und wieder Expeditionen losgeschickt wurden, erst die verschollene Mannschaft zu suchen, dann überhaupt irgendwelche Spuren und am Ende das verloren gegangene Schiff.
Was ja rund 70 Jahre später auch erfolgreich gelungen ist.
Ein tolles Buch!


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Pain, Michael: Erebus Ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See
Erhältlich auch als gebundene Ausgabe

Broschiert / 464 Seiten / Verlag: Goldmann / Erschienen 23.09.2016 / Sprache: Deutsch, übersetzt von Rudolf Mast
Taschenbuch ISBN 978-3957970411
Gebundene Ausgabe: ISBN 978-3866486041

Preis: 28,00 €
Taschenbuch: 14,00 €
Kindle: 12,99 €


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2 Antworten

  1. Naya sagt:

    Das Buch hat mir mein Vater auch schonmal empfohlen, ist noch auf meiner Liste zu lesender Bücher.

    Von der letzten Expedition habe ich aber durch die Berichte rund um das gefundene Wrack und durch die spannende (Fiktion mit Historischem mischende) Horrorserie „The Terror“ über die HMS Erebus und HMS Terror schon etwas mitbekommen.

    • Lutz Prauser sagt:

      Dann unbedingt lesen – es scheint übrigens ein Buch zu sein, dass bei Männern (auch den eher lesefaulen) sehr gut ankommt. So erzählte mir meine Buchhändlerin letztens. Weil Männer ja nicht lesen… Ok. Ich schon.

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